ESC 2018: "Perfekter
Abend" für Cesar Sampson

Austro-Teilnehmer schaffte Platz drei und wäre von Jury sogar zum Sieger gekürt worden

Der Eurovision Song Contest in Lissabon ist vorbei und der Sieger heißt Israel. Österreichs Cesar Sampson hat sich überraschend sehr gut geschlagen und den dritten ESC-Platz ergattert, von der Jury wäre er sogar zum Sieger gekürt worden. Für ihn selbst war es ein "perfekter Abend". Auch Netta ist wieder daheim, wo es allerdings bereits Debatten über etwaige Schwierigkeiten im nächsten Jahr gibt.

von

Montag, 14. Mai 2018

Sampson hocherfreut wieder daheim

Seine Nacht war kurz: Nur knapp zwölf Stunden, nachdem er beim 63. Eurovision Song Contest in Lissabon den hervorragenden dritten Platz ersungen hat, ist Österreichs ESC-Held Cesar Sampson wieder in der Heimat angekommen. Sonntagmittag landete er mit der rot-weiß-roten Delegation am Flughafen Schwechat und wurde von einigen Fans mit Rosen erwartet. Für ihn war es jedenfalls ein "perfekter Abend".

»Gefeiert wie den ersten Platz«

Den dritten Rang habe er "gefeiert wie den ersten Platz", sagte Sampson nach seiner Ankunft vor Journalisten. "Es ist eine super Bestätigung für unsere harte Arbeit und unsere Team-Bemühungen." Dabei war der Sänger vor dem Finale noch als Außenseiter gehandelt worden und wurde von kaum jemandem zu den Favoriten gezählt. Letztlich hat er sich mit seiner Performance in Portugals Hauptstadt aber besser geschlagen, als viele erwartet haben. Sogar die zwischenzeitliche Führung nach dem Juryvoting hat herausgeschaut - "ein Teilsieg", wie Sampson selbst sagte, der geduldig Selfie-Wünsche von den Anhängern am Flughafen erfüllte.

Hohe Einschaltquoten

Die spannende Entscheidung, bei der er schlussendlich nur noch von Israels Netta ("Toy") und Zyperns Eleni Foureira ("Fuego") überholt wurde, lockte auch viele Song-Contest-Begeisterte vor die Bildschirme. Seine Darbietung von "Nobody But You" sahen im Schnitt 928.000 Zuschauer, teilte der ORF am Sonntag in einer Aussendung mit. Bei der Präsentation der Songs verbuchte der Sender einen Marktanteil von 37 Prozent, in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen waren es sogar 49 Prozent. Und auch die finale Punktevergabe verfolgten zu nächtlicher Stunde durchschnittlich 869.000 Zuseher.

Siegerin Netta in Israel gefeiert

Auch die Siegerin, die israelische Sängerin Netta ist bei ihrer Rückkehr in die Heimat gefeiert worden. "Das ist ein großer Moment für mich, für uns als Delegation und für unser Land, das sonst nicht viel Grund zur Freude hat", sagte die 25-Jährige am Montag bei ihrer Ankunft auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv.

Sie freue sich sehr, "dass die Eurovision nächstes Jahr bei uns in Israel stattfindet", sagte sie. "Das ist Wahnsinn." Die sehr glücklich wirkende Netta tanzte am Flughafen zu ihrem Song "Toy". Am Montagabend wollte Netta auf dem zentralen Rabin-Platz in Tel Aviv auftreten. Es ist Israels vierter Sieg beim Eurovision Song Contest. Zum letzten Mal siegte der jüdische Staat vor 20 Jahren mit Dana Internationals "Diva". Wie damals bedeutet dies auch heute, dass der nächste ESC-Wettbewerb im kommenden Jahr in Jerusalem stattfindet.

Doch es gibt bereits Debatten über damit verbundenen Schwierigkeiten, unter anderem die Frage der Finanzierung. Wenn das Finale im Mai 2019 wie üblich an einem Samstag stattfindet, könnte es zu Protesten strengreligiöser Juden wegen der Verletzung des jüdischen Ruhetags Sabbat kommen. Auch eine Massenanreise schwuler und lesbischer Fans zu dem Event könnte in dem eher religiös und konservativ geprägten Jerusalem zu zusätzlichen Spannungen führen. Dazu kommen Sicherheitserwägungen in einer Stadt, die häufig Schauplatz von Anschlägen war.

Sonntag, 13. Mai 2018

Favoritin siegt, Österreich holt Bronze

Der 63. Eurovision Song Contest ist Samstagnacht mit einem Sieg Israels zu Ende gegangen. In Portugals Hauptstadt Lissabon setzte sich Kandidatin Netta mit "Toy" gegen 25 Länder durch. Österreichs Vertreter Cesar Sampson kam mit seinem Popgospel "Nobody But You" auf einen überraschend hervorragenden Platz 3.

Platz eins für Cesar laut Jury

Damit setzte sich letztlich die schon lange zu den Topfavoriten gezählte Sängerin mit ihrer feministischen Nummer durch - gegen die Strandpartynummer "Fuego" von Eleni Foueira aus Zypern und auch die heimische Hoffnung Cesar Sampson. Der hatte mit 271 Punkten bei den Jurys den klaren Triumph eingefahren und war in dieser Teilwertung auf Platz 1 gelandet.

  • Bild 1 von 29

    Israel

    Die Israelin Netta ist die große Siegerin des Song Contests 2018 in Lissabon.

  • Bild 2 von 29

    Israel

    Sie konnte ihrer Favoritenrolle gerecht werden und war mit ihrer an #MeToo angelehnten Song "Toy" der Liebling des Publikums.

Gute Austro-Performance

Der 34-jährige Linzer Cesar Sampson legte am Abend tatsächlich seine bis dato beste Performance seit dem Beginn der Shows in Lissabon hin, ging mit einem eingestreuten "Lisbon, how are you doing?" in ungekannte Interaktion mit dem Publikum und präsentierte erstmals kurzärmelig seine Muskeln. Die brachte er dann auch gleich im Greenroomschäkern mit Filomena Cautela zum Einsatz, indem er die Moderatorin drei Mal in die Höhe wuchtete. Auch in seinem Halbfinale hatte Sampson mit 234 Punkten einen guten 4. Platz erlangt.

Netta zeigte sich indes überwältigt von ihrem Sieg. Noch mit der Trophäe in der Hand auf der Bühne erhielt die Sängerin einen Anruf von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, der der Künstlerin via Telefon gratulierte.

Breites Feld

Auch abseits dieses Führungstrios zeigte sich das Feld der heurigen Finalisten breit wie selten und reichte vom harten Metal der Ungarn AWS über Ethnoballaden wie jener der Serben Sanja Ilic und Balkanika bis hin zum Hip-Hop des Tschechen Mikolas Josef.

Schreckmoment

Einen Schreckmoment während der Show gab es dann allerdings, als ein Mann während des Auftritts der britischen Kandidatin SuRie auf die Bühne stürmte und der Sängerin das Mikrofon entriss, bevor er von der Bühne gezerrt wurde. Das Angebot der Rundfunkunion EBU, ihren Auftritt zu wiederholen, lehnte die 29-Jährige allerdings mit dem Hinweis, dass sie stolz auf ihre Leistung sei, ab und landete am Ende auf den schwachen 24. Platz.

Damit ging ein Song Contest zu Ende, der sich stilistisch vielfältig präsentierte, wenige bis keine der früher üblichen Trashnummern im Talon hatte und mit einer ganzen Reihe an Favoriten bis zuletzt spannend blieb. Dennoch zeigte sich an der Gestaltung der Show, dass der ebenso langjährige wie langjährig erfolglose ESC-Teilnehmer Portugal kein eurovisionsbegeistertes Land wie etwa die skandinavischen Nationen ist.

Spaßbefreites Event

Ungeachtet der eigentlich charmanten Idee, mit dem heurigen Motto "All Aboard!" auf die maritime Geschichte der Seefahrernation Portugal zu rekurrieren, blieb die Show abseits der musikalischen Beiträge erschreckend spaßbefreit, was sich bereits am Auftakt zeigte, der passend zur portugiesischen Neigung zur Saudade, der Gefühlsmischung aus Sehnsucht und Melancholie aus einer Fadodarbietung der beiden Genrediven Mariza und Ana Moura bestand - ungeachtet aller Qualitäten wahrlich keine Partyeinheizer.

Emotional, wenn auch nicht amüsant gestaltete sich dann die Bühnenrückkehr von Vorjahressieger Salvador Sobral nach seiner Herztransplantation im Dezember. Der 28-Jährige, der den ESC erstmals in seiner Geschichte nach Portugal brachte, präsentierte zunächst seine neue Single und dann an der Seite des legendären brasilianischen Sängers Caetano Veloso seinen Vorjahressong "Amar Pelos Dois". So gesehen hielten sich die vier Moderatorinnen Filomena Cautela, Silvia Alberto, Daniela Ruah und Catarina Furtado an die Grundstimmung eines humorarmen Abends.

Samstag, 12. Mai 2018

Der Abend zum Nachlesen:

Pressevertreter sehen Österreich auf letztem Platz

Oje, das sind keine guten Aussichten: Cesar Sampson wird beim Song Contest heute Letzter - wenn die internationale Pressevertreter recht behalten. Bei der traditionellen Prognose der akkreditierten Journalisten im Pressezentrum von Lissabon landet Österreich ex aequo mit Serbien auf dem hintersten Platz.

Gewinnen wird laut Presseeinschätzung Frankreich vor Zypern, Estland, Bulgarien und Deutschland. Aus österreichischer Sicht ist es da gut zu wissen: Die Journalisten liegen bei ihrem Voting traditionell weit daneben.

Heute steigt das große Finale

Heute Abend geht das Große Finale des 63. Eurovision Song Contest über die Bühne. Nach den Ausscheidungsshows in den vergangenen Tagen steht nun die Runde der letzten 26 Kandidaten an - darunter Österreichs Hoffnung Cesar Sampson, der mit seiner Gospelnummer "Nobody But You" auf Startplatz 5 ins Rennen geht.

Wie stehen Cesar Sampsons Chancen?

Und wo steht Österreichs ESC-Hoffnung Mit seinem Popgospel "Nobody But You"? changiert Cesar Sampson seit einiger Zeit zwischen dem 18. und 20. Platz. Bei der Entscheidung um den Sieg mischt der 34-jährige Linzer also nicht mit wenn die Wettbüros recht behalten.

AlsTopfavoriten werden in den vergangenen Tagen Eleni Foureira aus Zypern mit der Partynummer "Fuego" sowie Israels Netta mit dem Stimmloopstück "Toy" hochgehandelt. Oder Musikeuropa entscheidet sich wieder für eine ruhige Ballade, dann hätten Litauens Ieva Zasimauskaite, das französische Duo Madame Monsieur oder Deutschlands Kandidat Michael Schulte gute Chancen. ORF eins überträgt das Megaevent aus der Altice Arena in Lissabon live ab 21 Uhr mit dem bewährten Kommentar von Andi Knoll.

So wird der Sieger bestimmt

Der Eurovision Song Contest ist eine dynamische Angelegenheit - und so haben sich seit der ersten Ausgabe 1956 die Regeln immer wieder geändert. Mal fielen die Reformen gewaltig aus, mal blieb es beim Reförmchen. Beispielsweise hoffen die Teilnehmer erst seit 1975 auf die erlösende Höchstwertung "12 Punkte". Wie genau wird nun aber am Abend der Sieger des ESC 2018 ermittelt?

Alle 43 Länder, die beim heurigen Lissabonner ESC teilnehmen, sind beim Finale stimmberechtigt - auch jene, die bereits in den Halbfinalen ausgeschieden sind.

Die Wertung eines Landes setzt sich zusammen aus dem Votum des Publikums via Anruf, App oder SMS (im Falle Österreichs: 0901 059 05 plus der Startnummer des Favoriten) sowie dem Votum einer fünfköpfigen Expertenjury. Derzeit werden die beiden Teilergebnisse im Verhältnis 50:50 gewichtet. Die besten zehn Titel werden mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 10 und 12 Punkten bewertet.

Die Punkte der Jurys und der Zuschauerabstimmung werden dabei nicht pro Land kombiniert, sondern einzeln gewertet. Konkret vergibt damit jedes Land also zweimal 12 Punkte. Zunächst stellen die Ländersprecher in gewohnter Manier am Finalabend nur die 12 Punkte der Jurywertung vor, während die Punkte 1 bis 10 eingeblendet werden. Dann werden die Platzierungen des Publikumsvotings für die Plätze 26 bis Platz 11 in ihrer Gesamtheit addiert. Die restlichen Punkte werden dann von den Moderatorinnen nach dramaturgischen Gesichtspunkten vorgetragen. Dieses System soll den Gewinner möglichst lange offen halten - und die Spannung steigern, sollten die Zuschauer das Prozedere verstehen.

Sollte es trotz allen mathematischen Bemühungen am Ende einen Gleichstand zwischen zwei Ländern geben, gewinnt jenes Land, das vom Publikum höher bewertet wurde. Das Zuschauervotum hat in diesem Fall also Vorrang. Sollte auch die Zahl der Zuschauerstimmen für die beiden Songs genau gleich sein, liegt jener Song vorne, der aus mehr Ländern Publikumsstimmen bekommen hat. Sollte auch diese Zahl gleich sein, obsiegt jenes Land, das öfter 12 Punkte bekommen hat. Wenn auch dies keinen Sieger ermittelt, wird diese Regelung bis hinunter zu 1 Punkt fortgeführt. Und sollte der mathematisch unwahrscheinliche Fall eintreten, dass sich auch bis zu Punkt 1 für beide Länder ein Gleichstand ergibt, wird das Land zur Siegernation gekürt, das die frühere Startnummer im Finale hatte. Zumindest in diesem Fall ist eine niedrige Startnummer also von Vorteil. Das würde dann nichts Gutes für die Zypriotin Eleni Foureira bedeuten, heuer eine der Topfavoritinnen. Die geht mit der vorletzten Startnummer 25 ins Rennen...

Freitag, 11. Mai 2018

Die größten Fans sind schon vor Ort

Die ganz großen Fans des Eurovision Song Contests (ESC) scheuen keine Mühen, um vor Ort dabei sein zu können. In diesem Jahr sind wieder zahlreiche Österreicher zum Song Contest gepilgert

Schlechte Prognose für Österreich

Österreichs Kandidat Cesar Sampson wird von den Wettbüros mit seinem Gospelpopsong "Nobody But You" derzeit klar nicht zu den Favoriten gezählt. Beim Vergleich von 29 Anbietern kommt der 34-Jährige vor dem Finale derzeit auf Platz 19 - von 26 Kandidaten.

An der Spitze steht hingegen relativ souverän seit einigen Tagen die zypriotische Strandpartynummer "Fuego" von Eleni Foureira, deren Wettquoten sich meist im Bereich von 1:2 (also zwei Euro Gewinn bei einem Einsatz von einem Euro) bewegen. Mit kleinem Abstand folgt die lange als Topfavoritin gehandelte Israelin Netta mit ihrer stimmakrobatischen Nummer "Toy", die sich im Quotenbereich von 1:3 bewegt.

Österreich startet auf Platz 5

Österreichs Hoffnung Cesar Sampson startet am Samstag mit dem frühen Startplatz Nr. 5 in das Finale des 63. Eurovision Song Contest in Portugals Hauptstadt Lissabon. Diese Entscheidung gaben die Verantwortlichen für die größte TV-Show der Welt in der Nacht bekannt, nachdem zuvor das 2. Halbfinale die letzten zehn Teilnehmer der Endrunde ermittelt hatte.

Die Startnummer 5 ist für Österreich nicht unbedingt das beste Omen - historisch betrachtet. Bis dato haben erst zwei Lieder mit Startnummer 5 einen ESC-Sieg eingefahren. Spitzenreiter ist hier hingegen die Startnummer 17, mit der schon sieben Teilnehmer jubeln konnten. Allerdings hätte es Cesar Sampson auch schlechter treffen könnten, gibt es doch auch Startplätze, die noch nie zum Sieg führten: Die Nr. 2, Nr. 16, Nr. 25, Nr. 26 und Nr. 27. Das hieße so gesehen nichts Gutes für Eleni Foureira aus Zypern, die mit ihrer Partyhymne "Fuego" heuer zu den Topfavoritinnen gehört - und Startplatz 25 zugewiesen bekam....

Das Starterfeld des Finales am Samstag

  1. Ukraine: Melovin mit "Under The Ladder"
  2. Spanien: Amaia y Alfred mit "Tu Cancion"
  3. Slowenien: Lea Sirk mit "Hvala, ne"
  4. Litauen: Ieva Zasimauska ite mit "When We're Old"
  5. Österreich: Cesar Sampson mit "Nobody But You"
  6. Estland: Elina Nechayeva mit "La Forza"
  7. Norwegen: Alexander Rybak mit "That's How You Write A Song"
  8. Portugal: Claudia Pascoal mit "O Jardim"
  9. Großbritannien: SuRie mit "Storm"
  10. Serbien: Sanja Ilic & Balkanika mit "Nova deca"
  11. Deutschland: Michael Schulte mit "You Let Me Walk Alone"
  12. Albanien: Eugent Bushpepa mit "Mall"
  13. Frankreich: Madame Monsieur mit "Mercy"
  14. Tschechien: Mikolas Josef mit "Lie To Me"
  15. Dänemark: Rasmussen mit "Higher Ground"
  16. Australien: Jessica Mauboy mit "We Got Love"
  17. Finnland: Saara Aalto mit "Monsters"
  18. Bulgarien: Equinox mit "Bones"
  19. Moldau: DoReDoS mit "My Lucky Day"
  20. Schweden: Benjamin Ingrosso "Dance You Off"
  21. Ungarn: AWS mit "Viszlat nyar"
  22. Israel: Netta mit "Toy"
  23. Niederland: Waylon mit "Outlaw In 'Em"
  24. Irland: Ryan O'Shaughne ssy "Together"
  25. Zypern: Eleni Foureira mit "Fuego"
  26. Italien: Ermal Meta e Fabrizio Moro mit "Non Mi Avete Fatto Niente"

Die Highlights des zweiten Halbfinales

Die Finalisten stehen fest

Die Finalistenriege für den 63. Eurovision Song Contest in Lissabon steht: Nachdem sich Österreich bereits am Dienstag sein Endrundenticket gesichert hatte, qualifizierten sich am Donnerstagabend in der Altice Arena die letzten zehn Länder für die 26-köpfige Kandidatenrunde.

Fix in der Endrunde dabei ist wieder Norwegens Alexander Rybak mit seiner etwas infantilen Nummer "That's How You Write A Song". Nachdem er 2009 bereits mit dem legendären "Fairytale" den Contest gewonnen hatte, tritt der 31-Jährige heuer erneut in den Ring und wird von den Wettbüros samt seiner Geige hoch gereiht.

Wie Alexander Rybak war auch Waylon aus den Niederlanden schon einmal beim ESC dabei - als Teil des Duos Common Linnets, das hinter Conchita 2014 auf Platz 2 landete. Als Solist gelang dem Sänger nun mit Westernrock abermals der Aufstieg. Erwartungsgemäß den Passierschein löste auch Schwedens Benjamin Ingrosso, der mit einer der soliden Popnummern aus der skandinavischen Hitfabrik antritt, auch wenn "Dance You Off" ebenso perfekt vorgetragen wie seelenlos daherkommt.

Das krasse Gegenteil dazu stellt Melovin aus der Ukraine dar, der als Mischung aus Vampir und Emo mit "Under The Ladder" einen spektakulären Auftritt inklusive brennender Treppe und einem Klavier als Sarg hinlegte und dafür mit einem Finalplatz belohnt wurde. Mit einer charmanten Bäumchen-Wechsel-Performances und flottem Balkanpop gelang Moldaus Formation DoReDoS mit "My Lucky Day" eben diesen für sich zu schaffen.

Australien ist - als österreichische Erfindung vom Wiener ESC - schon zum vierten Mal beim Bewerb dabei und hat mit Jessica Mauboys "We Got Love" eigentlich eine belanglose Popnummer im Talon - die von der quirligen Sängerin, die zu Hause ein Superstar ist, aber als wahre Bühnenwuchtbrumme derart charmant präsentiert wird, dass es ebenso eine Runde weitergeht wie für die vermutlich lauteste Nummer der ESC-Geschichte, "Viszlat nyar", der ungarischen Metler AWS. Der finanzielle Einsatz für alles an Pyrotechnik, was die Halle hergibt, und die Bereitschaft zum Stagediving machte sich ebenso bezahlt wie das aufrechte Marschieren für Dänemarks Wikinger-Rauschebart Rasmussen, der mit "Higher Ground" einen pazifistischen Vorfahren besang.

Die beiden Überraschungsaufsteiger für das Finale stellen hingegen Serbien und Slowenien dar. Der von Sanja Ilic & Balkanika interpretierte, gravitätische serbische Beitrag "Nova deca" kommt wie nur von wenigen erwartet ebenso zu einem zweiten Einsatz wie die Slowenin Lea Sirk mit "Hvala, ne", dank eines charismatischen Auftritts inklusive eines Fakeaussetzers der Musik.

Diese Kandidaten schafften es nicht weiter

Wie prognostiziert nichts wurde es hingegen für Zoe und ihren Papermoon-Vater Christof Straub mit dem abermaligen ESC-Finaleinsatz nach dem erfolgreichen Antritt für Österreich 2016. Die beiden hatten heuer am san-marinesischen Beitrag "Who We Are" mitgeschrieben, der von Jessika feat. Jenifer Brening zwar mit Minirobotern auf der Bühne präsentiert wurde, die sich aber als professioneller denn ihre Herrinnen erwiesen. Auch die georgische Ethno-Formation Iriao, die ihr "For You" bewegungs- und begeisterungslos intonierte, muss die Heimreise antreten.

Die ebenso düstere wie elegante LED-Performance von Christabelle aus Malta lenkte zwar richtigerweise von ihrem schwachem Song "Taboo" ab, nicht genug jedoch, um den Abstieg zu verhindern. Und wie schon auf der Bühne hat Montenegros Vanja Radovanovic nun auch hinter der Bühne zu klagen, wurde seine traurige Balkanballade "Inje" doch ebenso wenig weitergereiht wie die Gruppe The Humans aus Rumänien, für die es passend zum Songtitel "Goodbye" hieß.

Für Polen zogen etwas überraschend Gromee und der aus Schweden geholte Sänger Lukas Meijer wohl nicht zuletzt dank ihrer mit Höhenwacklern intonierten, harmlosen Stimmungspopnummer "Light Me Up" ebenso wenig in die Endrunde ein wie Russlands Julia Samoylova, die im Vorjahr von der Ukraine an der Einreise nach Kiew gehindert wurde. Die im Rollstuhl respektive bei der Bühnenperformance auf einem Vulkan sitzende Sängerin erlangte mit "I Won't Break" jedoch nicht genügend Stimmen für einen Aufstieg, was auch für Laura Rizzotto galt, die sich im Stile von Jessica Rabbit mit der Bond-Hymne "Funny Girl" für Lettland ins Zeug geworfen hatte.

Abseits der musikalischen Beiträge nahmen die Showgestalter die im 1. Halbfinale noch dominierenden Schiffsanleihen etwas zurück, ist die Seefahrernation Portugal doch stolz auf ihre maritime Geschichte, die sich auch im heurigen ESC-Motto "All Aboard!" widerspiegelt. Und selbst die vier Moderatorinnen Filomena Cautela, Silvia Alberto, Daniela Ruah und Catarina Furtado überwanden ihr in der ersten Show noch saudadegetrübtes Gemüt und präsentierten eine Auswahl der skurrilsten ESC-Tänze, von ihnen selbst dargeboten.

Besonders humorvoll war ja allerdings auch das Siegerlied "Amar Pelos Dois" nicht, mit dem im Vorjahr in Kiew Salvador Sobral die größte TV-Show der Welt erstmals nach Portugal geholt hatte. Und wie deren Finale nun genau aussehen wird, steht mit dem heutigen Abend fest.

Am 12. Mai werden in der an den Ufern des Tejo gelegenen Altice Arena neben den 20 aus den Halbfinalen aufgestiegenen Ländern auch die "Big Five" genannten größten Beitragszahler des Bewerbs ihren Einsatz haben: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Und auch der heurige Gastgeber Portugal ist erst in der Endrunde mit dabei. Alle 26 Nationen müssen sich dann vor den wieder erwarteten rund 120 Millionen Fernsehzuschauern beweisen, um die europäische Sangeskrone zu ergattern.

Mittwoch, 9. Mai 2018

Diese Nationen singen im zweiten Halbfinale

Welche zehn Nationen komplettieren das Starterfeld des ESC-Finales in Lissabon? Diese Frage wird am Donnerstag ab 21.00 Uhr beim zweiten Semifinale des „Eurovision Song Contest 2018“ beantwortet. Cesár Sampson hat den Finaleinzug bereits im ersten Halbfinale geschafft und darf heute zusehen und Daumen drücken.

Voten dürfen heute nur die teilnehmenden Länder sowie Deutschland, Frankreich und Italien, die bereits für das Finale qualifiziert sind. Die Zuseherinnen und Zuseher in Österreich können ihre Stimme dann wieder beim großen Finale am 12. Mai abgeben.

Die Startreihenfolge des zweiten ESC-Semifinales am 10. Mai:

  1. Norwegen: Alexander Rybak „That’s How You Write a Song“ 02 Rumänien: The Humans „Goodbye“
  2. Serbien: Sanja Ilić & Balkanika „Nova Deca“
  3. San Marino: Jessika feat. Jenifer Brening „Who We Are“ 05 Dänemark: Rasmussen „Higher Ground“
  4. Russland: Julia Samoylova „I Won’t Break“
  5. Moldawien: DoReDoS „My Lucky Day“
  6. Niederlande: Waylon „Outlaw in ’Em“
  7. Australien: Jessica Mauboy „We Got Love“
  8. Georgien: Ethno-Jazz-Band Iriao „For You“
  9. Polen: Gromee feat. Lukas Meijer „Light Me up“
  10. Malta: Christabelle „Taboo“
  11. Ungarn: AWS „Viszlát Nyár“
  12. Lettland: Laura Rizzotto „Funny Girl“
  13. Schweden: Benjamin Ingrosso „Dance You off“
  14. Montenegro: Vanja Radovanović „Inje“
  15. Slowenien: Lea Sirk „Hvala, ne!“
  16. Ukraine: MELOVIN „Under the Ladder“

"Wir können Song Contest!"

Nach dem Finaleinzug von Cesar Sampson zeigte sich der ORF naturgemäß begeistert. So gratulierte Programmdirektorin Kathrin Zechner:„Cesár hat stark performed! Er hat gezeigt, dass er die große Eurovision-Bühne nützen kann – ohne Firlefanz, mit Stimme und Persönlichkeit, toi, toi, toi für das Finale! Österreich hält dir die Daumen, Cesár!“ TV-Unterhaltungschef Edgar Böhm zeigte sich überhaupt ganz überschwänglich: "Mit Cesár Sampson sind wir zum bereits fünften Mal in Folge im ESC-Finale mit dabei. Auch wenn das nicht immer so war – mittlerweile können wir mit Recht von uns sagen ‚Wir können Song Contest!‘“

This is what happiness looks like 😁 #teamcesar #nobodybutyou #semifinals #esc

Ein Beitrag geteilt von Cesár Sampson (@cesarsampson) am

Cesar Sampson ist weiter

Cesar Sampson hat es mit "Nobody But You" ins große Song Contest-Finale Lissabon geschafft. Der 34-jährige Cesar Sampson wurde am Ende seines 1. Halbfinales gestern Abend von den Moderatorinnen gleich als erster Kandidat zum Fixstarter für die Endrunde am Samstag (12. Mai) gekürt. Auch wenn diese Reihenfolge zufällig bestimmt wird, vielleicht kein schlechtes Omen.

Der gebürtige Linzer konnte offensichtlich genügend Stimmen von den internationalen Expertenjurys sowie dem Publikum für seine Gospel-Powerballade auf sich vereinen. Der Lohn für eine fehlerfreie Performance.

Sampson: "Da ist noch einiges im Tank"

Sampson gab sich nach seinem Finaleinzug auch zuversichtlich für das Finale am Samstag: "Da ist noch einiges im Tank", sagte er vor Journlisten: "Jetzt bin ich schon langsam eingeölt für die Show." Druck habe er dabei nie verspürt: "Wenn ich etwas mache, mache ich das, weil ich eine innerliche Leidenschaft spüre." Er sei grundsätzlich ein Typ, der sich langsam steigere: "Es wird einfach jedes Mal besser - so bin ich nun mal." Alles in allem sei es für ihn ein perfekter Abend gewesen: "Ich konnte noch mal ein Scheibchen drauflegen." Insofern sei der Aufstieg ins Finale ein erster wichtiger Schritt, den er nun am liebsten mit anderen Länderdelegationen feiere.

Sampson PK
© Andres Putting & Thomas Hanses Sampson bei der PK nach dem Finaleinzug

Das Programm der nächsten Tage bis zum Finale am Samstag stehe jedenfalls schon: "Wir werden uns morgen ein paar Stunden abschneiden und raus aufs Meer fahren - und dann geht es wieder in den Rhythmus hinein."

Plattenvertrag für Sampson

Weiteren Grund zur Freude gab Universal Music dem heimischen Sänger mit einem Plattenvertrag, wie heute verkündet wurde. Cornelius Ballin, General Manager von Universal Music Austria: „Cesár ist nicht nur ein talentierter Sänger und Performer, sondern auch als Songschreiber für die exzellente Qualität des diesjährigen Beitrages mitverantwortlich."

Auch diese Kandidaten kamen weiter

Sampson war dabei nicht der Einzige, der sich freuen konnte. Wie erwartet, schaffte es mit der Israelin Netta eine der Favoritinnen ins Finale, überzeugte die Stimmkünstlerin doch nicht nur mit geloopter Stimme, sondern auch mit ihrem Song "Toy", der eine selbstbewusste Frau als "Diskussionsbeitrag" in der #MeToo-Debatte zeigt.

Für Tschechien gelang das agile Ex-Modell Mikolas Josef mit Schultasche und seiner Hip-Hop-Nummer "Lie To Me" ebenso der Aufstieg wie Elina Nechayeva aus Estland, die für "La forza" nicht nur auf das mit 65.000 Euro teuerste Kleid des Bewerbs setzte (das von Projektionen bespielt wurde), sondern auch auf Koloraturhöhen. Nicht im Kleid, sondern im hautengen Hosenanzug und im Shakira-Stil bespielte Zyperns Eleni Foureira mit "Fuego" erfolgreich die Strandpartyfraktion.

Die sehr emotionalen Reaktionen der Finalisten vom 1. Halbfinale:

Ruhigere Töne aus Litauen

Ruhigere Töne, die aber ebenfalls belohnt wurden, schlug mit "When We're Old" Ieva Zasimauskaite aus Litauen an, während die bulgarische Retortenband Equinox, deren Nummer "Bones" von Cesar Sampsons Produzentenkollektiv Symphonix International gestaltet wurde, mit technoidem Gestus den Erfolg schaffte.

Eine kleine Überraschung gelang dem rockig-rauchigen Eugent Bushpepa mit "Mall" als eine der besten Stimmen des Bewerbs für Albanien, und auch die Bereitschaft von Finnlands Saara Aalto, sich von der Rampe in die Arme ihrer Tänzer fallen zu lassen, wurde mit einem Endrundenticket belohnt. Schließlich komplettierte noch Irlands charmanter Singer-Songwriter Ryan O'Shaughnessy mit "Together" das Trio der Überraschungsfinalisten.

Die Highlights aus dem 1. Halbfinale:

Diese Kandidaten schafften es nicht weiter

"Our Choice" hieß es von den Zuschauern hingegen eindeutig nicht für Islands 19-jährigen Ari Olafsson, der mit seiner "Und innen sind wir alle gleich"-Nummer ebenso ins Aus gewählt wurde wie Mazedonien. Lost ohne Found hieß es für den zwischen Reggae und 80er-Pop changierenden Beitrag "Lost and Found" von Eye Cue. Mit der Devise Kitsch as Kitsch can sang sich Weißrusslands Alekseev mit "Forever" und dem vollen Körpereinsatz samt rosendurchlöchertem Rücken ins Aus, und auch Aserbaidschans Aisel konnte trotz des Kletterns auf Bühneneisberge keinen Passierschein lösen.

Sennek aus Belgien wackelte stimmlich bei ihrer Bond-Nummer "A Matter Of Time" und muss sich ebenso aufs Heimfahren einstellen wie Kroatiens etwas unheimliche Kraftballadensängerin Franka, die ebenso wenig Leute auf "Crazy" verrückt machte wie Yianna Terzi auf ihren gewohnt auf Pathos setzenden griechischen Beitrag "Oniro mou". Aller Weltschmerz half Armeniens Sevak Khanagyan allein im Stelenfeld für "Qami" stehend nicht, und auch der Schweizer Geschwisterformation Zibbz gelang mit "Stones" als der härtesten Rocknummer des 1. Halbfinales kein Finaleinzug.

Stilistisch hatten sich die Show-Verantwortlichen am heurigen Motto "All Aboard!" (also in etwa "Alle an Bord!") orientiert und die Sache mit Seemannsvergleichen und Nebelhörnern möglichst maritim angelegt. Vier Mal nichts macht indes immer noch nichts, könnte indes das Motto im Hinblick auf das Moderatorinnenquartett lauten. Jede Bemühung, über das reine Gastgeberprofil hinaus den einen oder anderen Gag zu platzieren, versandete im betretenen Schweigen der Halle.

Zweites Halbfinale am 10. Mai

Nach dem heutigen Abend wird es nun für die nächsten 18 Länder am Donnerstag spannend, wenn das 2. Halbfinale ansteht. Auch hier werden wieder zehn Passierscheine für das Finale ausgegeben, das dann am 12. Mai in der Altice Arena bevorsteht. Hinzu kommen hierbei neben den 20 Finalisten, die sich aus den beiden Halbfinals qualifizierten, die "Big Five" genannten größten Beitragszahler des Bewerbs: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Und auch der heurige Gastgeber Portugal ist bereits fix für die Endrunde gesetzt. Alle 26 Nationen müssen sich dann vor den wieder erwarteten rund 120 Millionen Fernsehzuschauern beweisen, um die europäische Sangeskrone zu ergattern.

Dienstag, 8. Mai 2018

Sampson auf der Zielgerade für heute Abend

Wenn sich Cesar Sampson auf die Wettquoten verlässt, kann er heute Abend entspannt ins Halbfinale gehen. Bei den Wettquoten liegt Österreichs Kandidat bei der weltgrößten TV-Show stabil auf dem siebenten Platz - mit leichtem Aufwärtstrend. Andererseits gilt eine Paraphrasierung des alten Spruches: Vor Gericht, auf See und beim ESC ist man in Gottes Hand. Insofern ist also noch nichts fix, wenn Sampson heute Abend gegen 22 Uhr die Bühne betritt.

Nun gilt es also die Wartezeit zu überbrücken, bevor es am Abend um 21 Uhr Mitteleuropäischer Zeit ernst wird und die eigentliche Liveshow um die Stimmen der Fernsehzuschauer wirbt. Fad wird dem heimischen Vertreter bis dahin allerdings nicht. So begann der Tag bereits am frühen Morgen mit hochherrschaftlichem Besuch, schaute doch mit Robert Zischg der österreichischer Botschafter in Portugal im Hotel der heimischen ESC-Delegation vorbei, um dem musikalischen Botschafter des Landes alles Gute zu wünschen.

Und dann steht am Nachmittag als Abschluss des seit eineinhalb Wochen laufenden Probenreigens noch die sogenannte Familyshow an - für die Fans vor Ort Karten erwerben können und die nochmals als letzte Generalprobe fungiert, bevor es wirklich zur Sache geht in der Altice Arena.

Heute steigt 1. Halbfinale

Partypop, Koloraturexzesse, Windmaschinen und das alles ohne LED-Projektionen: Das 1. Halbfinale des 63. Eurovision Song Contest bietet am heutigen Dienstag wieder einen bunten Mix der Musikszene Europas. Und gegen den - zumindest gegen einen Teil davon - muss sich auch Österreichs Kandidat Cesar Sampson durchsetzen, der mit seinem "Nobody But You" mit der Unglücksnummer 13 ins Rennen geht.

Insgesamt treten in der Altice Arena, idyllisch an der Mündung des Tejo in Lissabon gelegen, 19 Nationen um die zehn Tickets für das große Finale am Samstag (12. Mai) an. Sollte Österreich dies gelingen, heißt es am Donnerstag, 10. Mai, zurücklehnen und die Konkurrenz des 2. Halbfinales genießen, das dann in Portugals Hauptstadt über die Bühne geht.

Dorthin hat den ESC im Vorjahr Salvador Sobral mit seiner Ballade "Amar Pelos Dois" geholt, der in Kiew einen fulminanten Sieg hinlegte. So richtet Portugal heuer den ersten Song Contest in der Geschichte des Landes aus, wofür man das maritime Motto "All Aboard!" (Alle an Bord!) gewählt hat. Insgesamt treten dabei 43 Länder gegeneinander an.

Nachfolgend ein Blick auf die Kandidaten des 1. Song-Contest-Semifinales am Dienstag (8. Mai)

  1. Aserbaidschan Aisel "X My Heart"
  2. Island Ari Olafsson "Our Choice"
  3. Albanien Eugent Bushpepa "Mall"
  4. Belgien Sennek "A Matter of Time"
  5. Tschechien Mikolas Josef "Lie To Me"
  6. Litauen Ieva Zasimauskaite "When We're Old"
  7. Israel Netta "Toy"
  8. Weißrussland Alekseev "Forever"
  9. Estland Elina Nechayeva "La Forza"
  10. Bulgarien Equinox "Bones"
  11. Mazedonien Eye Cue "Lost And Found"
  12. Kroatien Franka "Crazy"
  13. Österreich Cesar Sampson "Nobody But You"
  14. Griechenland Yianna Terzi "Oniro Mou"
  15. Finnland Saara Aalto "Monsters"
  16. Armenien Sevak Khanagyan "Qami"
  17. Schweiz ZiBBZ "Stones"
  18. Irland Ryan O'Shaughnessy "Together"
  19. Zypern Eleni Foureira "Fuego"

Montag, 7. Mai 2018

Wettbüros sehen Österreich im Finale

Geld für Glücksspiel auszugeben, mag für manche moralisch verwerflich sein, ist aber im Falle des Eurovision Song Contest ein zweckdienlicher Indikator, wie die Kandidaten im Rennen liegen. Insofern lohnt der Blick auf die Einschätzung der Wettbüros auch einen Tag vor dem entscheidenden Halbfinale für Österreich am Dienstag in Lissabon. Und demnach schafft Cesar Sampson das Finalticket.

Vergleicht man die Quoten von 16 Buchmachern, liegt der 34-Jährige mit seiner selbst mitgeschriebenen Nummer "Nobody But You" derzeit auf Platz 7 des 19-köpfigen Kandidatenfeldes. Dies würde souverän für einen Einzug ins Finale des 63. Eurovision Song Contest am 12. Mai reichen. Schließlich gibt es zehn Finaltickets zu ergattern.


Als absolute Fixstarterin sehen die Buchmacher derzeit Israels Kandidatin Netta mit der #MeToo-affinen Nummer "Toy", die verlässlich auf Platz 1 gereiht wird. Das Stockerl vervollständigen in der einen oder anderen Reihung Eleni Foureira aus Zypern mit ihrer Strandparty-Nummer "Fuego" und das tschechische Ex-Model Mikolas Joef mit "Lie To Me". Bereits die Hotelrechnung klarmachen können hingegen - sollten die Zocker Recht behalten - Länder wie Irland, Island oder Mazedonien.

Cesár Sampson sing mit Deutschland-Starter

Cesár Sampson auf Promotour in Lissabon! Auf einer Terrasse hoch über den Dächern der portugiesischen Hauptstadt traf Cesár Sampson den Deutschen ESC-Künstler Michael Schulte. Neben Interviews und Fotos stand auch eine ganz besondere musikalische Performance auf dem Programm: Gemeinsam präsentierten die beiden Sänger Cesárs Song-Contest-Song „Nobody but You“. Am Abend stattete der österreichische ESC-Teilnehmer noch der Israel-Party im Cineteatro Capitólio einen Besuch ab, wo er u.a. neben Künstlern aus Irland, Dänemark, Island, Finland, Bulgarien und Gastgeberin Netta seinen Song performte.

Sampson Eröffnung Song contest
© ORF/Zach-Kiesling

Song Contest offiziell eröffnet

Wer lässt die Prominenten heutzutage noch über einen schnöden Roten Teppich marschieren, wenn es auch ein Blauer sein kann? Für diese Farbwahl hat sich jedenfalls Lissabon, Ausrichterstadt des 63. Eurovision Song Contest, zur offiziellen Eröffnung des Events am Sonntagabend entschieden: Alle 43 Ländervertreter zogen im Vorfeld des traditionellen Bürgermeisterempfangs über ein blaues Stück Stoff.

Sampson Eröffnung Song contest
© ORF/Zach-Kiesling Sampson mit Andi Knoll am "Blauen Teppich"

Auch Österreichs ESC-Hoffnung Cesar Sampson fand sich vor dem futuristischen MAAT-Museum am Tejo ein. Das erst Ende 2016 eröffnete Museum für Kunst, Architektur und Technologie diente als Designkulisse für den Auftrieb der heurigen Song-Contest-Stars für die Presse und Fans, bevor es dann zur eigentlichen Zeremonie im nahe gelegenen Elektrizitätsmuseum ging.

Der meeresblaue Teppich passte bei strahlendem Sonnenschein dabei mustergültig zum heurigen maritimen Motto des ESC "All Aboard!". Dazu haben die Verantwortlichen heuer insgesamt 13 verschiedene Sujets entworfen, die ebenfalls an die Seefahrertradition der Hafenstadt Lissabon erinnern sollen und von Meeresschnecke über Seeigel bis zu Qualle reichen. Diese finden sich in der gesamten Stadt verteilt - nebst einer Plakattranche, die mit Sprüchen wie "Smoke Curtains, Red Curtains and Final Curtains. All Aboard!" für das Megaevent in der Stadt werben. Schließlich richtet Portugal heuer doch erstmals die größte Musikshow der Welt aus, nachdem 2017 in Kiew Salvador Sobral mit "Amar Pelos Dois" nach 48 erfolglosen Antritten den portugiesischen Sieg einfuhr.

Nun versammelt sich Europas Popgemeinde also in der Altice Arena - einer muschelartigen Mehrzweckhalle am Ufer des Tejo, die bei Konzerten bis zu 20.000 Menschen Platz bietet. In diese Anlage hat Florian Wieder, der einst bereits für die Bühne beim Wiener Song Contest 2015 verantwortlich zeichnete, eine Stage bauen lassen, die gänzlich auf LEDs und Projektionen verzichtet - zurück zum kostengünstigeren Analogen lautet hier das Motto.

Heute Juryfinale

Jetzt ist aber Schluss mit lustig - genau genommen bereits heute, Montag, Abend, muss Sampson doch wie seine Kollegen des 1. Halbfinales bereits zum Juryfinale antreten. Für die internationalen Expertengremien in den jeweiligen Teilnehmerländern - deren Votum 50 Prozent zum Endergebnis neben den Publikumsstimmen beiträgt - wird die gesamte Show als Generalprobe bereits einen Tag zuvor durchgespielt. Da heißt es also bereits nicht patzen, um mit neun weiteren Ländern ins Große Finale am 12. Mai einzuziehen.

Wer es aber nicht persönlich nach Lissabon schafft oder sich die bis zu 299 Euro teuren Tickets für die Shows sparen möchte, für den überträgt wieder der ORF die Veranstaltung. Los geht es am morgigen Dienstag (8. Mai) mit der Vorsendung "Mr. Song Contest proudly presents" ab 20.15 Uhr auf ORF eins. ESC-Urgestein Andi Knoll, der heuer das 18. Mal den Bewerb kommentiert, stellt seine Favoriten vor, und um 21 Uhr startet dann das Österreich-Halbfinale. Am 10. Mai gibt es die zweite Ausgabe von "Mr. Song Contest proudly presents" - und das zweite Halbfinale. Dieses Schema wird dann am 12. Mai mit Nr. 3 und dem großen Finale vollendet, das ab 21 Uhr zu sehen ist.

Freitag, 4. Mai 2018

Der gebürtige Linzer Cesár Sampson wird Österreich beim Eurovision Song Contest in Lissabon vertreten. Die Proben für den Gesangswettbewerb sind in vollem Gange.


Bei der ersten Probe in der Altice Arena hatte der Sänger ein Problem mit der Öffnung des Gurtes, der ihn auf der Hebebühne in dreieinhalb Metern Höhe sichert.

1st stage impressions 👕 @magdalenaadriane 👖 @trueyouofficial 🚀❤️

Ein Beitrag geteilt von Cesár Sampson (@cesarsampson) am

Nachdem er seinen Song zum besten gab, sorgte die Technik erneut für Ärger. Beim dritten Probedurchgang bliebt das riesige Podest der modernen Bühne hängen. Bleibt nur zu hoffen, dass es bei seinem echten Auftrtitt besser läuft.

Immer cool bleiben

Der Sänger jedenfalls nimmt die Hoppalas gelassen: "Ich habe mit Sicherheit die beste Aussicht in der Halle - sozusagen das Golden Ticket", scherzte der gebürtige Linzer.

Bei den intensiven Proben entwickelt sich offenbar eine dicke Freundschaft zwischen Österreich und der Schweiz. Das Ergebnis ist dieses Mashup:

Donnerstag, 3. Mai 2018

Die Erfolgsformel

Wer beim Eurovision Song Contest erfolgreich sein will, der muss im Mittelfeld liegen - zumindest, was die Geschwindigkeit des Songs betrifft. Und wenn man der Statistik vertraut. Die erfolgsversprechendste Geschwindigkeit, die bei Musik in "beats per minute" (bpm) gemessen wird, ist Midtempo. Beim ESC 2018 in Lissabon geht es dagegen heuer eher schnell zu.

© Video: APA

Die 65 Siegertitel (1969 gab es gleich vier Gewinner) hatten bisher eine Bandbreite von eher getragenen 27 (1995, Secret Garden aus Norwegen) bis hektischen 134 (1998, Dana International aus Israel) bpm. Vorjahressieger Salvador Sobral war mit seinem Song "Amar pelos dois" und 92 bmp dabei eher im oberen Mittelfeld anzusiedeln.

Durchschnittlicher Herzschlag

Mit Blick auf die gesamte ESC-Geschichte hat sich allerdings die Wahl einer Schlagzahl im Bereich zwischen 61 und 70 bpm - also dem durchschnittlichen Herzschlag des ruhenden Menschen - als siegbringend herausgestellt, was in 20 Fällen zum Erfolg führte. Schon die zweiterfolgreichste Tempogruppe, 71 bis 80 bpm, kommt nur noch auf zehn Sieger.

Da mag es überraschen, dass die langsameren Nummern in Lissabon eher dünn gesät sind. Am gemächlichsten geht es Laura Rizzotto mit "Funny Girl" für Lettland mit 59 bmp an. Inklusive ihres Beitrags finden sich heuer nur fünf Songs in der statistischen Erfolgsformelkategorie bis 70 bmp. Auch in der Sparte 71 bis 80 bmp sind nur vier Länder präsent.

Dann reiht sich alsbald Österreichs Vertreter Cesar Sampson mit "Nobody But You" und 85 bmp ein. Beinahe die Hälfte der 43 vertretenen Songs - nämlich 21 - ist allerdings in der ordentlich flotten Liga über 100 bmp angesiedelt. Die Spitzenposition der Hektischen halten hier die beiden Italiener Meta & Moro mit "Non mi avete fatto niente" und geschlagenen 180 bmp.

Nun ist die Geschwindigkeit ja aber auch nicht alles. Was die Tonart des Songs betrifft, so gilt es im Gesamtvergleich, Dur gegenüber Moll zu bevorzugen, denn auch hier sprechen die Zahlen mit 41 zu 24 eine deutliche Sprache. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen, denn seit der Jahrtausendwende ist Moll dominant geworden: Von den 16 Siegertiteln seit 2001 haben zwölf diese oft als melancholisch empfundene Tonart aufgewiesen.

Aber wer glaubt schon einer Statistik, die er nicht selbst gefälscht hat!

Cesar Sampson jammt mit Schweizern

Der Austro-Kandidat Cesar Sampson lobte die Teilnehmer der Schweiz, das Geschwisterpaar Zibbz und postete ein Bild nachdem gemeinsam Musik gemacht wurde:

Mittwoch, 2. Mai 2018

Laut Statistik müsste heuer eine Frau gewinnen

43 Nationen treten beim 63. Eurovision Song Contest in Lissabon gegeneinander an. Und wieder wird vor allem von Charisma und musikalischer Qualität abhängen, welcher Song Jury und Publikum begeistert. Dennoch gibt es einige statistische Faktoren, die sich in den vergangenen 62 Ausgaben als Erfolgsgaranten herauskristallisiert haben - nicht zuletzt das Geschlecht.

36 weibliche Sieger

Ein Blick auf die Sieger der vergangenen Bewerbe zeigt, dass man tendenziell im Vorteil ist, wenn man solo antritt und eine Frau ist: Mit 36 an der Zahl stellen die weiblichen Teilnehmer die klare Mehrheit der insgesamt 65 Sieger aus (1969 gab es gleich vier davon). Die beiden Transkünstlerinnen Dana International und Conchita Wurst wurden hier noch gar nicht mitgezählt, aber auch so ist die Bilanz eindeutig.

Nur 17 Mal konnte eine Band den Sieg holen, nur zehn Mal hatte ein Mann am Ende das Siegerlächeln im Gesicht. Allerdings holen die Männer klar auf, fallen doch in die vergangen zehn Jahre gleich die Siege von vier Herren: Dima Bilan aus Russland (2008), Alexander Rybak aus Norwegen (2009), Mans Zelmerlöw aus Schweden (2015) und zuletzt Salvador Sobral (2017). Aus der Sicht heraus muss sich Österreichs heuriger Kandidat Cesar Sampson keine Sorgen machen.

Überhaupt zeigt sich das Feld der Teilnehmer bei der Ausgabe 2018 ohnedies ausgeglichen wie selten: 14 Duos oder Bands stehen 14 männlichen Solokünstlern und 15 weiblichen Teilnehmern gegenüber. Am ehesten müssen sich da die Formationen mit mehreren Künstlern Sorgen machen, gewann das letzte Duo mit Ell & Nikki aus Aserbaidschan doch 2011 beim Bewerb. Und mit den Schockrockern Lordi aus Finnland 2006 liegt der letzte Sieg einer Band sogar noch weiter zurück.

Sampson entdeckt Lissabon

Nach dem ersten Probentag mit anschließendem Interviewmarathon stand für Cesár Sampson ein Spaziergang durch die portugiesische Hauptstadt auf dem Programm. Vom Torre de Belém ging es über den Praça do Comércio weiter durch die Baixa Pombalina, das Herz der Stadt, vorbei an Sehenswürdigkeiten wie dem Elevador de Santa Justa und malerischen Plätzen wie dem Praça da Figueira.

Cesar Sampson
© ORF/Roman Zach-Kiesling

Cesár Sampson: „Lissabon ist eine sehr alte Stadt voller unterschiedlicher Einflüsse. Man hat das Gefühl, dass es hier sehr viele Geheimnisse zu entdecken gibt. Und die Lage an diesem riesigen Fluss ist auch etwas ganz Besonderes.“ Und über seine persönliche Beziehung zur Stadt: „Ich habe mit 17 Jahren hier ein Konzert gegeben und wurde vom Publikum sehr warmherzig aufgenommen – das hat mich für immer geprägt.“

Cesar Sampson stellt sich vor

Die Veranstalter des Eurovision Song Contest präsentierten nun ein Profilvideo des österreichischen Kandidaten Cesar Sampson. Darin erzählt der Sänger, ohne was er nicht leben kann, worauf er sich am meisten freut, was die liebste Textzeile seines Song ist und was er zuletzt macht, bevor er die Bühne betritt:

Sampsons erste Probe in Lissabon

Eurovision Song Contest Teilnehmer 2018
© Andres Putting

„Wir schauen uns jetzt alle einzelnen Zutaten der Performance ganz genau an, bevor wir sie final zu einem großen Ganzen zusammenfügen.“ Bereits am Montag stand er zum ersten Mal auf der Song-Contest-Bühne in der Altice Arena in Lissabon: Cesár Sampson performte seinen Song „Nobody but You“ dreimal im Rahmen der ersten Probe. Danach wurde die TV-Umsetzung der Bühnenperformance der österreichischen Delegation im sogenannten Viewing-Room präsentiert, wo auch die Möglichkeit bestand, Änderungswünsche zu deponieren. ORF-Delegationsleiter Stefan Zechner: „Ich bin schon sehr zufrieden mit der Umsetzung unseres Bühnenkonzepts. Es gibt noch einige Details, die wir anpassen möchten, aber ich bin mir sicher, dass das bis zur zweiten Probe am Donnerstag alles gut funktionieren wird.“

Cesár, der seine Performance auf einem Podest in 3,5 Metern Höhe über der Bühne beginnt, mit einem Augenzwinkern: „Ich habe mit Sicherheit die beste Aussicht in der Halle – sozusagen das Golden Ticket!“ Unterstützt wird Cesár Sampson auf der ESC-Bühne von fünf Backgroundsängern: Sandra Kurzweil, Rachelle Jeanty, Sunay Balkan, Ricardo Soler da Costa und Francisco Pereira.

Cesar Sampson erste Proben
© Thomas Hanses

Song-Contest-Chef Jon Ola Sand ließ sich Cesár Sampsons erste Performance nicht entgehen: „Österreichs Probe ist sehr gut abgelaufen. Ihr habt einen sehr starken Künstler mit einer ausgezeichneten Stimme und einer tollen Bühnenpräsenz. Die Performance auf dem Podest ist einfach spektakulär.“

Cesar Sampson erste Proben
© Thomas Hanses

So wird der Sieger gewählt

Der Eurovision Song Contest ist eine dynamische Angelegenheit - und so haben sich seit der ersten Ausgabe 1956 die Regeln immer wieder geändert. Mal fielen die Reformen gewaltig aus, mal blieb es beim Reförmchen. Hier die Regeln:

- Der Wettbewerbssong darf nicht länger als drei Minuten sein. Politische Botschaften etwa auf T-Shirts oder Bannern, per Handzeichen oder verbal sind verboten. Es dürfen maximal sechs Menschen, aber keine Tiere auf der Bühne stehen. Der Interpret muss am Tag des Halbfinales zumindest 16 Jahre alt sein und darf die Sprache des Vortrags frei wählen.

So weit, so klar. Etwas komplexer ist der potenzielle Weg, wie der Gewinner oder die Gewinnerin des Musikwettbewerbs gekrönt wird.

- Einen garantierten Startplatz im Finale haben grundsätzlich immer die Vertreter der größten Geldgeber der European Broadcasting Union (EBU) und der Titelverteidiger. 2018 bildet sich dieser erlauchte Kreis aus folgenden sechs Ländern: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien als "Big Five" sowie Portugal als Titelverteidiger und Gastgeber.

- Die "Big Five"-Länder und Gastgeber Portugal werden heuer bereits zum dritten Mal ihren Song in jenen Halbfinalen präsentieren, in denen die Länder auch stimmberechtigt sind. Vorqualifiziert bleiben die sechs Nationen fürs Finale aber dennoch.

- In den zwei Halbfinalen werden je zehn Finaltickets vergeben. Insgesamt matchen sich im Finale also 26 Nummern um Europas Sangeskrone.

- Alle 43 Länder, die beim heurigen Lissabonner ESC teilnehmen, sind beim Finale stimmberechtigt - auch jene, die bereits in den Halbfinalen ausgeschieden sind.

- Die Wertung eines Landes setzt sich aus dem Votum des Publikums via Anruf, App oder SMS sowie dem Votum einer fünfköpfigen Expertenjury zusammen. Derzeit werden die beiden Teilergebnisse im Verhältnis 50:50 gewichtet. Die besten zehn Titel werden mit 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 10 und 12 Punkten bewertet.

- Die Punkte der Jurys und der Zuschauerabstimmung werden dabei nicht pro Land kombiniert, sondern einzeln gewertet. Konkret vergibt damit jedes Land also zweimal 12 Punkte. Zunächst stellen die Ländersprecher in gewohnter Manier am Finalabend nur die 12 Punkte der Jurywertung vor, während die Punkte 1 bis 8 sowie 10 eingeblendet werden. Dann werden die Platzierungen des Publikumsvotings für die Plätze 26 bis Platz 11 in ihrer Gesamtheit addiert. Die restlichen Punkte werden dann von den Moderatorinnen nach dramaturgischen Gesichtspunkten vorgetragen. Dieses System soll den Gewinner möglichst lange offen halten - und die Spannung steigern, sollten die Zuschauer das Prozedere verstehen.

- Sollte es trotz allen mathematischen Bemühungen am Ende einen Gleichstand zwischen zwei Ländern geben, gewinnt jenes Land, das vom Publikum höher bewertet wurde. Das Zuschauervotum hat in diesem Fall also Vorrang. Sollte auch die Zahl der Zuschauerstimmen für die beiden Songs genau gleich sein, liegt jener Song vorne, der aus mehr Ländern Publikumsstimmen bekommen hat. Sollte auch diese Zahl gleich sein, obsiegt jenes Land, das öfter 12 Punkte bekommen hat. Wenn auch dies keinen Sieger ermittelt, wird diese Regelung bis hinunter zu 1 Punkt fortgeführt. Und sollte der mathematisch unwahrscheinliche Fall eintreten, dass sich auch bis zu Punkt 1 für beide Länder ein Gleichstand ergibt, wird das Land zur Siegernation gekürt, das die frühere Startnummer im Finale hatte. Zumindest in diesem Fall ist eine niedrige Startnummer also von Vorteil.

Alle Songs im Schnelldurchlauf

Den ESC vorhören auf der Doppel-CD

Wer sich auf den Song Contest vorbereiten will, für den hat Universal Music auch heuer wieder die Doppel-CD im Talon, die alle Teilnehmer der heurigen Ausgabe vereint.

Die Doppel-CD ist stilistisch gewohnt lakonisch designt: Im freundlichen Hellblau lacht einem unter einer Muschel das heurige Motto "All Aboard!" entgegen. Mehr als den Titel und ein kleines Foto des jeweiligen Kandidaten beinhaltet das Booklet dann auch im Inneren nicht. Einzig für ein paar medienpolitische Grußworte von Jon Ola Sand, dem ESC-Chef der European Broadcasting Union, ist Platz: "Die Welt der öffentlich-rechtlichen Medienhäuser sieht sich heutzutage vielen Herausforderungen gegenüber. Und doch stellt der Eurovision Song Contest ein leuchtendes Beispiel für eine internationale TV-Produktion auf Weltklasseniveau dar."

Die Reihenfolge

Für Nicht-ESC-Kenner bleibt auch heuer wieder die große Frage, weshalb bei der alphabetischen Reihung der 43 Beiträge Weißrussland neben Bulgarien oder Tschechien neben Deutschland steht. Die Antwort: Es geht nach den internationalen Länderakronymen. Der Vorteil für den Hörer ist dank dieses Systems die Chance auf ein "Blindhören" - als das durch Vorwissen und -urteil unbeeinflusste Raten, aus welchem Land welche Nummer stammt.

Bereits zum zweiten Mal infolge auf die ESC-CD geschafft hat es dabei Russlands Kandidatin Julia Samoylova. So fand sich die seit ihrer Kindheit im Rollstuhl sitzende Sängerin im Vorjahr bereits mit "Flame is Burning" unter den auf CD gepressten Nummern - obgleich die Ukraine ihr die Teilnahme am größten Musikbewerb der Welt verwehrt hatte, da sie einst über das russische Festland auf die besetzte Halbinsel Kiew für einen Auftritt gereist war, was nach ukrainischen Gesetzen ein Einreiseverbot zur Folge hatte. Nun ist Samoylova mit "I Won't Breaking" im Rennen.

"All Aboard!" in Lissabon


Der Song Contest findet heuer in Lissabon statt - das erste Mal in der Geschichte des Wettbewerbs. Schließlich hatte das Land an der Südwestspitze Europas trotz 49 Teilnahmen seit 1964 den ESC noch nie gewonnen, bis Salvador Sobral mit "Amar pelos dois" im Vorjahr in Kiew triumphierte.

Nun wird das musikalische Megaevent also in der Hafenstadt Lissabon über die Bühne gehen. Am 8. und 10. Mai sind in der am Meer gelegenen Altice Arena die beiden Halbfinals angesetzt, wo am 12. Mai dann auch das große Finale stattfinden wird. Bei Konzerten bietet diese größte Mehrzweckhalle des Landes bis zu 20.000 Menschen Platz.

Österreich im ersten Halbfinale

Insgesamt 43 Länder sind heuer beim Bewerb mit von der Partie, darunter auch wieder Österreich. Cesar Sampson muss gleich im 1. Halbfinale am 8. Mai mit "Nobody But You" um eines von zehn Finaltickets rittern. Aus beiden Halbfinals steigen je zehn Länder auf und treffen im Finale auf die fünf Großzahler Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien sowie Gastgeber Portugal. Insgesamt sind also wieder 26 Kandidaten im Finale vertreten.

Cesar Sampson erste Proben
© Thomas Hanses

Frauenpower

Geballte Frauenpower heißt es dabei aufseiten der Moderatorinnen, sind mit Filomena Cautela, Silvia Alberto, Daniela Ruah und Catarina Furtado doch gleich vier Damen für die Präsentation verantwortlich - wie einst beim ESC in Wien 2015, wenn man Conchita miteinrechnet. Und auch bei der Bühne könnte es Wiener Anklänge geben, zeichnet hierfür doch wieder Florian Wieder verantwortlich, der schon für einige ESC-Designs den Stift führte, darunter beim Wiener Song Contest. Diesesmal verzichtet der Deutsche allerdings komplett auf LEDs und Projektionen - zurück zum Analogen lautet das Motto also gewissermaßen. Offiziell haben sich die Gastgeber allerdings für die maritim-vereinigende Tagline "All Aboard!" entschieden, die in Wasserblau samt variierenden Emblemen zwischen Meeresschnecke und Qualle daherkommt.

Der ESC besteht aber nicht nur aus der eigentlichen Show, sondern auch dem Drumherum. Das traditionelle Eurovision Village als ESC-Markt mit Bühnen und Tamtam für die Lissabon-Besucher ist heuer auf der Praca do Comercio in der Altstadt angesetzt und öffnet am 4. Mai. Und der Euroclub für den ESC-Tross ist im Lust in Rio positioniert, nicht allzu weit vom Village entfernt.

ESC Live im TV

Wer es aber nicht persönlich nach Lissabon schafft oder sich die bis zu 299 Euro teuren Tickets für die Shows sparen möchte, für den überträgt wieder der ORF die Veranstaltung. Los geht es am 8. Mai mit der Vorsendung "Mr. Song Contest proudly presents" ab 20.15 Uhr auf ORF eins. ESC-Urgestein Andi Knoll, der heuer das 18. Mal den Bewerb kommentiert, stellt seine Favoriten vor, und um 21 Uhr startet dann das Österreich-Halbfinale. Am 10. Mai gibt es die zweite Ausgabe von "Mr. Song Contest proudly presents" - und das zweite Halbfinale. Dieses Schema wird dann am 12. Mai mit Nr. 3 und dem großen Finale vollendet, das ab 21 Uhr zu sehen ist.