Streut die SPÖ über eine
"Nachrichtenseite" Gerüchte?

Das Portal politiknews.at ist eine Domain der SPÖ – ausgewiesen ist das nicht

In den sozialen Medien tauchen seit Kurzem vermehrt Artikel der Seite "politiknews.at" auf. ÖVP- und FPÖ-Politiker kommen darin meist ziemlich schlecht weg, jene der SPÖ hingegen auffallend positiv. Was auf dem Portal nicht steht: Die Domain gehört der SPÖ. Die Partei streitet aber ab, dass sie auch die Inhalte der Seite beeinflusse.

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"Nachrichtenseite" Gerüchte? © Bild: Screenshot/politiknews.at

Am Dienstag tauchte in den sozialen Medien ein Artikel auf, der über ein seltsames "Gerücht" berichtet. Ein Gerücht, von dem zuvor noch kaum jemand gehört hatte: Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz wolle in die Politik einsteigen – und Teil der Überlegungen sei eine gemeinsame Plattform mit ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz und Ex-Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard Griss. Das würden zumindest "Kenner der Szene munkeln". Der Artikel erschien auf der noch recht jungen Nachrichtenseite "politiknews.at". Diese setzt sich laut Selbstbeschreibung "für ein faires Österreich ein" und "berichtet über aktuelle politische Ereignisse". Anhaltspunkte dafür, dass an dem Gerücht etwas dran ist, gibt es nicht.

Kritik für ÖVP und FPÖ, Jubel für die SPÖ

Was auf der Seite selbst nicht erwähnt wird: Die Domain ist, wie das "Profil" berichtete, auf die SPÖ registriert. Sie teilt sich eine IP-Adresse mit 84 weiteren, eindeutig der Partei zuordenbaren Adressen wie etwa "spoe.wien" oder "werner-faymann.at". Als Kontaktadresse auf dem Twitterprofil von politiknews.at war bis vor kurzem noch "politiknews@spoe.at" angegeben, was aber mittlerweile geändert wurde. Bis Oktober 2016 wurde der Account überhaupt verwendet, um Artikel anderer Medien, meist mit SPÖ-Bezug, zu teilen. Zum "Profil" meinte die Partei dennoch, auf den Inhalt von politiknews.at keinen direkten Einfluss zu nehmen. Man hätte die Domain nur einer Werbeagentur "zur Verfügung gestellt", weil man das Projekt gut finde.

Medieninhaber der Website ist laut Impressum die Chapter2 Medien GmbH, eine Werbeagentur mit Sitz in Wien. Dass die Agentur das SPÖ-freundliche Medium von sich aus und ohne Auftrag der Partei betreibt, scheint wenig plausibel. Agentur-Alleingesellschafter ist Robert Neiger, ein ehemaliger Mitarbeiter des Echo-Medienhauses, das bis 2013 der SPÖ Wien gehörte. Auf weitere Nachfragen zum Thema hat die Partei bisher nicht geantwortet. Dass der SPÖ die Seite "gefällt", wie sie sagt, ist aber wenig überraschend. ÖVP und FPÖ werden dort hart ins Gericht genommen, während rote Politiker sich über Jubelmeldungen freuen dürfen. Der Titel des populärsten Artikels ist "Strache, Krone und Co. wollen nicht wahrhaben, dass die Arbeitslosigkeit sinkt".

FPÖ-Seite Unzensuriert als Vorbild?

Perfektioniert hat das Spiel mit nicht-deklarierten Parteimedien in Österreich die FPÖ. Das von FPÖ-Mitarbeitern betriebene Portal "unzensuriert.at" schlägt bei der Social-Media-Reichweite regelmäßig sogar große, seriöse Nachrichtenseiten. Die oft reißerischen Artikel, die sich auf zweifelhafte Quellen stützen, finden vor allem über Facebook sehr große Verbreitung. Zusammen mit "FPÖ TV" und der Facebook-Seite von Parteichef Heinz-Christian Strache ist Unzensuriert einer der wichtigsten Kanäle der von der FPÖ aufgebauten Gegenöffentlichkeit. Die Partei will sich ohne den "Filter" traditioneller Medien an ihre potentiellen Wähler wenden können. Möglicherweise ist das Modell Unzensuriert eine Art Vorbild für das neue Projekt.