Botschaften einer
stillen Primadonna

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Wer Ileana Cotrubaş auf der Opernbühne erleben durfte - und das ist seit bald 30 Jahren nicht mehr möglich -, der weiß, was Poesie, Wahrhaftigkeit und die mit ihnen verbundenen Verzauberungs-und Erschütterungskräfte bedeuten. Die Erinnerung an ihre Mimi in "La Bohème" - idealerweise an der Seite des nicht minder betörenden Poeten Giacomo Aragall - treibt mir bis heute eine Träne ins Auge. Die rumänische Sopranistin war eine Wahrheitsfinderin, das Höchste, was einem Künstler geschenkt werden kann.

Die Wahrheiten, die zu distribuieren sie schon zu Karrierezeiten nicht müde wurde, sind indes nicht durch Entrückung gekennzeichnet: Als der erste unfähige Regisseur den Versuch unternahm, ihre wundersamen Menschengespinste nach seinen Vorstellungen zu zerstückeln und wieder zusammenzuflicken, wurde sie rebellisch. Zusehends positionierte sie sich gegen das "Regietheater" und hatte damit geschätztermaßen zu 70 Prozent recht. Der Rest waren und sind Kollateralurteile. Das ist auch im eben erschienenen Buch "Die manipulierte Oper" (Der Apfel, 22,50 Euro) nicht anders: Neben Scharlatanen bekommt etwa auch der Dirigent Nikolaus Harnoncourt Saures. Aber die These, die sie mit ihrem Gatten, dem Dirigenten Manfred Ramin, aufstellt, bleibt gültig: Die Oper wird sterben, wenn wir sie so weit manipulieren, dass die Kinder sie nicht mehr verstehen und lieben können.

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