Attacken auf den ORF
statt Regierungswatschen

FPÖ-Chef tritt erstmals als Vizekanzler ans Rednerpult beim Rieder Aschermittwoch

Unter geänderten Vorzeichen ist der 27. Politische Aschermittwoch der FPÖ in Ried gestanden. Hatte Bundesparteiobmann Heinz Christian Strache bisher die Regierung verbal abgewatscht, sparte der Vizekanzler heuer nicht mit Eigenlob. Vor allem bekam aber der ORF sein Fett weg. Den 2.000 Fans gefiel es ebenso. Mutmaßungen, Strache würde seinen Tonfall ändern, bewahrheiteten sich zum Teil.

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Rieder Aschermittwoch - Attacken auf den ORF
statt Regierungswatschen

So klangen seine Worte an die Funktionäre und FPÖ-Anhänger manchmal weniger launig: "Vor uns liegt noch ein weiter Weg, ein harter Weg. Aber so, wie wir die Oppositionsrolle gemeistert haben, werden wir auch die Regierung meistern. So, wie es in einem bekannten Lied heißt: Wir sind gekommen, um zu bleiben", erklärte er seine neue Funktion, in der er erstmals in Ried ans Podium trat. Gleichzeitig versprach er, die "selbe bodenständige Person zu bleiben" und "niemals abgehoben" zu werden. Die Aschermittwochsgemeinschaft antwortete mit Bravo-Rufen.

»Wir sind gekommen, um zu bleiben«

Direkte Angriffe auf den Koalitionspartner ÖVP unterließ Strache dann auch, vielmehr lobte der Vizekanzler den Start von Türkis-Blau: "Die Weichen für den rot-weiß-roten Schnellzug wurden gestellt und er fährt mit vollem Tempo in die richtige Richtung." Besonders unterstrich der Parteichef die blaue Handschrift: "Wir sind sechs Wochen in der Regierungsverantwortung und jede Woche wird ein freiheitliches Wahlversprechen umgesetzt. Wir zeigen, wie es geht." Natürlich durfte dabei der blaue Dauerbrenner Asylpolitik nicht fehlen. "Jede Woche wird die Liste der sicheren Drittstaaten erweitert", kündigte der Vizekanzler an, wofür es anerkennende Pfiffe gab.

Nur wenige Minuten währte Straches Blick zurück auf "Kurzzeitkanzler" Christian Kern, der noch immer "seine Lieblingsrolle spielt, nämlich die Prinzessin auf der roten Erbse". Die Sozialdemokraten seien für ihn heute mehr denn je "Jammersozialisten". Das Einzige, wo sie seiner Ansicht nach noch aktiv seien, "ist das Dirty Campaigning gegen die FPÖ - mittlerweile zwar ohne Silberstein", aber deshalb nicht "seriöser". Die Opposition nahm er sich überhaupt nur kurz zur Brust, da diese im Parlament für ihn eigentlich nicht mehr existent sei. Die Liste Pilz sei "quasi im ewigen Schwammerlsuchen gefangen", nachdem Pilz die "Grünen demontiert" hat.

Strache schießt sich auf ORF ein

Aus aktuellem Anlass schoss sich Strache dafür auf den ORF ein: "Mich wundert es ja nicht mehr, wenn Leute sagen: Dem ORF glaub ich nicht einmal mehr die Uhrzeit", meinte er in Anspielung auf die Wahlkampfreportage des ORF-Tirol, in der die Reaktion von FPÖ-Kandidat Markus Abwerzger auf antisemitische Aussagen eines Passanten zunächst weggeschnitten und erst in einem späteren ZiB-Beitrag gesendet worden war. Offenbar "dürfen einige Redakteure ihre politischen Vorlieben ungeniert ausleben", wetterte er, was das Publikum mit lautem Gegröle bejahte. Und er stellte anschließend die Frage: "Wollt ihr dafür wirklich noch Zwangsgebühren zahlen?".

Sein Facebook-Posting, in dem ZiB 2-Moderator Armin Wolf der "Lügen" bezichtigt wird, verteidigte Strache neuerlich als Satire: "Der berühmte deutsche Satiriker Kurt Tucholsky hat 1919 im Berliner Tagblatt geschrieben. Was darf Satire? Alles! Und das gilt auch, wenn ein Freiheitlicher einen satirischen Kommentar schreibt." Dafür erntete er von seinen Fans genauso donnernden Beifall wie auch auf seine nächste Attacke gegen den öffentlich-rechtlichen Sender: "Die Gebühren sind ein medienpolitischer Anachronismus, der im 21. Jahrhundert nichts mehr verloren hat."

Nach seiner knapp einstündigen Rede, mit deutlich weniger Schenkelklopfern als die Jahre zuvor, ging es zum gewohnt ausgiebigen Selfie-Bad in die Menge.