„Die Gier ist größer denn je.
Ich glaube, sie ist unser Untergang“

Regisseur Robert Dornhelm über seinen ersten "Tatort"

Es ist sein erstes Mal – am 7. Juni feiert der erste „Tatort“ von Hollywoodregisseur Robert Dornhelm („Into the West“, „Kronprinz Rudolf“) seine Premiere in ORF eins. In „Tatort: Gier“ geht es um einen mysteriösen Mord in einer Chemiefabrik. Als die Kommissare Fellner (Adele Neuhauser) und Eisner (Harald Krassnitzer) sich mit dem Fall befassen, tauchen sie immer tiefer ein in ein Netz aus Lügen, Verrat und tödlicher Gewinnsucht.

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News.at: Hatten Sie vorab Bedingungen gestellt, um den „Tatort“ zu machen?
Robert Dornhelm: Nein, denn ich respektiere ein erfolgreiches Format und will da nichts neu erfinden. Ich habe Serien schon oft abgelehnt, aber der „Tatort“ ist für mich keine klassische Serie, sondern es sind in sich abgeschlossene Filme, die von unterschiedlichen Regisseuren gemacht sind. Das Einzige, was immer gleich bleibt sind die beiden ermittelnden Kommissare.

News.at: Sind Sie ein Serienschauer?
Robert Dornhelm: Nein, ich schaue nie fern und habe Serien eigentlich immer abgelehnt. Aber dann habe ich „Breaking Bad“ gesehen, und die Serie hat mich komplett begeistert – dieser Mann, der dann irgendwann böse wird, das hat „Tolstoi“-Qualitäten.

News.at: Warum sind so viele Menschen von Krimis, vom Bösen fasziniert?
Robert Dornhelm: Ich verstehe es selber nicht. Vielleicht ist es ein Ersatz, weil man selber gerne krimineller sein würde – und sich von den Serienfiguren vorleben lässt, wie es sein könnte sich zum Beispiel mit Geld die Taschen zu füllen.

News.at: Ihr erster „Tatort“ trägt den Titel „Gier“. Wie groß ist die Gier in unserer heutigen Gesellschaft?
Robert Dornhelm: Größer denn je. Ich glaube es ist unser Untergang. Sehr viele Menschen sind leider sehr gierig. Und es ist schrecklich, dass so wenige Menschen in der Welt so viel besitzen, während die große Mehrheit sich um den Rest rauft. Diese Schere geht immer mehr auseinander – und es wird noch schlimmer werden. Das heißt nicht, dass alle Menschen böse sind, aber es liegt in unserer menschlichen Natur, dass wir zuerst auf uns schauen, ehe wir auf die anderen schauen.

News.at: Lässt sich der Gier überhaupt noch entgegen wirken?
Robert Dornhelm: Ich glaube nicht. Um es mit Mackie Messer von Bertold Brecht zu beantworten: „Der Mensch ist gar nicht gut, drum hau ihn auf den Hut. Hast du ihn auf den Hut gehaut, dann wird er vielleicht gut. Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht gut genug, darum haut ihn eben ruhig auf den Hut.“

„Tatort: Gier“ ist am 7. Juni um 20:15 Uhr in ORF eins zu sehen.

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