Diese Stars betreiben Weingüter als Statussymbole

Vom toskanischen Rotwein bis zum Champagner. In der A-Liga bekannter Persönlichkeiten zählt ein Weingut zu den Must-haves im Portfolio. Sting, Coppola, Pitt entdeckten die Winzer in sich. Mit Erfolg?

von John Malkovich © Bild: Tristan Fewings/Getty Images

Ein kalifornischer Pinot Grigio von E. T. s Freundin Drew Barrymore. Ein Cabernet Sauvignon aus dem Napa Valley von Ex-Formel-1-Weltmeister Mario Andretti. Oder ein Pinot Noir vom legendären "Cyrano"-Mimen Gérard Depardieu aus dem Anbaugebiet Anjou am unteren Tal der Loire. Die Liste kelternder Stars scheint endlos.

Wer seinen Erfolg in den 80er-Jahren mittels Yacht und in den 90er-Jahren mit einer eigenen Insel illustrierte, hat dieser Tage ein Weingut im Portfolio. Filmgröße George Clooney, der bereits eine Tequila-Marke sein Eigen nennt, ist eben dabei, ein Weingut in der Provence zu erwerben. Sein Kollege und Kumpel Brad Pitt erweiterte bereits sein bestehendes Portfolio. Nach dem Erfolg seiner Roséweine vom eigenen Weingut Château Miraval perfektionierte er mit dem Weingut Château de Beaucastel einen Rosé-Champagner. Pitts persönliches Engagement in der Kreation des Fleur de Miraval Rosé Champagne (340 Euro) mache den Tropfen "authentisch, statt irgendein neuer Celebrity-Wein zu sein", betonten die Co-Eigentümer aus der Familie Perrin dabei.

Vom toskanischen Rotwein bis zum Champagner

Wem in der Kreation die Muße fehlt, der führt alternativ eine kaum bekannte Champagnermarke mit Marketingmitteln zum Weltruhm. Musikmogul Jay-Z machte es vor. Ab 2006 kooperierte er mit der Marke Armand de Brignac und platzierte deren goldene Flaschen unter dem Namen "Ace of Spades" in seinen Musikvideos und jenen von Gattin Beyoncé. 2014 kaufte er die Marke um 200 Millionen Dollar und holte diesen Frühling Moët Hennessy, eine Niederlassung des Luxuskonzern LVMH, als Hälfteeigentümer an Bord. Damit sollen die 250-Euro-Flaschen auch in Europa bald neues Must-have der jungen, hippen, urbanen Bevölkerung werden.

Sind die Weine der Stars, die selbst gern frühmorgens durch die taunasse Wiese stiefeln, um ihre Trauben zu inspizieren, nun besser als die Produkte derer, die bloß Marketinggenies sind? Lohnt es sich für den Gaumen überhaupt, in einen hochkarätigen Namen auf der Flasche zu investieren? Fachmagazine wie das britische "Decanter" oder der heimische "Falstaff" kamen einhellig zum Ergebnis, dass die Produkte Prominenter durchaus empfehlenswert sein können - und zwar unabhängig davon, wie intensiv oder wie lange die Stars schon den Winzer in sich kultiviert haben.

Die am besten bewerteten Weine jedes Weinguts aus dem "Falstaff"-Ranking

Im Kopf-an-Kopf-Rennen der aktuellen "Falstaff"-Bewertung gelang es einem engagierten Neuling, den langjährigen Weinbauern Sting um zwei Punkte zu schlagen. Mit seiner Frau Trudie produziert der Sänger seit 25 Jahren im Chianti-Gebiet südlich von Florenz Weine. Sein Anwesen Il Palagio wirft auch Olivenöl und Honig ab und bringt Sting zum Schwärmen: "An diesen Ort zu kommen, ist wie in ein Gemälde einzutauchen!" Der ehrgeizige Neuling, der Sting übertrumpfte, ist sein britischer Landsmann, Sternekoch und Gastronom Gordon Ramsay. Bei der Präsentation seiner ersten Kollektion kalifornischer Weine vergaß das Raubein sogar seine derben Sprüche zugunsten poetischer Beschreibungen: "Wein hat mich schon immer fasziniert: Er verkörpert eine vielschichtige Vermählung von Tradition, Kunst, Wissenschaft, Land und Leuten. Alles in einem Glas!"

PROVENCE
John Malkovich

John MALKOVICH mit seiner Frau Nicoletta PEYRAN
© imago/SKATA John Malkovich mit seiner Frau Nicoletta Peyran

Gemeinsam mit seiner Frau, Regisseurin Nicoletta Peyran, zog der Schauspieler ("Gefährliche Liebschaften") der Kinder wegen Anfang der 90er-Jahre ins ländliche Luberon im Herzen der Provence. 2008 gründete das Paar das Weingut Les Quelles de la Coste, heute offeriert es einen Cabernet Sauvignon Rosé, Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und zwei Cabernet-Pinot-Cuvées. Vor allem der Pinot Noir profitiere vom Klima mit starken Tag-Nacht-Temperaturschwankungen, so Ralf Hoegger, der das Weingut seit 2018 unterstützt und vorher für Sting Wein kreierte. Der Carménère 2020 Les Quelles de la Coste erhält in der "Falstaff"-Bewertung 92 Punkte.

VENETIEN
Kylie Minogue

Kylie Minogue
© Jamie McCarthy/Getty Images Kylie Minogue

Bei der Arbeit zu ihrem letzten Album in Nashville kam der Sängerin die Idee vom eigenen Weingut. Gemeinsam mit den britischen Händlern Benchmark Drinks fand Minogue ("The Loco-Motion") in Italiens größtem familiengeführten Weinunternehmen Zonin den perfekten Partner. Ihr Prosecco Rosé NV (Glera, Pinot Nero) ist um 20 bis 40 Euro erhältlich. "Falstaff"-Bewertung: 91 Punkte.

KALIFORNIEN
Francis Ford Coppola

Francis Ford Coppola
© imago images/Starface Francis Ford Coppola 2019

Bereits 1975 erwarb der Regisseur ("Der Pate") das Inglenook Estate in Sonoma, Napa Valley, und schuf ein Wein-Wunderland mit Bar, Restaurants, Pools und Kino. Mit Weinstratege Corey Beck etablierte Coppola elf preisgekrönte Weinmarken. Biodiversität und Wassermanagement liegen ihm am Herzen. Sein Inglenook Rubicon 2011 (Cabernet Sauvignon, Petit Verdot) kostet ab 100 Euro. "Falstaff"-Bewertung: 94 Punkte.

Francis Ford Coppola Wein
© imago/ZUMA Press

PROVENCE
Brad Pitt, Angelina Jolie

Das Schauspielerpaar lebte schon einige Zeit in der Provence, als es 2012 das für seinen Rosé berühmte Weingut Château Miraval in der Gemeinde Correns kaufte. Mit der berühmten französischen Winzerfamilie Perrin vom Château de Beaucastel holten Pitt und Jolie ("Mr. und Mrs. Smith") erfahrene Anteilseigner an Bord und konnten für ihren Rosé bereits zahlreiche Preise erringen. Der Miraval Côtes de Provence 2020 (Cinsault, Grenache, Syrah, Rolle) ist um 15 bis 20 Euro erhältlich. "Falstaff"-Bewertung: 93 Punkte.

KALIFORNIEN
Gordon Ramsay

Gordon Ramsay
© Ethan Miller/Getty Images for Vegas Uncork'd by Bon Appetit Gordon Ramsay

Der britische Koch und Gastronom ("In Teufels Küche") entdeckte in Kalifornien seine Berufung zum Winzer und schuf gemeinsam mit dem Weinexperten Nick Dumergue und Sommelier Chris Miller acht Weine, die in Seabold Cellars in Monterey hergestellt werden. Die Trauben für die vier Rot-, drei Weißweine und einen Rosé stammen von nachhaltig geführten Weinbergen. Der Cabernet Sauvignon Santa Cruz Mountains 2018 kostet zwischen 20 und 50 Euro. "Falstaff"-Bewertung: 94 Punkte.

TOSKANA
Oliviero Toscani

Oliviero Toscani
© Pietro D'Aprano/Getty Images

An der toskanischen Küste züchtet der italienische Fotograf (u. a. Benetton) Pferde und Schweine, produziert Olivenöl und Wein. Seine Weinberge wurden nach Rat des Weinexperten Angelo Gaja wie ein Amphitheater angelegt. Toscanis O.T. Toscana Rosso IGT 2015 (Syrah, Cabernet Franc) kostet 20 bis 50 Euro. "Falstaff"-Bewertung: 95 Punkte

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Ausgabe Nr. 25-26/21