Ein Komödiant
von Gottes Gnaden

Thomas Stipsits ist beruflich und privat in besten Umständen. Am 1. Februar erreicht er als Callboy in der Komödie "Love Machine" Österreichs Kinos

von Film - Ein Komödiant
von Gottes Gnaden © Bild: Ricardo Herrgott/News

Seine realen Lebensverhältnisse lassen für Thomas Stipsits nur einen Wunsch offen: "Dass es so weitergeht." Recht hat er. Der 1983 im steirischen Leoben geborene Sohn eines Spenglers ist einer der gefragtesten Kabarettisten des Landes. Ab 11. Februar zeigt er sein Soloprogramm mit dem Titel "Stinatzer Delikatessen -Quasi ein Best Of". Fast alle der ersten 40 Termine, die ihn von Wien bis Villach führen, sind ausverkauft. Bis zum Jahresende wird er ganz Österreich damit bereist haben. Zuvor ist er noch im Kino zu sehen -ab 1. Februar in Andreas Schmieds Komödie "Love Machine".

Thomas Stipsits leiht darin einem gewissen Georg Hillmaier, genannt Georgy, seine sympathische Gestalt. Der steht vor den Trümmern seiner Existenz. Seine Wohnung wurde gepfändet, Gefährte Waldemar bietet ihm Unterkunft. Zu zweit verdingt man sich als Musiker, spielt bei Privatfesten auf und versucht nach Kräften zu unterhalten. Doch selbst dieses existenzielle Notprogramm scheitert, als Waldemar dem plötzlichen Herztod erliegt. Da bleibt dem Mittdreißiger Georgy als Existenzgrundlage nur noch der eigene Leib: Von seiner Schwester, Angestellte in einem Kosmetiksalon, lässt er sich an Damen vermitteln, die seine Mühewaltungen mit ansehnlichen Zuwendungen entlohnen.

Reales Lebensglück im Film

Anders als jene der Filmfigur, lassen Stipsits' aktuellen Lebensumstände keine Wünsche offen. Seit 2014 ist er mit der Schauspielerin Katharina Straßer verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder: Sohn Emil ist viereinhalb Jahre, Tochter Lieselotte sechs Monate jung.

© Felipe Kolm

Wenige Minuten gewährt das Paar in Andreas Schmieds Komödie Einblick in das reale Lebensglück. Die Szene hat Schmied für den gemeinsamen Auftritt des Paares ins Drehbuch eingefügt. Straßer verkörpert eine junge Frau namens Lisa Blümel, die kurz vor der Entbindung steht. Sie erhofft sich mithilfe des entgeltlichen Freudenspenders Linderung der schwangerschaftsbedingten Unzukömmlichkeiten. Allerdings reicht dessen bloße Anwesenheit, um den Vorgang einzuleiten.

Für Stipsits, der im wirklichen Leben seiner Frau bei der Geburt der Kinder beistand, ist diese Szene ein Stück dokumentierter Familienhistorie: Katharina Straßer stand beim Dreh tatsächlich drei Monate vor der Geburt der Tochter Lieselotte.

"Als ich den Film gesehen habe, fand ich diese Szene berührend. Unfassbar. Das ist ein schönes Zeitdokument, wenn Liselotte einmal älter ist", schwärmt Stipsits. Was aber, wenn sie ihn einmal fragt, welche Rolle er da gespielt hat? Ein Mann, der seinen Körper an Frauen verkauft! "Ich lass das auf mich zukommen. Wenn die Kinder einmal 15 oder 16 sind, kann es sein, dass sie sowieso alles peinlich finden, was wir machen", sagt Stipsits.

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Insgesamt habe er die Rolle nur angenommen, weil ihm der Regisseur zusicherte, keinesfalls eine "Sexklamotte" zu beabsichtigen. Daran hat sich Andreas Schmied gehalten. "Thomas ist über die Jahre vom Kabarettisten zu einem wirklich tollen Filmschauspieler geworden und bringt die richtige Mischung aus feinem Spiel und sympathischem Humor schon mit", erklärt Schmied, für den stets außer Zweifel stand, dass Stipsits die richtige Besetzung für die heikle Rolle sei.

Im Rang von Monty Python

Er ist nicht der einzige, der nur Lobendes über Stipsits zu sagen weiß. Ist vom Schauspieler-Kabarettisten die Rede, geraten außer Kollegen auch die Kritiker ins Schwärmen. Zum Beispiel die elegante "Süddeutsche Zeitung", die sich 2016 für ein Gemeinschaftsprogramm mit Manuel Rubey begeisterte und "ein Fest zweier begnadeter Komödianten im Rang von Monty Python" bejubelte. Für Ulrike Beimpold, seine Partnerin in "Love Machine", ist Stipsits "ein ausgezeichneter Gesprächs-und Spielpartner, der einen immer wieder überrascht". Das bestätigt Claudia Kottal, die im Film zögernd auf seine maskulinen Fertigkeiten zurückgreift: "Thomas ist ein wunderbarer Kollege -sehr aufmerksam, sehr vorsichtig und immer darauf bedacht, dass alle sich wohlfühlen. Was mich besonders beeindruckt hat, ist seine Bescheidenheit."

Den Zustand, gut und erfolgreich beschäftigt zu sein, genieße er, sagt Stipsits. "Ich bin aber so geerdet durch diese vielen Jahre, dass ich auch damit umgehen kann, wenn es einmal vorbei ist." Vorsorgemaßnahmen bahnt er im Familienkreis an -ein Filmprojekt mit Katharina Straßer ist in Planung. Die Arbeit zu zweit hat entschiedene Vorteile: Man kann zu Hause proben, diesfalls unter privilegierten Umständen im eigenen Haus auf der griechischen Insel Karpathos.

Sollte sich die Kinokarriere zögerlich anlassen, so ist er sich des Rückhalts seines Livepublikums sicher. Nur ein schlechtes Programm würden diese wahren Kenner nicht verzeihen, sagt er.

Aggressive Ablehnung musste er bisher erste einmal erleben, und das im außerkünstlerischen Bereich, als er während der vergangenen Bundespräsidentenwahl dem Personenkomitee für Van der Bellen beitrat. Anhänger des Gegenkandidaten Norbert Hofer nahmen das persönlich, und er wurde über soziale Medien unflätig beschimpft.

"Was ich nicht verstehe, ist, dass die Politik immer mehr in private Bereiche hineinschwappt", zeigt sich Stipsits besorgt. "Es kann doch einer SPÖ, der andere FPÖ und einer die Grünen wählen, und alle können trotzdem miteinander grillen. Man sollte einen politischen Diskurs führen, aber der geht verloren, wenn man Andersdenkende oder Anderswählende beschimpft."

Sagt er und enteilt nach Hause, wo die wahren Dinge des Lebens warten.

Der Beitrag erschien ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 3/2019)