Trump die
Daumen drücken

Auch im sogenannten "Arabischen Frühling" folgte auf das Zündeln keine Erfolgsgeschichte. Die Amerikaner hinterließen überall, wo sie den wohlmeinenden Retter gaben, Chaos.

von Christoph Lehermayr © Bild: News/Ian Ehm

Nun klatschten Trump alle, die ihn sonst verachten, Beifall. Sein Schlag gegen das ruchlose Assad- Regime habe dem Diktator Grenzen aufgezeigt, heißt es. Nervengift würde der künftig nicht mehr einsetzen. Trump gelobte, sich sonst aus Syrien raushalten zu wollen. Und dafür muss man ihm fast die Daumen drücken. Denn eine schlüssige Strategie fehlt ihm dort ebenso wie Vorgänger Obama. Nur sprach Trumps neuer Außenminister vorige Woche noch eine andere Sprache. "Regime Changes" seien generell zulässig, erklärte Mike Pompeo vor dem Kongress. Doch einzig die USA dürften Regierungen stürzen, meinte er, denn nur sie seien eben nun mal ein außergewöhnliches Land. Das saß. In der Praxis klingt das dann natürlich netter: Man handle aus Sorge um die Menschenrechte, die demokratischen Prinzipien, die Werteordnung. Dass Washington dergleichen etwa beim Bündnispartner Saudi-Arabien noch nie kümmerte, mag nur Zweifler an der "Pax Americana" irritieren.

Ex-CIA-Boss Pompeo spricht damit offen aus, was sonst gerne hinter verschwurbelten Erklärungen verschwindet. Dabei war das 20. Jahrhundert voller Staatsstreiche und Putsche "paid by Washington". Regime in Lateinamerika wurden nach Belieben ausgewechselt, und manch nicht genehmer Präsident starb "zufällig" bei einem Flugzeugabsturz. Etwas verdeckter ging es später weiter. Washington versuchte nun zumindest, sein Handeln mit Beweisen zu rechtfertigen. Dass sich diese im Fall der Irak-Invasion als Lug und Trug herausstellten, sollte die Welt erst einige Jahre und Abertausende Tote später erfahren. Auch im sogenannten "Arabischen Frühling" folgte auf das Zündeln keine Erfolgsgeschichte. Die Amerikaner hinterließen überall, wo sie den wohlmeinenden Retter gaben, Chaos.

So überrascht es nicht, dass Washington laut Wikileaks-Dokumenten schon 2006 auch über den Sturz des Assad-Regimes nachdachte. Dessen Allianz mit dem Intimfeind Iran passte nicht ins Konzept. Auch dass die Russen in Syrien über einen Mittelmeerhafen verfügen, stieß auf wenig Gefallen. Also analysierten CIA und US-Botschaft, wo Assads Achillesferse liegen könnte - und wurden in der Religion rasch fündig. Machthaber Assad, selbst Angehöriger der Minderheit der Alawiten, steht an der Spitze eines säkularen Systems. Da aber drei Viertel der Bewohner Syriens Sunniten sind, wäre deren radikaler Teil der erste, der sich im Aufstand gegen Assad instrumentalisieren ließe. So flossen früh US-Gelder an sie. Die Amerikaner wiederholten damit ihren Afghanistan-Plan aus den 1980er-Jahren. Damals munitionierten sie im Kampf gegen die Sowjetunion Gotteskrieger auf. Von einem von ihnen würden die Amerikaner Jahrzehnte später erneut hören. Sein Name: Osama bin Laden.

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