Spott, Mobbing und Isolation: Schule ist für Amokläufer oft Ort der tiefen Kränkung

Psychiater sieht Gemeinsamkeiten bei Attentätern

Auslöser für die Tat sind meist Kränkungen. Die Täter selbst seien aber individuell unterschiedlich, sagte Friedrich. Über das Gefühlsleben der jugendlichen Amokläufer wisse man wenig, meist überleben sie ihre Taten nicht, daher gebe es auch keine Untersuchungen.

Den Zustand, in dem sich der Täter befindet, bezeichnete Friedrich als "Bilanzdepression". Der Betroffene will aufräumen mit alldem, was er über sich ergehen hat lassen müssen. Die Ursache für diese Form der Depression liege in der Schule: Spott, gemobbt werden, versagen, keine Freunde finden - all das führe zu einer situativen und affektiven Einengung. Die Täter haben nur mehr ein "Röhrensehen" und "-fühlen", danach folge die Amokfantasie.

"Aggressionsumkehr"
Beim klassischen Amoklauf handelt der Täter ungezielt und töte beliebig. Zuerst werde das aggressive Verhalten nach Außen und schließlich gegen sich selbst gerichtet. Der Psychiater sprach von einer Aggressionsumkehr. Der Wunsch, Herr über Leben und Tod zu sein und über ungeheure Macht zu verfügen, steht im Vordergrund. Zusätzlich hat die Waffe eine gewisse Symbolik. Die Tat kann aus großer Entfernung gesetzt werden, der Träger fühlt sich überhöht und über den Dingen stehend.

Dass im Zusammenhang mit derartigen Gewalttaten von Jugendlichen immer wieder die Diskussion rund um Computerspiele und Videofilme mit brutalen Inhalten auftauche, sei naheliegend. "Ich glaube daran, dass das permanente Treten und Kaputtmachen - auch virtuell - im Unbewussten die Hemmschwelle senkt", so Friedrich. Die Grenzlinie zwischen Virtualität und Realität verwische sich.

Warum tragen Amokläufer auffallend oft schwarz? Bösewichte tragen seit jeher schwarz, meinte Friedrich. Psychologisch gesehen habe es keine allzugroße Bedeutung.

(apa/red)