Dieser Mann erfand
das Brettspiel "Catan"

Vor 25 Jahren erfand Klaus Teuber den Brettspiel-Klassiker Catan, der seither weltweit 30 Millionen Mal verkauft wurde. Wie die Idee dazu entstand und was ein gutes Spiel ausmacht

von Spieleentwickler - Dieser Mann erfand
das Brettspiel "Catan" © Bild: Patrick Liste

Es begann als Ausgleich zum Job. Klaus Teubler arbeitete im Dentallabor seines Vaters und wurde schließlich Geschäftsführer. "Es gab ab und zu auch frustrierende Tage", erinnert er sich zurück. "Brettspiele zu entwickeln, war für mich dann Erholung."

Teubler spielte immer schon gerne. Mit seiner Frau, mit Freunden und seinen beiden Söhnen Guido und Benjamin. "Es fasziniert mich, mich einen Abend in eine abgeschlossene Welt zu begeben und diese mit Freunden zu erleben", nennt er als einen der Gründe für seine Leidenschaft. Zu seinen Favoriten zählten das Autorennspiel "Formel 1" von Wolfgang Kramer und "Acquire" von Sid Sackson. Bei diesem Wirtschaftsstrategiespiel müssen Spieler durch den An-und Verkauf von Aktien bei der Gründung von Hotelketten Geld verdienen. Außerdem trifft sich Teuber nach wie vor regelmäßig mit ehemaligen Klassenkameraden zu "Doppelkopf"-Partien. "Dieser Kartenspiel-Klassiker hat meine Klassenkollegen und mich seit Jahrzehnten zusammengehalten", sagt er lachend.

Handeln und Städte bauen

Doch irgendwann reichte ihm das Spielen alleine nicht mehr. Er wollte seine Ideen verwirklichen und begann, diese in den 80er-Jahren tatsächlich hobbymäßig umzusetzen. Es waren Geschichten, die er in Büchern und Zeitungen gelesen hatte. "Da habe ich mir gesagt, es wäre fantastisch, diese jetzt als Spiel erlebbar zu machen."

Seine Zahntechniker-Ausbildung nützte ihm dabei. Er konnte mit Kunststoffen umgehen und daher laufend neue Teile für das Spiel herstellen und ausprobieren. Gleich sein erstes Werk "Barbarossa und die Rätselmeister" gewann 1988 den Preis "Spiel des Jahres".

Vor 25 Jahren gelang ihm dann mit "Catan" der große Durchbruch. Teuber war fasziniert von den Seefahrten der Wikinger und wollte diese spielerisch umsetzen. Es war daher schnell klar, dass das Ziel des Spiels die Besiedelung einer Insel in der Wikingerzeit sein soll. Bei "Catan" geht es um Rohstoffe wie Erz, Holz, Wolle und Getreide, die mit den Gegnern geschickt gehandelt werden müssen, und darum, die optimalen Plätze zur Gründung der eigenen Siedlung auszuwählen. Das Spielfeld wird aus sechseckigen Plättchen jedes Mal neu aufgelegt. So gleicht keine Partie der anderen.

"Catan" wurde schnell zum Erfolg und mittlerweile in 40 Sprachen übersetzt. Inklusive seiner Erweiterungen wurde es weltweit mehr als 30 Millionen Mal verkauft -und zählt damit zu den erfolgreichsten Spielen.

Mit den Jahren kamen etliche Erweiterungen und Szenarien dazu. So wird bei "Seefahrer" nicht mehr nur "Catan" besiedelt, mit Schiffen werden auch andere Inseln angesteuert. Bei "Schätze, Drachen und Entdecker" macht zudem ein Drache das Land unsicher. Immer wieder erschienen darüber hinaus spezielle Ausgaben, wie "Wien Catan" oder "Star Trek Catan".

Europa-und Weltmeisterschaften

Teuber gab schließlich seinen Job im Zahnlabor auf, seine beiden Söhne stiegen in die Entwicklung mit ein. Seither sind die Spieleabende oft beruflicher Natur. Die Ideen kommen sowohl von Vater Klaus als auch von Benjamin. "Wir haben beide öfters Geschichten, die uns im Kopf herumspuken und von denen wir uns denken, dass es schön wäre, die in einem Spiel zu sehen", sagt Benjamin Teuber. "Das sind Momente, in denen wir dann spazieren gehen und länger darüber sprechen." Anschließend schreiben beide Verbesserungsvorschläge auf. "Das Dokument geht dann hin und her und wird immer wieder überarbeitet. Es ist wie Pingpong." Irgendwann kommt schließlich der Punkt, an dem das Spiel ausprobiert wird. Danach geht es wieder ans Überarbeiten und Verbessern.

Durch die Ausgangssperren während der Corona-Pandemie erlebten Brettspiele einen Aufschwung. "Catan" hatte allerdings bereits zuvor eine große und treue Fangemeinde. So veranstaltet Familie Teuber "Catan"-Wochenenden, und es finden regelmäßig Turniere statt - nicht nur auf nationaler Ebene, sondern "Catan"-Europa-und Weltmeisterschaften. Für die Weltmeisterschaft, die seit 2002 jedes zweite Jahr abgehalten wird, qualifizieren sich die jeweils zwei Besten eines Landes. In der Gesamt-Bestenliste der Nationen führt Deutschland vor den Niederlanden und den USA. Österreich liegt auf Platz acht. Sogar "Catan"-Weltrekorde wurden bereits aufgestellt. So spielten 1.040 Menschen auf der Messe in Essen im Jahr 2015 gemeinsam.

Ein gutes Spiel finden

Bis zu 1.000 Spiele kommen Jahr für Jahr auf den Markt. Doch wie kann man gute von schlechten unterscheiden?

Die Teubers testen regelmäßig Neuerscheinungen. "Wir gehen jährlich vier Tage mit rund 100 Menschen in Klausur", sagt Klaus Teuber. Dieses Jahr musste das verlängerte Wochenende wegen Corona erstmals ausfallen. Gespielt wird nicht nur, um zu testen, welche Ideen die Konkurrenz hatte. "Die Spielebranche ist eine sehr schöne Branche. Wir kaufen die Produkte der Konkurrenz natürlich auch, um Spaß zu haben. Es gibt wahnsinnig tolle Spiele, die ich jedem sofort weiterempfehlen würde", ergänzt Benjamin Teuber.

»Es fasziniert mich, mich mit Freunden einen Abend in eine abgeschlossene Welt zu begeben«

Um das passende Spiel zu finden, empfiehlt er, nicht nur das Design der Schachtel anzusehen, sondern die Beschreibung auf der Rückseite zu lesen. "Die meisten Hersteller geben an, ob es sich zum Beispiel ein Glücks-oder Strategiespiel handelt. Das sollte man sich anschauen. Jeder Mensch hat hier andere Vorlieben und weiß, was am besten passt." Auszeichnungen seien ebenfalls ein Hinweis auf Qualität.

Und welche neuen Ideen setzten Klaus und Benjamin Teuber gerade um? "Corona bringt derzeit alles aus dem Tritt. Aber wir haben viele Ideen und Pläne", sagt Benjamin Teuber. Die Besiedlung von "Catan" ist also noch lange nicht abgeschlossen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Ausgabe Nr. 24-25/2020

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