Suche nach dem "Heiligen Gral": Vom Blutgefäß Christi zum Hollywood-Supercup

Legende um die Schale hält sich schon 800 Jahre lang Von "Excalibur" über "Indy" bis "The Da Vinci Code"

Es ist vielleicht der berühmteste Mythos des Abendlandes: die Legende vom "Heiligen Gral", die alles andere als einheitlich ist. Dabei geht es um den Glauben an einen rätselhaften, symbolischen Gegenstand und dessen magische Wirkung, der irgendwo versteckt von Rittern gehütet werden soll.

In manchen Deutungen ist es entweder der Kelch des letzten Abendmahls Christi, eine Goldschale, ein Gefäß mit dem aufgefangenen Blut des sterbenden Christus, oder ein Stein. Hinter dem Gral waren schon viele her: die Katharer, die Tempelritter, die Freimaurer, die Nazis, Indiana Jones und nun auch Dan Brown in seinem Megaseller "Sakrileg". Denn auch in diesem Actionkrimi mündet die Jagd nach dem Mörder in der Suche nach dem mystischen Gral.

Auch die Herkunft des Wortes "Gral" ist umstritten. Möglicherweise stammt es vom altfranzösischen "graal" (Gefäß). Im Gralsmythos laufen verschiedene Traditionen zusammen. Es handelt sich um eine Mischung aus keltischen, christlichen und orientalischen Sagen. Der Legende nach kam der Kelch zuerst beim letzten Abendmahl zum Einsatz, und danach bei der Kreuzigung Jesu. Uneinigkeit gibt es schon bei den Überlieferungen zur Person, die das Blut Christi aufgefangen haben soll. Am häufigsten ist die Rede von Joseph von Arimathäa, der das Gefäß später nach Glastonbury in Südengland gebracht haben soll. Auch Maria Magdalena oder Nikodemus werden gelegentlich genannt.

Parsifals Suche nach dem Gral
Die ersten Gralsdichtungen wurden im 12. und 13. Jahrhundert verfasst, jedoch basieren sie vermutlich auf älteren mündlichen Traditionen. Die Autoren der Dichtungen waren häufig Zisterzienser- und Benediktinermönche, und viele der Erzählungen haben einen deutlichen Bezug zu den legendären Tempelrittern, die damals ihren Aufstieg erlebten. Eine der frühesten Fassungen stammt von Chretien de Troyes aus dem Jahr 1190 und trägt den Titel "Le Conte du Graal", in dem erstmals der archtypische "Narr" der Gralsgeschichten vorkommt, Perceval (Parsifal). Dieser sieht den vermeintlichen Gral in Form einer Goldschale im Schloss des Fischerkönigs samt einer zerbrochenen Lanze.

Die Geschichte Chretiens ist unvollendet geblieben. Um etwa 1200 entstand Robert de Borons "Roman de l'estoire dou Graal". Hierbei mutiert der Gral zum Kelch des letzten Abendmahls. Wolfram von Eschenbach bearbeitete die Chretien-Geschichte und schrieb um 1205 quasi den "Klassiker", das deutsche Versepos "Parzifal". Bei ihm wird der Gral zu einem Gesundheit und ewige Jugend verleihenden Stein oder steinernen Gefäß namens "lapis exillis", das oder der von Gralsrittern bewacht wird, die Eschenbach als "Templeisen" benennt, eine christliche und höfische, dem Templerorden ähnliche Ritterschaft.

Auch nach Österreich führt eine Spur
Der mystische Gral wird zum Teil auch als eine verschollene Blut- Reliquie begriffen die in ihrer Umstrittenheit vergleichbar mit dem Turiner Grabtuch dem Eucharistie-Wunder von Lanciano oder dem Blutwunder von San Gennaro in Neapel ist. Auch nach Österreich führt eine Spur: jene Achatschale, die zum Hausschatz der Habsburger gehörte und jetzt in der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien steht, wurde lange für den Heiligen Gral gehalten.

Die mythische Gralsvorstellung des Mittelalters setzte sich mehr oder weniger ungebrochen bis in die Moderne fort, und seit einigen Jahrzehnten boomen Gralsgeschichten wieder genau so wie Sachbücher mit unterschiedlichen Interpretationen des Grals. Das Verständnis des Grals als Metapher für die Abstammungslinie Christi ist ein relativ modernes, auch wenn es häufig als "altes Wissen" verkauft wird. Diese Theorie ist verflochten mit der Idee von einer angeblichen Heirat Jesus mit Maria Magdalena und deren angeblichem gemeinsamen Kind (siehe "Sakrileg", und schon früher "Der Heilige Gral und seine Erben" von Michael Baigent und Richard Leigh, die Dan Brown kürzlich geklagt hatten).

Artus-Sage führt die Legende weiter
Eng in Verbindung mit dem Heiligen Gral wird immer wieder die Sage um den legendären König Artus gebracht, der von Schloss Camelot aus Britannien regierte. Mit seinem Zauberschwert "Excalibur", das er vom Magier Merlin erhielt, siegte er in zahlreichen Kämpfen. Der Legende nach war der edle Artus, einem frühen Ideal des Humanismus verpflichtet, mit Guinevere verheiratet, die einen großen runden Tisch als Mitgift brachte. An diesem wurde die berühmte "Tafelrunde" ins Leben gerufen, mit den Rittern Gawein, Gareth, Geraint, Kay und anderen, zu denen schließlich aus Frankreich Lancelot du Lac stieß, der bekannteste aller Ritter der Tafelrunde. In jenen verliebte sich Guinevere schicksalshaft.

Jene Ritter zogen aus, um den Heiligen Gral zu finden, den Kelch mit dem Blut Christ. Lancelot fand ihn, durfte ihn nicht sehen wegen seines Ehebruchs mit Guinevere. Seinem Sohn, dem untadeligen Galahad, wurde der Anblick des Heiligen Grals in all seiner Pracht gewährt. Kurz nachdem er den höchsten Triumph eines Ritters erreicht hatte, starb Galahad. Der Gral blieb seither verschwunden.

Hollywood setzt auf die Grals-Suche
Im Zuge des Esoterikbooms der vergangenen zwanzig Jahre spielte der Gral häufig auch in Hollywood eine Hauptrolle als Supercup. Etwa in den Filmen "Excalibur" (1981), "Die Nebel von Avalon" (2001), "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" (1989), "König der Fischer" (1991), und nicht zu vergessen die Parodie von Monty Python, "Die Ritter der Kokosnuss" (1975). "The Da Vinci Code" dürfte wohl auch nicht der letzte Film zu dem Thema bleiben.

(apa/red)