Und wo bleibt das Burg-Ensemble?

Bei Kušej stehe das Ensemble im Zentrum. Nur: welches Ensemble?

von Heinz Sichrovsky © Bild: NEWS

Das "postdramatische Theater" verflüchtigt sich schon auf die Deponie mit den Fehlentwicklungen, auf der sich im Verlauf von 2.500 Jahren europäischer Theatergeschichte einiges angesammelt hat. Die korrekt-vertrottelten Frohsinnsobwaltungen mit Pop, Video und Party, wie wir sie anlässlich der Wiener Festwochen konsumieren durften, haben sich zumindest hier nicht durchgesetzt (nächstjährige Recycling-Versuche wurden unterbunden, indem man zumindest die mitverantwortlichen Kuratoren aus dem Verkehr gezogen hat). Unter diesem Aspekt kann man die Erklärungen des designierten Burgtheaterdirektors Martin Kušej nur begrüßen: Bei ihm werde mit aller Leidenschaft Theater gespielt, im Zentrum des Ganzen stehe der Schauspieler in seiner kollektiven Erscheinungsform -das Ensemble. Nur: welches Ensemble? Als Kušej einst in München antrat, kündigte er das ansässige Ensemble zu beinahe 100 Prozent. Ähnliches unternahmen zuletzt Peymanns Nachfolger in Berlin und, mit bösen Folgen, Anna Badora am Volkstheater. An der "Burg" wurde bisher stets behutsamer Erneuerung auf menschlichem Niveau vertraut. Selbst Peymann baute auf einem gewachsenen Ensemble auf, brachte aber singuläre Erscheinungen wie Gert Voss oder Kirsten Dene ein. Von Kušej gibt es bisher keine entsprechende Garantieerklärung. Die ist jetzt, in aller vorsichtigen Vorfreude, erbeten.

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