Liebe aus dem Internet

Rund 1,5 Millionen Österreicher sind monatlich auf Datingplattformen aktiv. Warum immer mehr online nach Partnern suchen

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Technik - Liebe aus dem Internet

Ob Seitensprung, One-Night-Stand, Lebenspartner oder die große Liebe: Immer mehr Österreicherinnen und Österreicher suchen im Internet Erfüllung intimer Sehnsüchte. Laut Statistik Austria galten 2016 etwa 1,7 Millionen Menschen als single oder alleinerziehend. Etwa 1,5 Millionen davon sind regelmäßig im Internet auf der Suche nach Liebe, Sex oder Flirts, so der Branchenreport des Vergleichsportals singleboersen-vergleich.at aus dem Jahr 2016.

"Der große Vorteil ist: Onlinedating ist einfach und zeitsparend. Man kann vorab sehen, ob jemand ungefähr zu einem passt", erklärt Alexandra Langbein von der Analyseplattform Metaflake. "Sie müssen nicht mehr gezwungenermaßen jedes Wochenende ausgehen, um jemanden kennenzulernen." Oft sind auch die eigenen Lebensumstände entscheidend dafür, ob jemand die Fahndung online aufnimmt: "Viele Alleinerziehende haben auch einfach nicht die Zeit, ständig auszugehen."

Flirt, Sex oder Beziehung?

Die Motive der Nutzer sind dabei ganz unterschiedlich. "In Österreich sind etwa 700.000 User monatlich auf Datingportalen. 380.000 sind explizit auf der Suche nach Sexkontakten", so Langbein. Den typischen Onlinedater gibt es nicht. So sind neben Menschen, die im Internet nach fester Partnerschaft suchen, auch Alleinstehende auf der Suche nach temporären Kontakten wie One-Night-Stands, Affären oder Flirts. Es gibt Menschen, die in offenen Beziehungen leben, Swinger, Seitenspringer und Personen, die sich zwar in einer Partnerschaft befinden, sich aber parallel dazu umschauen.

Hierzulande sind etwa 400 Anbieter für Partnervermittlung aktiv. Die verschiedenen Datingplattformen werden in fünf Sparten unterteilt: Kontaktanzeigenportale, Online-Partnervermittlungen, Social Dating, Adult Dating und Nischen-Singlebörsen. Während Kontaktanzeigebörsen (z. B. Love Scout 24) vergleichsweise schrumpfen, boomen Partnervermittlungen. Das sind Singlebörsen, die auf Basis paarpsychologischer Matchingverfahren, oft mit Erfolgsgarantie, Partner vermitteln. Sie sind mit 20,3 Prozent Marktanteil das umsatzstärkste Segment, gefolgt von Adult-Dating-Plattformen (z. B. C-Date, Joy Club, Secret), die erotische Kontakte für sexuelle Experimente vermitteln. Vor allem Adult-Dating-Portale aus der Swingerszene sollen in Österreich besonders beliebt sein, so der Bericht.

Tinder ist unter den Social-Dating-Apps wohl die bekannteste. Social Dating als das nutzerstärkste Marktsegment wird hauptsächlich von einem jungen Publikum genutzt, das auf der Suche nach zwanglosen Kontakten und Flirts ist. Als Nischen-Singlebörsen (Halbvoll, East Loves West u. a.) werden Portale bezeichnet, die sich auf engere Zielgruppen spezialisieren, z. B. Singleeltern, ein bestimmtes Alter oder bestimmte sexuelle Vorlieben.

It's a match

Bei Partnervermittlungen sind eher Frauen, bei Kontaktanzeigen eher Männer auf der Suche, so der Bericht. Bei vielen Singlebörsen (vor allem bei jenen, für die man zahlen muss) erhält man Vorschläge anhand psychologischer Persönlichkeitstests, denen sich jedes Mitglied zuvor unterziehen muss. Dadurch wird festgestellt, dass einem nur Singles vorgeschlagen werden, die zumindest wirtschaftlich gesehen zu einem passen könnten. "Sie müssen dann nur noch eine Nachricht an den Single schreiben, der sie interessiert", sagt Langbein. Nachteil ist, dass es im echten Leben dann vielleicht gar nicht so funkt wie virtuell: "Manchmal stellt man beim ersten echten Date fest, dass man den anderen gar nicht riechen kann."

Je nach Plattform wird also entweder aufgrund von spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen nach Übereinstimmungen gesucht, oder die User entscheiden nach dem Optischen, ob der andere als potenzieller Partner infrage kommt. Plattformen wie Tinder, die nach dem berühmten und recht oberflächlichen "Wisch-Prinzip" funktionieren, erscheinen eher wie ein Katalog, bei dem man Personen nach Alterskategorie, Geschlecht oder Umkreis vorgeschlagen bekommt.

Die Wienerin Katharina P., 28, ist Studentin und Künstlerin und seit etwa einem Jahr aktiv bei Tinder. Sie berichtet: "Ich hatte zwei harte Liebesbeziehungen hinter mir und fühlte mich einsam. Es war schwer, mich neuen Menschen gegenüber zu öffnen. Eine Freundin empfahl mir deshalb, Tinder zu probieren."

Die 28-Jährige begann, Menschen über Tinder zu treffen. Zwei gute Freundschaften haben sich aus diesen Treffen entwickelt, etwas Ernstes aber nicht. Tinder sieht sie mittlerweile als Networking-Tool: "Wenn ich im Urlaub bin, tindere ich gerne, um schneller mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten, zum Beispiel, um ein nettes Lokal zum Feiern zu finden."

Man sollte sich bewusst sein, dass auf Tinder Unverbindlichkeit herrscht, fügt sie warnend hinzu. Die eigenen Erwartungen an die Kontakte sollten deshalb nicht zu hoch sein.

Dating-Dschungel

"Viele Singlebörsen sind oberflächlich. Vor allem User von Apps wie Tinder oder Lovoo sind oft unverbindlich", so Alexandra Langbein. Deshalb sollte man bei Singlebörsen immer zuvor prüfen, welchem Zweck sie dienen, ergänzt die Expertin. Während Elite Partner oder Parship als die unübertroffenen Online-Partnervermittlungen gelten, sei Social Dating eher geeignet, um neue Leute kennenzulernen, zu flirten oder sich zwischendurch auch für einen One-Night-Stand zu verabreden. "Wenn die Verabredung denn auch zustande kommt! Viele Tinder-Nutzer sind oft sehr sprunghaft und unzuverlässig", weiß Langbein.

Die Qualität der Kontakte scheint also oftmals davon abzuhängen, ob man für die Partnervermittlung zahlt. Elisabeth B., 53, ist schon länger auf der Suche nach einer festen Beziehung. Über Parship hat sie einige Männer getroffen. Die Lehrerin berichtet: "Bei Leuten, die man über Parship erreicht, kann man sich ziemlich sicher sein, dass sie eine feste Beziehung suchen ."

Allerdings gebe es, wie bei vielen anderen Singlebörsen, betrügerische Fakeprofile, auf die man achten sollte. Langbein empfiehlt, vor der Anmeldung einige Testberichte über die Plattform zu lesen und sich bezüglich Datenschutz und Sicherheit vorab zu informieren. Vorteilhaft sei auch, auf das TÜV-Zeichen zu achten, das einen gewissen Standard bezüglich Datenschutz und Sicherheit gewährt.

Erfolgreich daten

Wer beim Onlinedating erfolgreich sein möchte, muss aber mehr tun, als sich nur anzumelden und zu hoffen, dass Amor sein Übriges tut: Ein vollständig ausgefülltes Profil, interessante Informationen über die eigene Person und ansprechende Bilder, die nicht zu viel verraten, sind unerlässlich für eine erfolgreiche Vermittlung.

Eine Studie der Plattform Zoosk empfiehlt, sich in Konversationen über Genuss oder Essen (vor allem Schokolade) zu äußern, da das die Nachrichtenquote steigert. Mindestens drei Bilder von sich hochzuladen (Profil, Ganzkörper und in Action, zum Beispiel bei einer Tätigkeit oder einem Hobby), ist ebenfalls von Vorteil, erklärt Langbein. Wenn man weiß, welche Plattform für einen in Frage kommt, wie man sich vorteilhaft in Szene setzt und Konversation macht, hat man also gute Chancen, beim Onlinedating genau das zu finden, was man sucht.