Alles über das "Läuferknie"

Dr. Lukas Brandner, Teamarzt des Olympiazentrums Südstadt-IMSB Austria, im Talk

Der beginnende Frühling motiviert sie, sich besser in Form zu bringen? Doch Schmerzen im Kniegelenk verderben Ihnen die Freude? Dr. Lukas Brandner hat uns in den letzten Wochen über Meniskus- und Kreuzbandverletzungen und deren Therapie berichtet. In seiner heutigen Kolumne geht er auf das sogenannte "Läuferknie" ein.

von Lukas Brandner © Bild: Lukas Brandner

Herr Dr. Brandner, Gibt es neben Meniskus- und Kreuzbandverletzungen andere Ursachen für Knieschmerzen?
Dr. Brandner:
Die gibt es. Wir unterscheiden verschiedene Schmerzsyndrome, die auch ohne Meniskus-, Kreuzband- oder Knorpelschaden auftreten. Jetzt, da der Wien Marathon gerade über die Bühne gegangen ist, möchte ich auf das sogenannte "Läuferknie" eingehen.
Das Läuferknie, auch "Runners Knee" oder "Iliotibiales Bandsyndrom-ITBS", ist charakterisiert durch Schmerzen im außenseitigen Kniebereich. Wie der Name schon sagt, sind Langstreckenläufer dafür besonders anfällig, aber auch andere Sportler wie Radfahrer, Inlineskater, Kraftsportler, etc. können darunter leiden.

Wodurch kommt es zu diesem Läuferknie?
Dr. Brandner:
Eine flächige Sehne - der Tractus Iliotibialis - zieht vom Hüftknochen kommend an der Außenseite des Oberschenkels entlang bis zum Schienbeinkopf. Bei erhöhter Spannung dieser Sehnenplatte reibt sie beim Durchbewegen am vorgewölbten Teil des Oberschenkelknochens direkt über dem Kniegelenk. Dieses Reiben führt zu einer Reizung und Schwellung des Gewebes und löst die Schmerzen außenseitig am Kniegelenk aus. O-Beinstellung, verkürzte Muskulatur, Fehlhaltung des Fußes bzw. falsche Laufschuhe begünstigen das Auftreten des Läuferknies.

Beginnt der Schmerz plötzlich oder schleichend?
Dr. Brandner:
Das ITBS beginnt als reiner Belastungsschmerz, der vorerst nur beim Laufen -und dabei anfangs erst nach einigen Kilometern - auftritt. In weiterer Folge kann das Läuferknie beim Beginn des Sports oder in fortgeschrittenen Stadien auch beim Gehen im Alltag Schmerzen verursachen.
Dabei kann der Knieschmerz so stark werden, dass ein Training unmöglich ist und der Patient auch beim normalen Gehen in der Ebene unter deutlichen, stechenden Schmerzen bei jedem Schritt leidet.

Was kann man gegen ein "Runners Knee" tun?
Dr. Brandner:
Essentiell ist die frühzeitige, korrekte Diagnosenstellung durch einen Spezialisten, um die Behandlung schnellstmöglich beginnen zu können. Die Diagnose "Runners Knee" kann durch eine ausführliche Anamnese und die klinische Untersuchung des Kniegelenks gestellt werden. Um einen Meniskus- oder Knorpelschaden, bzw. andere Ursachen auszuschließen, ist ein MRT sinnvoll.
Im Akutstadium des ITBS ist Kühlung und absolute Schonung notwendig. Zusätzlich sind Schmerzmittel und Sportsalben hilfreich. Mittels Physiotherapie wird die besagte Sehnenplatte gedehnt. Dadurch wird die Spannung des Tractus und infolgedessen der Schmerz reduziert. Zusätzlich können Strom- und Ultraschallbehandlungen zu einer Verbesserung des Knieschmerzes führen. Auch die Stosswellentherapie zeigt hierbei gute Ergebnisse.
Bei Achsenfehlstellungen und Fehlhaltungen des Fußes führen Einlagen zu einer deutlichen Beschwerdebesserung.

Wie lange dauert die Therapie?
Dr. Brandner:
Das Läuferknie kann bei chronischem Verlauf auch viele Wochen und Monate dauern.
In Ausnahmefällen ist auch eine Operation nötig, bei der der Tractus Iliotibialis eingeschnitten wird, wodurch eine Reduktion der Spannung bewirkt wird.
Zusammenfassend ist es am Wichtigsten der Ursache des ITBS auf den Grund zu gehen, um die bestmögliche Behandlung zu garantieren.
Wie bei jedem Sport, kann eine gute Ausrüstung Verletzungen oder Beschwerden verhindern. Bei Langstreckenläufern ist die richtige Wahl der Laufschuhe durch Beratung in einem Fachgeschäft von entscheidender Bedeutung. Ebenso sind- und da wiederhole ich mich gerne- das ausgiebige Auf- und Abwärmen, sowie Dehnen unbedingt zu empfehlen.

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