Tafelspitz, Burger & Co.: Isst Mutter viel Rindfleisch, haben Söhne schlechtes Sperma

Künstliche Wachstumshormone verändern die Hoden

Männer, deren Mütter während der Schwangerschaft viel Rindfleisch gegessen haben, tragen ein deutlich erhöhtes Risiko für eine schlechte Qualität ihrer Spermien. Das berichtet eine Gruppe um Shanna Swan von der Universität von Rochester (US-Bundesstaat New York) in einem Artikel im Journal "Human Reproduction". Die Forscher führen dies auf den Gehalt künstlicher Wachstumshormone im Fleisch zurück.

Die Gruppe befragte in den USA lebende Männer, die in den Jahren 1999 bis 2005 mit ihrer schwangeren Frau in eine Klinik gekommen waren. 773 Männer gaben eine Samenprobe, bei 387 von ihnen war außerdem bekannt, wie viel Rindfleisch die Mütter während der Schwangerschaft gegessen hatten - dies ermittelten die Forscher mit einem Fragebogen. Die Probanden waren zwischen 1949 und 1983 geboren worden.

Das verblüffende Ergebnis: Männer, deren Mütter mehr als sieben Rindfleisch-Mahlzeiten in der Woche aßen, hatten eine um fast ein Viertel geringere Konzentration von Spermien. Zudem war der Anteil von Männern, die weniger als 20 Millionen Spermien pro Milliliter Sperma hatten, in dieser Gruppe drei Mal höher als in jener, deren Mütter weniger Rindfleisch gegessen hatten (17,7 Prozent zu 5,7 Prozent). Männer mit dieser Spermienzahl gelten laut Weltgesundheitsorganisation als vermindert zeugungsfähig. Keinen Zusammenhang gab es hingegen zwischen dem Konsum anderen Fleisches und der Spermienzahl, berichten die Forscher.

Künstliche Wachstumshormone verändern die Hoden
Diese Resultate legten den Schluss nahe, dass künstliche Substanzen - etwa Wachstumshormone - die Entwicklung der Hoden während der Schwangerschaft veränderten und die Reproduktionsfähigkeit schwächten, heißt es in dem Journal. In einem begleitenden Kommentar schreibt Frederick vom Saal von der Universität von Missouri in Columbia, dass die Resultate möglicherweise nur "die Spitze des Eisbergs" seien. Möglicherweise seien die künstlichen Substanzen auch an anderen Reproduktionsproblemen beteiligt.

In den USA werden synthetische Wachstumshormone seit 1954 in großem Maße eingesetzt. Einige wurden inzwischen verboten, andere wie Östradiol, Testosteron, Progesteron und andere mehr würden aber weiter eingesetzt, berichten Swan und ihre Kollegen. Sie schließen nicht aus, dass es einen anderen Zusammenhang zwischen dem Rindfleischkonsum der Mutter und der Hodenentwicklung ihrer Söhne geben könnte - etwa Pestizide im Fleisch oder Unterschiede im Lebenswandel der Frauen.

Dies lasse sich aber in Europa prüfen: Dort seien solche anabolen Steroide zur Beschleunigung des Wachstums seit 1988 verboten. Bei europäischen Männern, die nach dieser Zeit geboren wurden, sollte der in den USA beobachtete Effekt daher ausbleiben.
(APA/red)