Der Traum von
den großen Alten

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Als professioneller Premierenbesucher werde ich oft wunderlicher, ja irritierender Begegnungen teilhaftig: Schauspieler der ersten Reihe, die wesentlich daran beteiligt waren, aus mir einen erwachsenen Theaterbesucher zu machen, sitzen unerkannt im Publikum und sehen meist wesentlich schmäleren Kalibern bei ihren Mühewaltungen zu. Neulich habe ich das erlebt (die Theater nenne ich fairerweise nicht, denn beide Produktionen waren ansehnlich und auch gut besetzt): Welch schmaler, präziser, raumverdrängend präsenter Protagonist war Joachim Bißmeier, ehe er unter der von Peymann mitgebrachten Gigantenpopulation zum Fremdling wurde und die Burg verließ! Oder Wolfgang Hübsch: Ich war ein Kind, als ich ihn zum ersten Mal im Volkstheater gesehen habe, und er wurde zu einem jener Charakterköpfe, nach denen heute so desperat gefahndet wird wie nach großen, alten Männern. Da wären sie, aber wer fragt sie? Oder dass Andrea Eckert, Maria Bill, Paulus Manker, Michou Friesz, Michael Schottenberg auf eigenen Wegen durch die Welt ziehen, während das Volkstheater keine Überlebensstrategie findet. Das Malheur war immer das gleiche: Ein neuer Direktor hat sich sein Palais eingerichtet und nicht begriffen, dass er leichtfertig Erbgut im Millionenwert verwarf. Vielleicht wäre dieser Traum der rettende für das Volkstheater: Die Großen und die Jungen zeigen zu lassen, dass sie gemeinsam unschlagbar sind.

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