Im Zentrum stand Sieglinde

Simon Rattle dirigiert Richard Wagners „Walküre“

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Walküre © Bild: Michael Poehn

Wer immer jetzt an der Wiener Staatsoper Wagner dirigiert, wird sich mit dem abhandengekommenen Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst und Christian Thielemann messen müssen. Makellos-aufregend musizierten die Wiener Philharmoniker unter diesen Maestri. Nun steht der noch bis 2018 amtierende Chef der Berliner Philharmoniker Simon Rattle am Pult. Der „Ring“-Zyklus, den der gebürtige Brite mit den Berlinern bei den Osterfestspielen (2007-2010) aufführte, blieb in alles anderer als guter Erinnerung. Nicht so seine Wiener Wagner-Dirigate: „Parsifal“ liegt zehn Jahre zurück und noch heute denkt gern man an den gewaltigen dritten Aufzug, nicht minder denkwürdig waren die ekstatischen Ausbrüche, die Rattle bei „Tristan und Isolde“ anno 2009 generierte.

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© Michael Poehn Marina Serafin als Sieglinde

Und all das vermisst man bei der „Walküre“. Schon das Vorspiel wirkt spannungsfrei, der erste Aufzug zerdehnt. Den Rest könnte man unter einer Art von Dekonstruktivismus subsumieren. Jede Passage wirkt für sich, der Bogen zum großen Ganzen fehlt, immer wieder leuchten einzelne Soli-Stimmen hervor. Fortissimi werden übertrieben, bleiben aber wirkungsfrei. Dass es überhaupt möglich ist, dass der „Feuerzauber“ jemals zum Sedativum werden kann, überrascht auch nach fast dreißig Jahren Wagner-obsessiver Opernerfahrung. Irgendwie wirkt die Partitur am Ende nicht mehr wie von Wagner, sondern eher wie ein Amalgam aus Romantik und zaghafter Anklänge an die Moderne.

Gesungen wird den Möglichkeiten entsprechend formidabel. Christopher Ventris, ein tadelloser Siegmund mit präziser Stimmführung, wirkte bei seinem „Wälse“-Ruf außergewöhnlich zurückhaltend, nachdem er vom Dirigat fast in die Vernichtung geschleppt wurde.

Stimmlich und darstellerisch prachtvoll ist Martina Serafins Sieglinde. Wie sie die Partei mit wunderbaren Klangfarben gestaltet, grenzt ans Ereignishafte. Evelyn Herlitzius gibt eine freche Brünnhilde mit klarem Sopran. Tomasz Konieczny gestaltet den Wotan eigenwillig eindrucksvoll. Von Michaela Schusters Fricka lässt sich nur Bestes berichten. Ausgewogen das Ensemble der Walküren. Sven-Eric Bechtolds Inszenierung rangiert im achten Jahr unter der Aufregungsgrenze.

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