Mein Dank an Erwin Moser

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Als sein Martyrium Namen und Gestalt annahm, war meine ältere Tochter noch nicht geboren. Als ich mit ihr seine Welt zu entdecken begann, war Erwin Moser schon irreversibel an ALS erkrankt, einer Störung des motorischen Nervensystems, die letztlich dessen Zerstörung bewirkt und somit das Verheerendste ist, was einem bildenden Künstler zuteilwerden kann. Dann habe ich seine Mikrokosmen mit meiner jüngeren Tochter nochmals bereist, und das Erlebnis war so stark wie vier Jahre davor. Die Bilderbücher des Malers und Poeten Erwin Moser sind Wunderkammern mit lebendem Inventar: todesmutige Mäuse und nachdenkliche Katzen, winzige Elefanten, weise Bären und glückliche Sonderlinge, verrätselt und vertraut wie die Kinderseele ihres Schöpfers. Oberstufengymnasiasten führen heute ihre kleinen Geschwister ins Wiener Figurentheater Lilarum aus, und noch immer bewährt sich dort das Mäusepaar Mausi und Klausi gegen eine Welt; wie damals, als die Großen noch klein waren. Die Leidensjahre verbrachte Moser an der Seite seiner großartigen Ehefrau in Gols im Burgenland. Dort hat man ihm ein Museum errichtet, dessen Besuch empfohlen wird. Sein Œuvre ist reich und wird so wenig untergehen wie das Beste von Erich Kästner, Astrid Lindgren, Selma Lagerlöf, Tove Jansson oder Christine Nöstlinger. Am 11. Oktober ist Erwin Moser gestorben. Ich danke ihm für alles.

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