Bischof Schwarz -
In Kärnten gehen die Wogen

Der Fall Bischof Schwarz, den News mit seiner Aufdeckungsarbeit ins Rollen gebracht hat, zieht weitere Kreise. Das Gurker Domkapitel hat am Dienstag in einem Pressestatement schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz erhoben.

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In Kärnten gehen die Wogen

Der Fall Bischof Schwarz, den News mit seiner Aufdeckungsarbeit ins Rollen gebracht hat, zieht weitere Kreise.

Der Sprecher des Domkapitels, Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger, sprach vor Journalisten von einem "System Schwarz", der Schlüssel dazu liege in dessen persönlichen Umfeld.

Passend dazu: Der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe Bistum im Detail!

Guggenberger betonte in seinem Statement, er spreche nicht als interimistischer Leiter der Diözese, sondern als Dompropst, also als gewählter Leiter des Gurker Domkapitels. Die Presseerklärung sei von allen acht Mitgliedern einstimmig so beschlossen worden, unterstrich Guggenberger. Als zentrales Problem der Ära Schwarz nannte er das "Abhängigkeitsverhältnis" des Bischofs von Andrea Enzinger, die Schwarz vor einigen Jahren zur Leiterin des Bildungshauses in St. Georgen am Längsee gemacht hatte. Guggenberger: "Bischof Schwarz war durch dieses Abhängigkeitsverhältnis vom Gutdünken und den Launen dieser Person bestimmt. So wurde dem Amt und der Kirche über Jahre Schaden zugefügt. Das hat vor allem Priester und Mitarbeiter sehr belastet."

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Regressforderungen angekündigt

Man habe sich entschlossen, den Abschlussbericht über das bischöfliche Mensalgut bzw. eine Zusammenfassung davon (siehe unten) zu veröffentlichen, sagte Guggenberger. Genau dieser Schritt war erst vor einer Woche von der Bischofskongregation in Rom per Weisung verboten worden. Grund für das Veröffentlichen des Berichts sei unter anderem die Vorgangsweise von Schwarz: "Während der Leitung der Diözese Gurk untersagt wurde, den Abschlussbericht zu veröffentlichen, zitiert der St. Pöltener Bischof ausführlich aus dem Bericht und behauptet entgegen der Faktenlage, dass ihn der Bericht von den Vorwürfen freispreche und sein Agieren dem Kirchenrecht entsprochen habe." Es sei den Menschen in Kärnten nicht vermittelbar und auch nicht zumutbar, wenn diese einseitige Darstellung unwidersprochen bleibe. Guggenberger kündigte auch an, man werde gegenüber Schwarz Regressforderungen geltend machen.

Rote Zahlen und nicht eingehaltenes Kirchenrecht

Sechs Mann hoch ist am Dienstag das Gurker Domkapitel vor die Presse getreten, um schwere Vorwürfe gegen Bischof Alois Schwarz zu erheben. Diese betreffen sowohl seinen Amts- und Führungs- als auch seinen Lebensstil. Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger sprach von fragwürdigen Personalentscheidungen und undurchsichtigen Vorgängen, die der Kirche schweren Schaden zugefügt hätten.


Gleichzeitig wurde eine Zusammenfassung des Prüfberichts über das Mensalgut publik gemacht. Daraus geht hervor, dass das Bistum 2016 und 2017 Verluste geschrieben hat, im vergangenen Jahr waren es 1,7 Millionen. Tiefrote Zahlen brachte das Bildungshaus St. Georgen samt dem Hotelbetrieb im Stift, dessen Auslastung sehr zu wünschen übrig ließ. Die Mitarbeiterkosten im Hotel explodierten ab 2016, im Bereich des Bildungshauses findet sich der Vorwurf, dass Konzertbesucher einfach zu den Teilnehmern der hauseigenen Veranstaltungen dazuaddiert wurden. Fragwürdig erscheint bei dem Betriebserfolg auch der Bau eines Badehauses um eine Million Euro. Dazu wurde das Statut des Bistums nicht eingehalten, und zwar über Jahre hinweg. Da einzelne Mitglieder des Aufsichtsgremiums dagegen protestierten, wurde das Gremium von Bischof Schwarz kurzerhand aufgelöst und auch gleich das Statut geändert. Im Bericht heißt es dazu: "Ein so abgeändertes Statut entspricht nicht den im kirchlichen Vermögensrecht gegebenen Normen."

Bischofskonferenz schon vor zehn Jahren informiert

Dieser Bericht durfte vergangene Woche nicht veröffentlicht werden. Die Situation nach der Weisung der Bischofskongregation war laut Guggenberger für viele Anlass zur Sorge, Unsicherheit, Irritation, Ratlosigkeit, Wut, Empörung und Sprachlosigkeit: "Das Gurker Domkapitel, das gemeinsam mit mir die Leitung innehat, sieht sich daher veranlasst, mit diesem Statement an die Öffentlichkeit zu treten." Anlässlich der Berufung von Schwarz nach St. Pölten seien massive öffentliche Vorwürfe betreffend seiner Amts- und Lebensführung erhoben worden. Da der scheidende Bischof dazu nicht Stellung genommen habe, sei die neue Führung mit diesbezüglichen Anfragen konfrontiert. Guggenberger: "Uns war klar, dass die offenen Fragen eine Dimension erlangt hatten, die es unmöglich gemacht hat, diese Angelegenheit als eine innerkirchliche zu betrachten und die Öffentlichkeit außen vor zu lassen." Zu schwerwiegend und zu weithin bekannt seien die Vorwürfe gewesen. Daher habe man eine Arbeitsgruppe eingesetzt, einen Bericht erarbeitet, dessen Veröffentlichung dann per Weisung untersagt worden sei.

Seitdem seien im ganzen Land, nicht nur in Kärnten, die Wogen hoch gegangen. Einerseits würden sich die Menschen mit der Diözesanleitung solidarisieren, andererseits drohten viele damit, die Kirche zu verlassen. Die Kirche, so der Vorwurf, verweigere sich der Transparenz und beschädige damit nachhaltig ihre Glaubwürdigkeit. Guggenberger bezeichnete die Vorgangsweise als "Rückfall in überwunden geglaubte Verhaltensmuster in die Zeit aus der Affäre rund um Kardinal Groer."

In seiner Führung der Diözese sei der Bischof von seinem Abhängigkeitsverhältnis gegenüber seiner Vertrauten geprägt gewesen. Aufgrund seiner Lebensführung sei der Bischof in seiner Amtsführung immer mehr beeinträchtigt gewesen, "weil er für Priester im Zusammenhang mit seiner Zölibatsverpflichtung erpressbar war". Das Fass zum Überlaufen gebracht habe schließlich das Engagement eines Ex-Geheimdienstchefs durch Bischof Schwarz mit dem Ziel, den Verfassern der anonymen Schreiben im Kreis der Mitarbeiter nachzuspüren.

»Wir fühlen uns unserem Gewissen verpflichtet«

Guggenberger ging auch auf den Vorwurf ein, dass man während Schwarz' Amtszeit nichts unternommen hätte. Er erklärte, das Domkapitel und auch andere Priester und Laien hätten Schwarz wiederholt mit den Zuständen konfrontiert, und zwar sowohl unter vier Augen als auch in Gremien. Die Nuntiatur in Wien und damit die römischen Stellen, auch Kardinal Schönborn sowie die jeweiligen Salzburger Metropoliten "sind seit Jahren in Kenntnis über die Auswirkungen des "Systems Bischof Schwarz", sie waren nicht nur Adressaten zahlreicher anonymer Briefe, sondern auch namentlich gekennzeichneter Schreiben und persönlicher Vorsprachen". Die Bischofskonferenz habe spätestens seit 2008 Kenntnis von den Zuständen. Bischof Kothgasser habe damals von einer Situation gesprochen, die einer verantwortungsvollen und entschiedenen Klärung bedürfe. Dennoch habe sich seit 2008 an den beschriebenen Umständen nichts geändert.

Zur Entscheidung, an die Öffentlichkeit zu gehen, erklärte Guggenberger namens des Domkapitels: "Wir fühlen uns unserem Gewissen verpflichtet, wollen mit diesem Statement und dem Abschlussbericht, den wir auch auf unsere Website stellen, unseren Teil dazu beitragen, dass diese Fragen, das Mensalgut betreffend, der Transparenz gerecht werden." Guggenberger entschuldigte sich dann ausdrücklich bei den Mitarbeitern, die gekündigt worden waren oder aufgrund der unerträglichen Arbeitssituation in Bistum und Diözese selbst gekündigt hätten. Er bedankte sich auch bei den Medien, die immer wieder Problemzonen aufgezeigt und Glaubwürdigkeit und Transparenz eingemahnt hätten. Abschließend erklärte er: "Die katholische Kirche in Österreich hat 2010 in Befolgung des biblischen Leitfadens, 'die Wahrheit wird euch frei machen', einen gangbaren Weg gefunden. Möge es den Verantwortlichen gelingen, sich auf den Grundlagen dieses Leitfadens zu verständigen, das Geschehene aufarbeiten und so einen guten Weg in die Zukunft zu gehen."

Keine Stellungnahme aus St. Pölten zu Vorwürfen

Der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz wollte sich nicht zu den am Dienstag erhobenen Vorwürfen des Gurker Domkapitels äußern. Auf Anfrage wurde auf eine Stellungnahme vom Montag der Vorwoche zur Forderung der Bischofskongregation verwiesen, "die kirchenrechtlich legale Vorgehensweise betreffend der Prüfung des Wirkens eines Bischofs einzuhalten".

Bischof Schwarz "wird in dieser Causa keine weitere Stellungnahme abgeben und bittet um Geduld, bis Antworten zur weiteren Vorgehensweise seitens der Bischofskongregation bekannt sind", wurde am Dienstag mitgeteilt.

In der Stellungnahme in der Vorwoche hatte der Bischof u.a. erklärt, dass der Rohbericht die "Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und der ergänzenden Bestimmungen der Geschäftsordnung für den Wirtschaftsrat und der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung festhält". Weiters wurde mitgeteilt: "Wahrheit ist, dass laut Rohbericht keine Tätigkeiten stattgefunden haben, die den Bestand des Bistums gefährden oder seine Entwicklung wesentlich beeinträchtigen können. Ebenfalls konnten laut Rohbericht keine schwerwiegenden Verstöße der gesetzlichen Vertreter oder von den Arbeitnehmern gegen Gesetz oder Geschäftsordnung erkannt werden." Seine Tätigkeiten als Bischof hätten sich immer an den Vorgaben des Kirchenrechts orientiert - "Erhaltung und Vermehrung des Stammvermögens des Bistums". Das zeige sich "in den massiven Wertsteigerungen angekaufter Immobilien, dem Rückkauf von Forstflächen, sowie umfangreichen Sanierungen von Beständen".

Der Prüfbericht

Der Prüfbericht über das Bistum Gurk listet eine ganze Reihe von Mängeln auf. So wird der Abschluss von Rechtsgeschäften ohne die nötigen Gremialbeschlüsse moniert, das Bistum schrieb 2016 und 2017 rote Zahlen, und die Evaluierung von Bildungshaus und Hotel in St. Georgen ergab viele Mängel.

Rechtsgeschäfte wurden nicht abgesegnet

Die Prüfer merkten gleich einmal kritisch an, dass es sich um eine Erstprüfung gehandelt habe, da es seit 2013 keine jährliche Prüfung gegeben habe, obwohl dies das ab September 2013 geltende Statut des Bistums und die ab Oktober 2013 geltende Geschäftsordnung für den Wirtschaftsrat des Bistums Gurk verlangen würden. Es seien Rechtsgeschäfte gefunden worden, deren Abschluss nicht von den Gremien abgesegnet worden war, wie etwa den Dienstvertrag mit Andrea Enzinger, der ehemaligen Leiterin des Bildungshauses. Dieser hat bei einem Arbeitsgerichtsprozess nach Enzingers Kündigung den Arbeitsrichter dazu veranlasst, bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen des Verdachts der Untreue zu erstatten.

Massive Verluste

Die Rechnungsabschlüsse des Bistums waren 2014 und 2015 noch positiv. 2016 drehte das Ergebnis auf minus 0,7 Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es bereits 1,9 Millionen. Dies ist vor allem darin begründet, dass es in den Jahren 2016 und 2017 im Hotel- und Bildungsbereich eine massive Steigerung der Verluste gab. So lagen die jährlichen operativen Verluste im Hotel- und Bildungsbereich des Bistums Gurk bis ins Jahr 2015 bei etwa 0,6 Millionen. Diese Verluste wurden zu einem wesentlichen Teil durch diözesane Zuschüsse ausgeglichen. In den Folgejahren verdoppelten sich die jährlichen Abgänge in diesem Bereich auf 1,3 und 2017 1,4 Millionen Euro. Das konnte durch die sonstigen Erträge des Bistums nicht mehr ausgeglichen werden. Vergleichsweise harmlos muten da die Zuschüsse von knapp 600.000 Euro an, die das 2013 gegründete Wirtschaftsethikinstitut Stift St. Georgen bis zu seinem Verkauf im Vorjahr gebraucht hatte. Das von Schwarz gegründete Unternehmen sollte Firmen und Organisationen bei der Implementierung von Ethik und Corporal Social Responsibility im Management helfen.

Schlechtes Zeugnis

Ein schlechtes Zeugnis wird Hotel und Bildungshaus ausgestellt. So stiegen die Mitarbeiterkosten im Hotelbereich durch zusätzliche Personalaufnahmen im Jahr 2016 um 260.000 Euro, ein Plus von 25 Prozent. Die Gesamt-Mitarbeiterkosten im Stift betrugen 2016 und 2017 im Schnitt 1,5 Millionen Euro. Die Auslastung des Hotels lag bei 47 Prozent, für einen Ganzjahresbetrieb ein sehr schwacher Wert.

Im Bildungsbereich haben sich die Mitarbeiterkosten nach der Einsetzung Enzingers laut Bericht "maßgeblich erhöht", nämlich von 256.000 Euro im Jahr 2015 auf im Vorjahr 409.000 Euro, das ist eine Steigerung um 60 Prozent. Mehr Nächtigungen aufgrund der angebotenen Kurse wurden kaum registriert. Gleichzeitig sank der Output des Bildungshauses. 2014 wurden 63,4 Prozent der geplanten Veranstaltungen auch tatsächlich durchgeführt, 2017 waren es knapp unter 60 Prozent. Zugleich verschlechterte sich die Kostenstruktur, die Einnahmen aus Seminarbeiträgen deckten fast nur mehr die Honorarkosten externer Referentinnen und Referenten. Dies bedeutet, dass keine weitere Deckung für Kosten von eigenem Personal, Infrastruktur etc. gegeben ist. Dazu kommt noch ein Vorwurf: Im Bildungsbereich seien 2016 und 2017 die Teilnehmerzahlen falsch dargestellt worden, indem die Besucher von Konzerten den Teilnehmern der hauseigenen Veranstaltungen hinzu gezählt wurden. Ob für diese Veranstaltungen auch öffentliches Geld in Form von Subventionen geflossen ist, war vorerst noch offen.

Ausführliche Gespräche mit Mitarbeitern

Die Prüfung umfasste auch ausführliche Gespräche mit Mitarbeitern von Hotel und Bildungshaus. Deren Ergebnisse fasst der Bericht so zusammen: "Enzinger agierte (...) inkompetent, willkürlich und sehr oft auf den Bischof verweisend ("der Herr Bischof wünscht das"). Dieses Agieren wurde auch beschrieben als "von Emotionen geleitet", "unberechenbar", "nicht kommunikativ" und "unprofessionell". Nach den Aussagen der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trägt Andrea Enzinger die Verantwortung für ein Arbeitsklima, das befragte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als "verheerend" bezeichneten und das nach ihrem Eindruck geprägt war von "Angst, Intrige und Mobbing."

Personalfluktuation

Die Personalfluktuation spiegelt diese Entwicklung wider. Sie lag 2014 und 2015 bei 25 Prozent, 2016 mit Übernahme des Bildungsbereichs durch Enzinger stieg sie auf 60 Prozent und lag 2017 immer noch bei 30 Prozent. Für die Prüfer bedeutet das: "Dies schlug sich durch zusätzliche Kosten im wirtschaftlichen Ergebnis nieder. Die (...) signifikante Ergebnisverschlechterung resultiert hauptsächlich aus einem verfehlten Personalmanagement und einer überzogenen, die Wirtschaftserfordernisse wenig beachtenden Investitionspolitik im Hotel- und Bildungsbereich."

Bilanz nicht mehr durch Wirtschaftsprüfer geprüft

Dass die Änderung der Statuten des Bistums und die Entmachtung des Wirtschaftsbeirates nicht dem Kirchenrecht entsprechen, war bereits im Sommer bekannt geworden. Bischof Schwarz ersetzte das Kontrollgremium durch einen Fachbeirat mit ausschließlich beratenden Kompetenzen. Die Bilanz wurde nicht mehr durch einen Wirtschaftsprüfer geprüft. Sämtliche Genehmigungsvorbehalte wurden von Schwarz abgeschafft. Zugleich wurden die Wertgrenzen für die Beratung durch den Fachbeirat bei Krediten und Veräußerungen von 100.000 Euro auf eine Million angehoben. Im Bericht heißt es dazu: "Ein so abgeändertes Statut entspricht nicht den im kirchlichen Vermögensrecht gegebenen Normen. Insbesondere wurde der nach can. 1280 CIC geforderte Vermögensverwaltungsrat in seinen Befugnissen ausgehöhlt. Das Bistum Gurk stand damit ohne effektives Aufsichtsorgan da. Guggenberger hatte diese Anordnungen des Bischofs gleich nach seiner Wahl zum Diözesanadministrator rückgängig gemacht.

Apostolische Visitation droht

Nach der Veröffentlichung eines Prüfberichts über das Bistum Gurk am Dienstag droht der Diözese Gurk-Klagenfurt nun eine Apostolische Visitation. Wie diepresse.com am Mittwochnachmittag berichtete, überlegt der Vatikan, mittels Visitation die Anschuldigungen gegen den nunmehr in St. Pölten tätigen Bischof Alois Schwarz zu überprüfen, aber auch den "Gesamtzustand der Diözese" zu untersuchen.

Das Gurker Domkapitel hatte dem ehemaligen Gurker Bischof am Dienstag unter anderem vorgeworfen, ein eigenes "System Schwarz" installiert zu haben, das auf einem Abhängigkeitsverhältnis zu seiner Vertrauten Andrea Enzinger basierte. Auch Misswirtschaft wird ihm vorgeworfen.

In Kärnten gehen die Wogen weiterhin hoch

Die Aufregung rund um die Vorwürfe gegen den ehemaligen Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz will sich in Kärnten vorerst nicht legen. Die Wogen gehen weiterhin hoch, die Zahl der Kirchenaustritte ist in die Höhe geschnellt und der Betriebsrat der Diözese wirft Kardinal Christoph Schönborn vor, er wolle die Öffentlichkeit lediglich vertrösten.

In einem "Offenen Brief" wandte sich Gabriel Stabentheiner, Betriebsratsvorsitzender in der Diözese, an Schönborn. Dessen Kernaussage sei es, dass Rom nun prüfen müsse und dass es eine ehrliche Klärung geben werde, schreibt Stabentheiner. Und weiter: "Ich bitte Sie endlich damit aufzuhören, die Öffentlichkeit mit solchen Aussagen ständig zu vertrösten oder für dumm zu verkaufen. Dieses Vorgehen überschreitet das Maß des Erträglichen." Rom wisse schon seit langem Bescheid, wie sonst sei zu erklären, dass es bei der Versetzung von Bischof Schwarz nach St. Pölten die Weisung gegeben habe, seine sogenannte Vertraute nicht mitnehmen zu dürfen, so Stabentheiner.

Schönborn will nur vertrösten

Er selbst sei vor Jahren mit einer Gruppe von Personen in der Causa Schwarz beim für die Diözese Gurk damals zuständigen Metropoliten, Alois Kothgasser, gewesen, um über die Zustände in der Diözese zu informieren. "Bei diesem Gespräch mussten wir feststellen, dass wir zum einen nicht die Ersten waren und ihm zum anderen nichts Neues erzählen konnten. Erzbischof Kothgasser hat schon damals viel mehr gewusst als wir alle zusammen. Diese Erfahrung sitzt mir heute noch in den Knochen." Und jetzt tue der Kardinal wieder so, als ob der Heilige Geist "seinen Hauptwohnsitz ausschließlich in Rom" hätte. Der vorliegende Prüfbericht sei klar, die Fakten eindeutig. Die Entscheidung des Domkapitels, den Bericht trotz Verbots zu veröffentlichen, bezeichnete Stabentheiner als "beispiellosen Akt der Aufrichtigkeit".

Mehr zur Wiener Wohnung von Bischof Schwarz gibt es hier

Aus dem Bericht geht hervor, dass das Bistum in den vergangenen beiden Jahren hohe Verluste geschrieben hat. Vor allem das Bildungshaus in St. Georgen am Längsee samt dazugehörigem Hotel färbte die Bilanzen tiefrot. Das Bistum besitzt auch in Wien ein Haus im ersten Bezirk. Wie News berichtet, hat Schwarz eine Wohnung gemietet. Schwarz zahlte für die mehr als 100 Quadratmeter-Wohnung nur die Hälfte des Richtwertzinses. Inzwischen habe der nunmehrige Bischof von St. Pölten den Mietvertrag aufgelöst. Ob sich auch die Staatsanwaltschaft für den Bericht der Wirtschaftsprüfer interessiert, ist vorerst nicht bekannt. In Graz - das Verfahren wurde von Klagenfurt dorthin abgetreten - will man derzeit nicht Stellung nehmen. Ausgelöst hatte das Ermittlungsverfahren jener Arbeitsrichter, der mit der Klage der "Schattenbischöfin", wie der Theologe Paul Zulehner Andrea Enzinger bezeichnete, gegen ihre Kündigung befasst war. Er reichte sämtliche Unterlagen wegen des Verdachts der Untreue an die Anklagebehörde weiter.

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