Tina Maze holt Gesamtweltcup

Slowenin vereitelt ÖSV-Doppelsieg durch Hosp und Kirchgasser und sichert Weltcup

Praktisch ist ihr die große Kristallkugel schon länger nicht mehr zu nehmen gewesen. Seit Sonntag führt auch in der Theorie kein Weg mehr an Tina Maze vorbei. Die 29-Jährige gewann als erste slowenische Skirennläuferin den Gesamtweltcup, standesgemäß machte sie trotz Erkrankung den Coup in Meribel mit einem Sieg perfekt - und das neun Rennen vor Saisonende. Sie gewann die Super-Kombination vor den Österreicherinnen Nicole Hosp (+0,82 Sek.) und Michaela Kirchgasser (0,90), die tags zuvor noch krank das Bett gehütet hatten.

von Tina Maze © Bild: APA/EPA/Lemaistre

Drei Weltcupstationen und insgesamt neun Bewerbe vor Schluss hat Maze 1.844 Punkte auf dem Konto und damit 958 mehr als die Deutsche Maria Höfl-Riesch, die Sonntag im Kombi-Slalom ausschied und damit die vorzeitige Krönung der überragenden Läuferin der Saison perfekt machte. Für Maze war es der 19. Weltcupsieg ihrer Karriere, der achte in dieser Saison. Mit dem 18. Podestplatz des Winters zog sie mit den Rekordhalterinnen Hanni Wenzel (Liechtenstein) und Pernilla Wiberg (Schweden) gleich. Dass sie 2013 noch einen weiterer Meilenstein setzen wird, scheint so gut wie sicher. Der 2.000 Punkte-Rekord von Hermann Maier wackelt gewaltig.

Und jetzt die vielen kleinen Kristallkugeln

"Ich denke schon, dass das ein historischer Tag ist. Für Slowenien, für unser kleines Team, für alle, die jeden Tag so hart und viel arbeiten. Es war eine unglaubliche Saison für mich, wirklich super", sagte Maze, die aber nicht vom schönsten Tag ihrer Karriere sprechen wollte. "Ich weiß nicht. Es war ein schwieriger Tag heute, nach der Abfahrt hatte ich im Slalom zu kämpfen. Ich habe viel riskiert, habe zweimal schon gedacht, dass ich ausgeschieden bin", behielt die Rennläuferin in der stets kontrolliert und kaum überschwänglich wirkenden Athletin die Oberhand.

Oberste Priorität für die laufende Saison hatten der Gesamtweltcup und die eine oder andere Disziplinwertung. "Wir haben dafür viele Jahre gearbeitet. Aber es liegen noch viele Rennen vor uns, es sind noch viele kleine Kristallkugeln zu machen", sagte Maze, die wie viele dieser Tage nicht ganz gesund durch den Weltcup schreitet und bei den Siegerinterviews sichtbar angeschlagen wirkte. Angesprochen auf die Maier-Bestmarke meinte sie: "Das war nicht mein Ziel, Rekorde sind nicht mein Ziel. Aber wenn ich so weiterfahre, dann ist das möglich."

Sieg in der Kombi-Abfahrt

Die Kombi-Abfahrt wurde nach den Schneefällen der vergangenen Nacht verspätet nur vom Reservestart gefahren, womit die Technikerinnen sowohl im Speedbewerb als auch im Slalom bevorteilt waren. Allerdings waren nur wenige Technikspezialistinnen am Start, das Teilnehmerfeld umfasste überhaupt nur 37 Läuferinnen. Prominente Abwesende war auch die Niederösterreicherin Kathrin Zettel, die nach der Schladming-WM unter Substanzverlust und einer Grippe leidet. Nach der Abfahrt am Samstag war Anna Fenninger heimgereist, sie laboriert an einer Blasenentzündung.

Maze hatte nach der Abfahrt 0,41 Sekunden Vorsprung auf die US-Amerikanerin Julia Mancuso (USA), Höfl-Riesch war Dritte (0,60). Hosp lag als Sechste 1,25 zurück, Kirchgasser als 24. schon 2,50. Mit Slalom-Bestzeit katapultierte sich die Silbermedaillengewinnerin des Spezial-Torlaufs in Schladming auf den dritten Gesamtrang, Hosp kam auf die dritte Laufzeit, Maze begnügte sich mit der vierten und fuhr dem Erfolg auf schlechter werdender Piste mit Hoppalas entgegen.

Hosp und Kirchgasser am Podest

"Ich bin überrascht. Es war ein guter Slalom von mir. Ich hatte aber auch das Glück auf meiner Seite, weil Maria ausgeschieden ist. Ich habe schon zu Niki gesagt, 'nein, nicht wieder Vierte'", meinte Kirchgasser, die bei der WM in diesem Bewerb auf dem Blechrang gekommen war. Die verkürzte Abfahrt habe ihr in die Hände gespielt, mit dem Speed-Teilbewerb war sie aber überhaupt nicht zufrieden. Dass ausgerechnet Hosp und sie auf das Stockerl gekommen waren, kommentierte sie wie gewohnt mit einem Schuss Humor: "Die zwei kranken Hühner haben es gerichtet."

Die WM-Dritte Hosp haderte nach guter Abfahrt etwas mit dem Slalom: "Es war keine fehlerfreie Abfahrt, aber ganz ansprechend. Im Slalom hat es mich vom Start weg gefuchst, ich bin nicht in den Rhythmus gekommen. Ich freue mich über den zweiten Platz, es war ein toller Tag. Ich werde alles dran setzen, dass die Form so bleibt", sagte die Tirolerin, die zum vierten Mal in Folge im Weltcup in der Super-Kombi auf dem Podest stand.

"Bei Niki läuft es in der Super-Kombi wie geschmiert. Auch wenn sie nicht topfit und so spritzig war, hat sie wieder eine super Abfahrt gezeigt. Die Kirchi hat die Abfahrt verhaut, aber ist dann Slalombestzeit gefahren", lobte Damen-Cheftrainer Herbert Mandl. "Natürlich haben uns die Krankheiten hier sehr zu schaffen gemacht", wusste Mandl. Zu Maze meinte er: "Wenn man in allen Disziplinen gewinnen kann, ist es ganz schwer ,in der Kombi gegen sie anzukommen. Dafür war der Rückstand dann eh relativ gering."

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