Technik-Damen außer Rand und Band: ÖSV- Girls feiern am Semmering Dreifach-Triumph

Zettel gewinnt Riesentorlauf vor Hosp und Schild Kirchgasser hinter Mancuso auf gutem fünften Platz

Selbst eine brutale Eispiste hat den einzigartigen Erfolgs-Run von Österreichs Skidamen nicht stoppen können. Kathrin Zettel gewann am Semmering den Riesentorlauf 0,10 Sekunden vor Nicole Hosp und 0,16 vor Marlies Schild und sorgte für den bereits 8. Sieg der ÖSV-Damen im 12. Saisonrennen. Hosp übernahm vor dem Nachtslalom drei Punkte vor Schild wieder die Weltcup-Führung.

Technik-Damen außer Rand und Band: ÖSV- Girls feiern am Semmering Dreifach-Triumph

11.000 begeisterte Zuschauer bejubelten auf dem Semmeringer "Zauberberg" damit einen denkwürdigen Mehrfach-Sieg. Denn Österreichs Erfolgs-Damen spielten trotz oder gerade wegen der anspruchsvollen und ruppigen Eispiste, auf der viele von zwei schnell gesetzten Läufen überfordert waren, ihre ganze Klasse aus. Und sie sorgten für den ersten Dreifachsieg im Riesentorlauf seit bald 35 Jahren. Zuletzt hatte es so etwas im Februar 1972 gegeben, als in Banff (Kanada) Annemarie Pröll vor Wiltrud Drexel und Monika Kaserer gewann.

Am meisten strahlte Zettel. Wenige Wochen nach ihrem Debütsieg in Aspen gewann die 20-Jährige auch am Semmering den Riesentorlauf und sorgte so für den ersten Weltcup-Heimsieg einer Niederösterreicherin. Das rührte sogar die zuschauende Michaela Dorfmeister im Ziel zu Tränen. "Heute hat man gesehen, dass unsere Mädchen eine Klasse besser sind als die anderen", lobte die im Frühjahr zurückgetretene Doppel-Olympiasiegerin ihre Nachfolgerinnen.

Zurecht. Denn wie sehr die ÖSV-Technik-Damen im 13. und wegen der brüchigen Eispiste schwierigsten Semmering-Rennen der Geschichte den Rest des Feldes beherrschten, war beeindruckend. Obwohl es im ersten Lauf 16 Ausfälle gab und mit Götschl, Meissnitzer, Fischbacher, Berger und Fenninger auch fünf Österreicherinnen sowie Lindsey Kildow (USA) ausfielen, ging die ÖSV-Mannschaft mit einer Dreifachführung durch Schild vor Zettel und Hosp sowie vier Damen in den Top-5 in die Entscheidung.

Und die hatte es in sich. In dem von Zuschauer-Massen gesäumten Eis-Schlauch ließen die ÖSV-Girls nicht locker und als Hosp Bestzeit vor der US-Amerikanerin Julia Mancuso erzielt hatte, stand der 8. Saisonsieg einer Österreicherin fest. Er ging aber letztlich an Zettel - Hosp musste sich zum bereits viertenmal mit Platz zwei begnügen ("Hier war ein fehlerfreier Lauf nicht möglich, besser als viermal Vierte"), der neuerlich voll attackierenden Schild passierten nach klarer Zwischenbestzeit im Mittelteil zwei grobe Fehler.

"Die waren einfach zu gravierend. Ich freu' mich aber trotzdem über Platz drei und ich vergönne der Kathrin den Sieg", gab sich Schild als faire Verliererin. Die Salzburgerin hatte im ersten Lauf eine wahre Schrecksekunde wegstecken müssen, nachdem sie im Ziel spektakulär gestürzt und in die Abgrenzung geflogen war. Eine schmerzende Hand und ein verdrehtes Knie waren die Folge. Trotzdem gelang ihr nach langer Zeit das Podest-Comeback im Riesentorlauf.

Auch Zettel hatte Lauf eins nicht unversehrt überstanden. Ihre an einem Tor angeschlagene Hand musste mit Eis gekühlt werden, selbst ein dicker Tape-Verband und Startnummer 29 konnte dann ihren großen Heim-Triumph nicht verhindern. "Unbeschreiblich. Das ist einfach die Krönung", jubelte die Göstlingerin. "Der zweite Weltcup-Sieg und der daheim, das ist Wahnsinn", sagte Zettel und gestand: "Ich wusste, dass es eng wird, denn Marlies hatte einen sensationellen ersten Lauf. Und die Piste war doch schon sehr mitgenommen. Die Bedingungen waren sehr schwierig, so etwas erlebt man selten."

Die ÖSV-Damen feierten dank Michaela Kirchgasser auf Platz fünf - auch die Salzburgerin wäre ohne Fehler eine Sieganwärterin gewesen - einen mannschaftlich großartigen Erfolg. Sie sind damit in den technischen Bewerben dieser Saison weiter ungeschlagen, haben 8 von 12 Rennen gewonnen und 19 von 36 möglichen Podestplätzen geholt.

Und das, obwohl nicht einmal die Niederösterreicherin Zettel von einem wahren Heimvorteil sprechen konnte. "Ich bin hier am Hirschenkogel vielleicht fünf-, sechsmal gefahren. Davon waren drei Rennen und eine Charity", sagte Zettel.

Endstand des Riesentorlaufs auf dem Semmering:
1. Kathrin Zettel AUT 2:09,50 Min. 1:04,25 1:05,25
2. Nicole Hosp AUT 2:09,60 +0,10 1:04,35 1:05,25
3. Marlies Schild AUT 2:09,66 +0,16 1:04,04 1:05,62
4. Julia Mancuso USA 2:09,82 +0,32 1:04,90 1:04,92
5. Michaela Kirchgasser AUT 2:10,27 +0,77 1:04,94 1:05,33
6. Anja Pärson SWE 2:10,47 +0,97 1:05,31 1:05,16
7. Denise Karbon ITA 2:11,55 +2,05 1:05,50 1:06,05
8. Ingrid Jacquemod FRA 2:11,79 +2,29 1:05,79 1:06,00
9. Tanja Poutiainen FIN 2:11,90 +2,40 1:06,54 1:05,36
10. Anna Ottosson SWE 2:12,01 +2,51 1:06,06 1:05,95
. Karen Putzer ITA 2:12,01 +2,51 1:05,91 1:06,10
12. Manuela Moelgg ITA 2:12,06 +2,56 1:05,54 1:06,52
13. Tina Maze SLO 2:12,34 +2,84 1:05,95 1:06,39
. Tina Weirather LIE 2:12,34 +2,84 1:07,25 1:05,09
15. Maria Pietilä-Holmner SWE 2:12,56 +3,06 1:06,80 1:05,76
16. Kathrin Hölzl GER 2:12,63 +3,13 1:06,51 1:06,12
17. Aurelie Santon FRA 2:12,66 +3,16 1:07,40 1:05,26
18. Mateja Robnik SLO 2:12,67 +3,17 1:06,59 1:06,08
. Olivia Bertrand FRA 2:12,67 +3,17 1:06,52 1:06,15
20. Elisabeth Görgl AUT 2:12,83 +3,33 1:06,75 1:06,08
21. Chemmy Alcott GBR 2:12,93 +3,43 1:07,10 1:05,83
22. Fabienne Suter SUI 2:13,08 +3,58 1:07,47 1:05,61
23. Veronika Zuzulova SVK 2:13,17 +3,67 1:07,22 1:05,95
24. Ana Drev SLO 2:13,23 +3,73 1:06,32 1:06,91
25. Jessica Lindell-Vikarby SWE 2:13,37 +3,87 1:06,83 1:06,54
26. Marion Bertrand FRA 2:13,40 +3,90 1:06,78 1:06,62
27. Daniela Zeiser AUT 2:13,44 +3,94 1:07,50 1:05,94
28. Carolina Ruiz-Castillo ESP 2:13,50 +4,00 1:07,59 1:05,91
29. Genevieve Simard CAN 2:14,15 +4,65 1:06,29 1:07,86
30. Jessica C. Kelley USA 2:14,22 +4,72 1:07,59 1:06,63

(apa/red)