Starke Einzelkämpfer in
alten und neuen Berufen

Ein-Personen-Unternehmen gehören seit jeher zur heimischen Geschäftslandschaft

Ob als traditionelle Handwerker oder Experten für neue Technologien: Ein-Personen- Unternehmen (EPU) gehören seit jeher zur heimischen Geschäftslandschaft. In den letzten Jahren aber ist der Trend, sich beruflich selbst zu verwirklichen, zeitlich flexibel und sein eigener Chef zu sein, stetig gestiegen.

von
Fakten - Starke Einzelkämpfer in
alten und neuen Berufen

Was David Wagner macht, ist aufwendigste Handarbeit. Je nach Holzmaterial und speziellen Kundenwünschen fertigt der 47-Jährige in seiner Wiener Werkstatt edle Tabakpfeifen an. Pro Stück braucht er mal drei Tage, ein andermal drei Monate, je nach Qualität, Aufwand und Design. Dass Pfeifenbauen einmal zu seinem Beruf wird, hätte der studierte Informatiker nicht gedacht: "Es war zunächst nur ein Hobby, meine ersten Stücke verkaufte ich noch auf Kunsthandwerkmärkten." Doch mit der Zeit wurde Wagner immer professioneller, besuchte internationale Pfeifenmessen in den USA und Japan und begann 2004 -weltweit einzigartig - mit der Produktion von Maßanfertigungen. "Pfeifenbauen ist kein Lehrberuf, ich musste mir das Know-how selbst aneignen", erzählt er. "Und als Ein-Personen-Unternehmen hatte ich auch zu lernen, wie ich meine Produkte vermarkten kann."

Heute verkauft er die exklusiven Stücke vor allem übers Internet, seine Kunden kommen vorwiegend aus China. "Hätte ich das Geschäft nicht von Anfang an international angelegt, hätte ich keine Überlebenschance gehabt."

Strukturwandel

Ein-Personen- Unternehmen (EPU) wie jenes von David Wagner gibt es nicht erst seit einigen Jahren. Ihre Gründung ist auch keine moderne Antwort auf drohende Arbeitslosigkeit. Im Handwerk etwa oder im Gewerbe gab es EPU schon immer. Sie sind ein wichtiger Motor der Wirtschaft, bringen Leben in die Unternehmerlandschaft und haben eines gemeinsam: die Courage, ihre wirtschaftlichen Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Heute agieren in Österreich 58,1 Prozent der Betriebe (ca. 278.000 Personen) in Alleinregie. Tendenz steigend, vor allem durch die Veränderung der Wirtschaftsstruktur: Der Anteil von Landwirtschaft und Industrie ist zugunsten des tertiären Sektors gesunken, dessen Anteil an der Bruttowertschöpfung bereits mehr als 70 Prozent ausmacht -und hier finden sich überdurchschnittlich oft neue EPU. Wirtschaftsexperten sehen diese Entwicklung als ein Resultat des Wandels zur Wissensökonomie, in der EPU Zugriff auf neueste Technologien haben, die ihre Fähigkeiten optimal zur Geltung bringen. So wie bei Michael Reiter, der als New-Media-Experte Vorträge und Workshops hält und Unternehmen berät. Die EPU-Vorteile bringt der Linzer auf den Punkt: "Ich kann mir meine Arbeitszeiten selbst einteilen, kann Job, Familie und Freizeit besser vereinbaren und schnell auf geschäftliche Anforderungen reagieren. Und das Schöne ist: Mein Arbeitsplatz ist dort, wo meine digitalen Geräte sind. Das macht mich flexibel." Sein Unternehmen hat der 39-Jährige parallel zu seinem Angestelltenjob aufgebaut. "2014 hatte ich dann so viele Aufträge, dass ich den Sprung in die Selbstständigkeit wagte."

Fest steht: EPU sind keine homogene Gruppe, sondern zeigen eine bunte Vielfalt des unternehmerischen Spektrums -von IT über Gastronomie bis zum Handel. Nicht zuletzt gehört traditionelles Handwerk dazu, darunter Schlosser, Schuster oder Schneider. Brigitte Huditz ist eine von ihnen. Sie übt ihren Beruf als Schneiderin schon seit 40 Jahren aus. Führte sie ihren Salon in Tirol anfangs noch mit zehn Mitarbeitern, werkt sie seit 30 Jahren als EPU - und das nicht minder erfolgreich: "Ich liebe meinen Beruf. Als EPU kann ich mein Geschäft führen und mir zugleich Zeit für die Familie nehmen. Mit Nachteilen, wie Verdienstausfall bei Krankheit, muss man umgehen lernen."

Angeregt von der Initiative www.zeigeunternehmergeist.at, die der Redaktion Informationen und den Kontakt zu den Ein-Personen-Unternehmen lieferte.

Kommentare