Stammzellen lindern Parkinson-Symptome: Bei Ratten ist die neue Methode erfolgreich

Zellen zurückprogrammiert und wieder eingespritzt Größte Schwierigkeit bisher ist erhöhtes Krebsrisiko

Mit Hilfe neuartiger Stammzellen haben Wissenschafter die Symptome der Parkinson-Krankheit bei Ratten erfolgreich behandelt. Die Forscher um Rudolf Jaenisch vom Whitehead- Institut in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) programmierten zunächst Zellen aus dem Bindegewebe der Nager zu sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) zurück. Diese ließen sie zu Nervenzellen heranreifen und spritzten sie den Ratten. Die Anzeichen der Nervenerkrankung hätten sich daraufhin deutlich gebessert, berichtet die Gruppe in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.

Stammzellen lindern Parkinson-Symptome: Bei Ratten ist die neue Methode erfolgreich

Die Untersuchung zeige, dass sich iPS-Zellen medizinisch nutzen ließen, meinen die Wissenschafter. Bis das Verfahren jedoch beim Menschen angewendet werden könne, müssten aber noch zahlreiche Risiken beseitigt werden. Die größte Schwierigkeit ist bisher das deutlich erhöhte Krebsrisiko. Denn die genetische Umprogrammierung der Körperzellen birgt die Gefahr, dass dadurch Krebsgene aktiviert werden und die Zellen Tumore bilden. Tatsächlich starben in den jetzt vorgestellten Versuchen 16 von 36 Tieren innerhalb von acht Monaten und bei vielen von ihnen fanden sich Tumore.

Die Herstellung von iPS-Zellen ist noch ein sehr junges Verfahren der Stammzellforschung. Erst im November vergangenen Jahres hatten Wissenschafter gezeigt, dass sich durch den Einbau weniger Gene vollständig ausgereifte Körperzellen so umprogrammieren lassen, dass sie die entscheidenden Merkmale der begehrten embryonalen Stammzellen aufweisen. Die iPS-Zellen könnten damit eine Alternative zu embryonalen Stammzellen werden, für deren Herstellung eigens Embryonen gezüchtet werden, die nach der Zellentnahme absterben.

Die Forscher um Jaenisch wandelten die iPS-Zellen in einem ersten Versuch in Vorläuferzellen von Nervenzellen um. Sie zeigten, dass sich diese nach einer Transplantation im Gehirn verteilen, wo sie sich zu verschiedenen Typen funktionsfähiger Nervenzellen weiterentwickeln. In einem weiteren Versuch verwandelten die Wissenschaftler die iPS-Zellen bereits in der Kulturschale in Dopamin-produzierende Nervenzellen ­ das sind genau die Zellen, die bei der Parkinson-Krankheit im Gehirn verloren gehen. Durch das Einspritzen dieser Zellen in das Gehirn von Ratten mit Parkinson- ähnlichen Symptomen besserte sich das Krankheitsbild deutlich. Eine anschließende Untersuchung des Hirngewebes bestätigte, dass sich die Zellen im Gehirn angesiedelt hatten und funktionsfähig waren.

Ein großer Vorteil der iPS-Zellen besteht darin, dass sie vom Patienten selbst stammen. Abstoßungsreaktionen des Immunsystems sind daher nicht zu erwarten. iPS-Zellen lassen sich in zahlreiche verschiedene Typen von Körperzellen und -gewebe verwandeln und eignen sich damit prinzipiell zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten. Jaenisch und seine Mitarbeiter hatten das Potenzial der Zellen zur Behandlung von Krankheiten erstmals im Dezember vergangenen Jahres nachgewiesen. Sie zeigten damals bei Mäusen, dass sich mit den Zellen die Blutkrankheit Sichelzellanämie behandeln lässt.

(APA/red)