Song Contest: Vincent Bueno singt für Österreich

Ehemaliger Casting-Show-Gewinner und "Dancing Star": "Es wird kein Zuckerschlecken"

Vincent Bueno fährt für Österreich zum 65. Eurovision Song Contest nach Rotterdam. 2016 hatte der 34-Jährige Castingshowgewinner ("Musical! Die Show" 2008) schon am heimischen ESC-Vorentscheid teilgenommen. Nachdem er damals Zoe unterlegen war, folgte 2017 der Einsatz als Backgroundsänger von Nathan Trent in der Ukraine.

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ESC in Rotterdam - Song Contest: Vincent Bueno singt für Österreich

2020 wird der Wiener nun also selbst die große Bühne für sich zur Verfügung haben. Tänzerisch dürfte Bueno damit keine Probleme haben, erreichte er doch 2009 immerhin Platz 7 bei den "Dancing Stars". Außerdem absolvierte der in Wien als Sohn philippinischer Eltern geborene Künstler das Konservatorium der Stadt Wien und machte dort eine Musicalausbildung. Nach seinem deutschsprachigen Album "Wieder Leben" 2016 veröffentlichte Vincent Bueno mit "Invinceble" im Vorjahr eine elektrolastigere Platte.

"Unfassbare Energie"

"Er versprüht eine unfassbare Energie, die Europa im Mai mitreißen wird", zeigt sich ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner von der Wahl der hausinternen Fachjury überzeugt. Der Song "Alive", mit dem Bueno im Mai ins Rennen um das Finalticket gehen möchte, ist noch ein Geheimnis, das erst im März vom ORF gelüftet werden soll.

Gefeiert wird am Tag der offiziellen Kür zu Österreichs ESC-Kandidat jedenfalls auch: Am heutigen Donnerstagabend gibt Bueno im Wiener Sneak In ab 20 Uhr ein Geburtstagskonzert - wurde der Sänger doch am Dienstag (10. Dezember) 34 Jahre alt. Zuvor sprach er mit der APA über das Arbeiten in Boxen, Kompromisse für den ESC und darüber, dass er kein Freund von Wettbewerben ist.

Sie sind im österreichinternen ESC-Business ja kein Neuling. Wie ist es heuer zu Ihrer Kür gekommen?

Bueno: Es gab ein internes Verfahren, bei dem Künstler ihre Songs eingereicht haben. Und für mich war es der zweite Versuch - und ich habe mir im Vorfeld gedacht: Das wird der letzte sein. Es ist doch sehr zeitaufwendig, einen ESC-Song zu schreiben. Aber jetzt hat es wirklich geklappt - eine tolle Sache.

2016 hat das Publikum Sie im Vorentscheid "nur" auf Platz 2 gewählt. Wäre Ihnen die Kür durch die Zuschauer lieber gewesen als die Lorbeeren der Profis?

Bueno: Es ist ja bei einem Contest nicht so, dass man beleidigt wäre, wenn es nicht klappt. Das hängt von so vielen Faktoren ab. Jetzt vertraut mir das ORF-Team einfach. Schließlich habe ich ja schon eine kleine ORF-Geschichte hinter mir und kannte schon die ganze ORF-Familie. (lacht)

»Ich muss klar sagen, dass ich nicht der ESC-Fanatiker bin.«

Würden Sie sich als ESC-Fan beschreiben?

Bueno: Wir haben als Familie den ESC verfolgt, wenn auch wohl nicht jedes Jahr. Ich muss klar sagen, dass ich nicht der ESC-Fanatiker bin. Das ist ein bisschen wie beim Fußball: Auch wenn ich Fan eines Teams bin, renne ich nicht im T-Shirt davon rum. Aber ich mag die ESC-Songs.

Sie sind also nicht derjenige, den man fragen kann, wer 1964 in der dänischen Vorentscheidung auf Platz 7 gelandet ist?

Bueno: Ein ESC-Lexikon bin ich nicht. (lacht)

Ihren ESC-Song "Alive" haben Sie nun aber selbst komponiert?

Bueno: Ich habe den Text und die Melodie selbst geschrieben, ich arbeite aber mit einem Produzententeam zusammen. Das Grundgerüst steht, wir arrangieren ihn nun noch.

Darf man sich auf eine Elektronummer wie bei Ihrem letzten Album einstellen?

Bueno: Ich möchte ganz bewusst eine Mischung haben. Ich möchte weg von diesem Schachteldenken in Kategorien. Als Künstler muss man so frei sein, wie man sich gerade fühlt. "Alive" hat viele Facetten - grundsätzlich beginnt er aber weich und hört hart auf.

Das bedeutet, Sie versuchen, mit dem Song-Contest-Lied möglichst viele Zuschauergruppen zu erreichen?

Bueno: Genau. Ich komme ja eigentlich aus dem Rap und Hip-Hop, und das ist beim ESC überhaupt nicht willkommen. Insofern muss man natürlich gewisse Kompromisse eingehen. Wichtig ist, dass man sich in den Boxen, in die man sich begibt, frei bewegen kann.

Sie waren 2017 schon im Background bei Österreichs damaligem ESC-Vertreter Nathan Trent dabei. Wie haben Sie den ESC erlebt?

Bueno: Nathan Trent und ich sind wie Brüder - da ist es manchmal nicht gut, wenn man uns zu lange in einem Raum alleine lässt. Wir toppen gegenseitig unsere Blödheiten. (lacht) Aber die ganze ESC-Welt - die riesige Bühne, das technische Equipment, der Sound, die ganze Magie - ist unbeschreibbar! Ich war sehr glücklich, dass ich damals nicht die Verantwortung übernehmen musste, sondern habe es genossen wie einen Schulausflug.

Nun liegt die Last ja nun aber auf Ihnen. Wie gehen Sie nun damit um?

Bueno: Ich versuche dem gerade zu entgehen, mit vielen entspannenden Gedanken.

» Ich glaube, ich gehöre schon eher zur "Dabeisein ist alles"-Fraktion.«

Sind Sie eher der ehrgeizige Typ oder die Dabei-sein-ist-alles-Nummer?

Bueno: Ich glaube, ich gehöre schon eher zur "Dabeisein ist alles"-Fraktion. Mehr als dein Bestes kannst du nicht geben. Es wird kein Zuckerschlecken. Aber ich werde mit dem ganzen Team nach Perfektion streben. Wie es dann bewertet wird, darauf haben wir nur begrenzt Einfluss. Der ESC ist Contest - und eigentlich bin ich gar kein Fan von Wettbewerb, egal in welcher Hinsicht.

Es wäre für Sie also tatsächlich denkbar, dass Sie mit Ihrem Auftritt zufrieden sind, im Halbfinale ausscheiden und trotzdem glücklich sind?

Bueno: Ich bin auf einem sehr stabilen emotionalen Weg und betrachte die Dinge sehr nüchtern und bilde mir nicht irgendwas Großartiges ein. Ich sehe es so: Das ist die Gelegenheit. Let's do it. For real. Und nicht verkrampfen. Enjoy the ride.

»Papa bin ich auch noch - ich bin also hart im Nehmen.«

Wie sehen die nächsten Wochen für Sie aus?

Bueno: Busy, sehr busy. Nächste Woche starten die Proben für das Musical "Rock My Soul" im Metropol. Also unterbeschäftigt bin ich nicht, und fad wird mir auch nicht. Und Papa bin ich auch noch - ich bin also hart im Nehmen. (lacht)

Eine eigene Platte vor dem ESC wird es nicht geben?

Bueno: Ursprünglich hatte ich eine in petto. Aber vom Timing her ist es besser, das jetzt nicht zu tun. Jetzt gilt: Alle Ehre diesem einen Song.