Der Superheld-Messias

Superman verwandelt das Kino in eine Kirche mit Mega-Action-Bombast

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  • Superman "Man of Steel"
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    Superman - Man of Steel

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Dass der Reboot in den USA dennoch fulminant an den Kinokassen gestartet ist, vermag kaum zu wundern, schließlich stehen mit "Batman"-Neuerfinder Christopher Nolan als Produzent und Übertreibungsmeister Zack Snyder ("300") als Regisseur zwei stilbildende und mindestens ebenso umstrittene wie populäre Hollywood-Künstler hinter dem Projekt. Nolan, der auch als Co-Autor fungiert, holte den luftigen Superhelden auf den Boden zurück und setzte ihn gemeinsam mit dem "Dark Knight"-Autor David S. Goyer in eine realistische, heutige Umgebung. Die zentrale Herausforderung für Clark: akzeptiert zu werden, menschlich zu bleiben.

Als moralisches Gravitationszentrum dienen Kevin Costner und Diane Lane als Vater und Mutter Kent, die den in Kansas gestrandeten Säugling einst aufgenommen und großgezogen haben. Bei ihnen wächst der spätere Held auf, bei ihnen lernt er die zentralen (amerikanischen) Werte, wie ausschließlich in Rückblenden aufgeschlüsselt wird. Ausführlicher widmen sich Snyder und sein Team dagegen gleich zu Beginn des Films dem Ursprung des Knaben: Eine schwere Geburt auf Krypton, die erste natürliche Geburt seit Jahrhunderten, und das auf einem im Kriegstaumel versinkenden Planeten, der dem Untergang geweiht ist.

Junger Mann sucht sein Schicksal auf Erden

Russell Crowe und Ayelet Zurer entschließen sich als leibliche Eltern schweren Herzens, ihren Sohn Kal-El (alias Clark) in einer Raumkapsel auf die Erde und in die vermeintliche Sicherheit zu schicken, bevor Krypton untergeht. Dort versucht er als junger Mann in verschiedenen Jobs, etwa auf einem Fischkutter oder in einer Bar, zu sich und seinem Schicksal zu finden. Als er schließlich in einer Eishöhle ein kryptonisches Raumschiff findet und seine Herkunft klären kann, macht er dort nicht nur Bekanntschaft mit der Journalistin Lois Lane, sondern lockt auch den einst putschenden Militärchef von Krypton, General Zod, auf seine Fährte.

"Man of Steel"-Trailer

Cavill macht eine passable Figur

Zod wird von Michael Shannon mit verbissenem Fanatismus dargestellt, während Amy Adams als Lois Lane die undankbare Aufgabe hat, einmal mehr eine völlig vernachlässigte weibliche Figur im Nolan-Universum irgendwie mit Leben zu füllen. (Am auffälligsten ist diese Vernachlässigung übrigens bei der spät eingeführten Soldatin Carrie, die die Aufgabe hat, für den Verlauf des Films überflüssige Erklärungen einzufordern.) Der neue Superman, Henry Cavill, schlägt sich dagegen vergleichsweise gut: So gut wie völlig humor- und ironiebefreit stellt er vor allem sein besorgtes Gesicht und seinen Körper zur Schau - und macht im dunklen Anzug mit dem roten Cape eine passable Figur.

Nostalgie oder Zeitgeist?

Bleibt die Frage offen, ob eine derart konservative und düstere Neudeutung der 75 Jahre alten Comic-Ikone, wie sie Snyder und Nolan vorgelegt haben, tatsächlich einem gewissen Zeitgeist entspricht - oder ob hier nicht vielmehr viel Nostalgie in neues Gewand gepackt wurde. Auch visuell wurde der Blockbuster zuerst auf Filmmaterial gedreht und erst später auf 3D konvertiert - und dann mit einem Haufen Bombast angereichert: dröhnender Score, Action- und Zerstörungs-Overkill wie bei "Transformers", pathetische und langamtige Dialoge. Auf Krypton steht das "S" für Hoffnung, erklärt Clark einmal. Diese Hoffnung ruht auf der wohl unvermeidlichen Fortsetzung.

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