Und nochmals
der Nobelpreis

Außer Dienst gestellt (und durch ein internationales Spitzengremium ersetzt) gehört zwar die provinzielle, senile und überforderte Schwedische Akademie.

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Der Literaturnobelpreis und der Friedensnobelpreis wären im Gefolge jahrelangen Ehrverlustes abzuschaffen. Das ließ Peter Handke via News wissen, als von den aktuellen Stockholmer Verwerfungen noch lang nichts bekannt war. Handke, der den Preis verdient hätte, wurde mit diesem Satz zuletzt oft zitiert. Aber seine Meinung kann ich zumindest im literarischen Segment nicht teilen: Außer Dienst gestellt (und durch ein internationales Spitzengremium ersetzt) gehört zwar die provinzielle, senile und überforderte Schwedische Akademie. Aber der Preis bringt der Literatur branchengrenzen überschreitende Aufmerksamkeit, die sie in diesen Zeiten dringend benötigt. Die zahlreichen Fehlurteile kann man der Akademie nur bedingt vorwerfen: Die Literaturgeschichte spricht ihre Urteile mit meist jahrzehntelanger Verzögerung. Überdies ist die Trefferquote - von Rudyard Kipling und Thomas Mann bis Doris Lessing und Elfriede Jelinek - nicht so übel. Und schließlich können 851.000 Euro in einen Dichter selbst bei eklatanter Fehlentscheidung nie ganz fehlinvestiert sein. Das Unterscheidet den Literatur-vom Friedensnobelpreis: Jassir Arafat, der vor sechs Jahrzehnten den IS vorskizziert hat, oder die heute den Genozid in Myanmar verantwortende Aung San Suu Kyi hätte man besser nicht finanziert. Dass der nominierte Adolf Hitler letztlich unberücksichtigt blieb, ist dabei ein nur bedingt mildernder Umstand.

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