Schlamperei mit unserem Gold

Seit nunmehr 12 Jahren hat niemand mehr das österreichische Edelmetall kontrolliert

Österreich ist ein reiches Land. 280 Tonnen Gold besitzt der Staat. Das entspricht laut aktuellem Goldkurs sagenhaften zwölf Milliarden Euro. Gold ist in Krisenzeiten der Notgroschen der Republik. Es kann als Basis für eine neue Währung dienen und ist das Sparschwein für zukünftige Generationen. Das Gold ist wichtig für das Vertrauen der Menschen in die Währung und in die Regierung. Ein gut zu hütender Schatz, sollte man meinen.

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Staatsgold - Schlamperei mit unserem Gold

Versteckt in einem Bergmassiv oder tief unter der Erde in den Tresoren der Nationalbank. Doch erkundigt man sich bei den zuständigen Stellen, kommt man ins Staunen: Niemand, weder in der Nationalbank noch im Finanzministerium, kann genau sagen, wo unser Gold lagert. Das große Schweigen befeuert Fantasien – vor allem im Internet: Wie viel ist von unserem Gold überhaupt noch da? Und: Wo ist es versteckt?

365 Tonnen verschwunden
Ein Teil unseres Goldes lagert in Österreich. Mehr als die Hälfte des Goldschatzes soll sich laut Insidern auf die großen Handelsplätze Zürich, London und New York verteilen. Was dort damit passiert, weiß die Öffentlichkeit nicht. Fakt ist: Seit 1992 schrumpfte Österreichs Goldberg von 645 auf 280 Tonnen. 365 Tonnen Gold – das entspricht einem heutigen Gegenwert von 15,5 Milliarden Euro. Dafür könnte sich jeder Österreicher einen neuen VW Golf leisten.

Sicher ist, dass unter „Mr. Nulldefizit“, Karl-Heinz Grasser, knapp 100 Tonnen zu einem Kurs unter 400 Dollar pro Unze verkauft wurden und damit rund eine Milliarde Euro eingenommen wurde. Die Notenbanker bestreiten zwar, die Weisung zum Verkauf vom Finanzminister bekommen zu haben, allerdings konnte dieser sich eine ausgeglichene Bilanz ans Revers heften. Heute könnte die Regierung vier Milliarden Euro für die 100 Tonnen Gold bekommen. Belegt ist auch, dass 20 Tonnen 1998 als Erstausstattung an die Europäische Zentralbank (EZB) flossen und heute zur Intervention im Rahmen der Eurokrise verwendet werden. Auch die rot-schwarzen Regierungen knabberten gerne am Goldschatz der Republik: In den Jahren 1992 bis 1998 verringerte sich der Goldstand um weitere 245 Tonnen – Verwendung ungewiss.

Zwölf Jahre keine Kontrolle
Auch der Rechnungshof weiß von nichts. Er ist für die Prüfung der Nationalbank zuständig. Auf NEWS-Nachfrage gesteht die Kontrollbehörde ein, dass Österreichs Goldreserven seit zwölf Jahren nicht mehr vor Ort überprüft wurden – nicht auf Vollständigkeit, nicht auf Qualität. Ausrede für die Schlampereien im Umgang mit unserem Staatsschatz: keine Zeit, keine Mittel. Andere Causen waren in den letzten Jahren drängender: Die Kommunalkredit-Pleite und der Hypo-Skandal verschlangen alle Kräfte der Behörde. Man verweist auf die Unabhängigkeit und Integrität der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Die OeNB verwaltet Österreichs Gold und handelt damit. Doch aus der Zentrale im neunten Wiener Gemeindebezirk dringt wenig. Einer, der sich auskennen muss, verliert sich in Platitüden über internationale Abkommen. „Die Nationalbanken haben sich darauf verständigt, keine Auskunft darüber zu erteilen, wo die Staaten ihr Gold lagern“, sagt Rudolf Trink, der OeNBVerantwortliche für das Gold und die Devisengeschäfte. Es liegt nahe, dass niemand außer den Nationalbankern über den Verbleib des Goldes Bescheid weiß.

Keine Auskunft, kein Gold?
Diese Verschwiegenheit und Intransparenz war in Europa lange Usus – bis in einigen Staaten Diskussionen aufbrachen. Die Staatsschulden wuchsen bedenklich, Banken wurden verstaatlicht – der Ruf nach dem sicheren Hafen Gold wurde laut. In Deutschland kämpft Peter Gauweiler (CSU) seit einem Jahr für eine Rückholaktion des deutschen Goldes. Mit einigem Erfolg: Der deutsche Bundesrechnungshof prüfte bereits die Goldgeschäfte der Bundesbank. Er ortete „unzureichende Sorgfalt bei der Bilanzierung der Goldreserven, die zum Teil im Ausland lagern“. Der deutsche Rechnungshof empfiehlt „eine jährliche Vor-Ort-Prüfung der Barren“. Auch in Holland, Großbritannien und der Schweiz bilden sich Initiativen, die die Rückkehr der nationalen Goldbestände fordern.

Und in Österreich? BZÖ und FPÖ sprangen auf das Thema auf und brachten mehrere parlamentarische Anfragen ein. Aber die Regierung blockte. „Sie gingen salopp über das Thema hinweg und zum nächsten Tagesordnungspunkt über“, so Gerhard Deimek von der FPÖ. Der Mandatar plädiert für eine Rückführung des Staatsschatzes nach Österreich.

New York, London, Zürich
Die OeNB hingegen ist strikt gegen eine zentrale Lagerung. Im Krisenfall sei eine Intervention an den Handelsplätzen New York, London und Zürich notwendig. Das Gold in Alpen- Bunkern würde dann wenig Sinn machen. Sicherheit sei das oberste Gebot. Nur – ist das Gold im Ausland wirklich sicherer? Zumindest für den Standort New York bestehen Zweifel. Michael Ikrath, ÖVP-Abgeordneter und Mitglied im Finanzausschuss des Parlaments, sieht zumindest in Europa keine Gefahren: „Zürich und London sind sicher. Allerdings ist es höchst problematisch, Gold in den USA zu lagern. Denn die Rechtssicherheit in den USA ist in Krisenzeiten auf keinen Fall gewährleistet. Dort herrscht eine Wildwestmanier.“

Zurück zum Goldstandard
Selbst die Goldprofis der heimischen Banken vermissen Kontrolle und Transparenz. Ronald Stöferle, Goldexperte der Erste Bank, wundert sich über die Verschwiegenheit: „Genauere Angaben über die Lagerstätten und die Goldleihe- Geschäfte der OeNB wären auch für uns hilfreich.“ Denn es gibt erste Strömungen in der europäischen Politik, die die erneute Einführung des Goldstandards fordern. Das Gold soll wieder Grundlage für die Bewertung der Währungen werden. „Gold wird wieder als Geld oberster Güte und auf dem Markt immer weniger als Rohstoff betrachtet“, so Stöferle. Die Unruhe treibt auch die Behörden zum Handeln. Der Rechnungshof hat auf NEWS-Anfrage angekündigt, die Überprüfung der Nationalbank in die Planungen für das kommende Jahr aufzunehmen.

Den ganzen Artikel lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von NEWS (35/12)!

Kommentare

AU BACKE !!! Immer mehr erschütternde Infos kommen an den Tag! Und das ist sicher nur die Spitze des Eisberges! Will gar nicht daran denken, was wir Bürger alles NICHT erfahren ...

Unglaublich - ein Skandal Also wenn das stimmt ist es der größte organisierte Raub an einem Volk den ich kenne!

Milliarden Euro verschwunden! Unglaublich! Peter Pilz - bitte um 100% Aufklärung!

Systemanalytiker melden

Wir brauchen ein Verfassungsgesetz das die Rückkehr unseres Goldes auf österreichischen Boden und die Wiedereinführung des Schillings vorschreibt.

Was SPÖ und ÖVP dem Land bisher angetan haben, ist unbeschreiblich.

willswissen melden

Re: Wir brauchen ein Verfassungsgesetz Goldrichtig !
Sollte dieser Bericht wirklich stimmen, so bin ich zutiefst erschüttert über diese Sorglosigkeit.
Zumal - was macht unser Staatskapital im Ausland ??????

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

Na ich denk auch, dass der Rechnungshof da der Nationalbank mal bissl genauer auf die Finger schauen sollte... !!

Tornado75 melden

Re: Na ich denk auch, dass der Rechnungshof da der Nationalbank Seit wann ist KHG(damals FPÖ) ein roter oder schwarzer, der hat 100 Tonnen zu 400 Dollar verkauft (heute steht der Goldpreis bei 1700 Dollar!) und darf noch frei herumrennen? Die ganzen Politiker arbeiten ausnahmslos nur für die Banken. Alles wird verschwiegen und vertuscht bis irgendwannmal der Euro crasht und wir ohne Gold da stehen. Gratulation!

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