Beschaulich ging es Montagmittag nach den Feierlichkeiten vom Wochenende im Dorf zu. Polizist Bernhard Berger erzählte von nächtlichen Conchita-Sprechchören in den Straßen von Bad Mitterndorf. Die veränderte Ortstafel dürfe zumindest bis Dienstag bleiben. Dann müsse sie aber aus rechtlichen Gründen wieder in den Normalzustand gebracht werden, sagte Berger. Von der Euphorie des Wochenendes zeugen noch diverse Transparente und Plakate. Eines davon, es ist etwa drei Meter lang, hängt derzeit an der Fassade des Gasthauses der Familie Neuwirth. Das Haus, in dem Tom seine Kindheit verbrachte. "Wir gratulieren Conchita Wurst" ist darauf zu lesen.
Pfarrer: "Bursch aus Bad Mitterndorf gibt einem Putin Contra"
Auch unweit der Kirche hängt ein ähnliches Plakat. Pfarrer Michael Unger schwärmte gegenüber der "Kathpress" vom ehemaligen Sternsinger Tom. Er sei schon damals "sehr selbstbewusst" gewesen. Der Geistliche finde es "großartig, dass ein junger Bursch aus Bad Mitterndorf einem Putin Contra gibt". Neuwirth hatte sich vor Jahren geoutet und steht seither offen zu seiner Homosexualität. "Die Frage ist nicht, ob einer schwul ist, sondern ob er ein guter Kerl ist", meinte Unger dazu.
Conchitas scharfe Wurst
Ganz aus dem Häuschen war Josef "Joe" Aichinger. Er ist Fleischer und produziert seit etwa drei Jahren - seit Tom als Conchita Wurst öffentlich auftritt - die zum Namen passende Wurst. "Ich habe in den letzten Tagen 1.500 Stück verkauft und alle zwei Tage müssen wir wieder 500 neue machen", meinte der Bad Mitterndorfer ein wenig außer Atem.
Ständig würden neue Bestellungen reinkommen und in seinem Geschäft finde die Wurst reißenden Absatz. Das Rezept verriet er nicht, aber ein Blick in die Selch-Kammer offenbart die Herkunft der geschmackvollen Wurst. Besonders würzig und scharf ist sie, weil viel Chili drinnen ist. "So scharf wie die Conchita", scherzte Aichinger.
Kreiert habe der Fleischer die besondere Wurst zusammen mit Sigi Neuwirth, Toms Vater. Der verkauft sie auch im Gasthaus, sonst ist die deftige Wurst aber nirgends erhältlich. Noch nicht, denn Aichinger macht sich schon Gedanken über die Markenrechte und einige große Wurstproduzenten hätten auch schon reges Interesse bekundet. Der Bad Mitterndorfer vertraue da aber auf Conchitas Management und freute sich vorerst mal über "unbezahlbare Werbung".
Bis Conchita Wurst ihre Heimatgemeinde wieder besuchen wird, müssen sich die Obersteirer mit den Würsteln begnügen. In den kommenden zwei Monaten werde der neue Star des Orts jedenfalls bestimmt keine Zeit haben, um nach Bad Mitterndorf zu kommen, hieß es seitens der Gemeinde. Wenn es aber soweit ist, soll es einen großen Empfang geben.
BILDER: Der ORF zeigte am 10.5. die Dokumentation "Conchita - einfach persönlich". Darin zeigt Wurst ihren Heimatort in der Steiermark, besucht ihre Eltern im elterlichen Gasthof und verkauft die eigens hergestellt "Wurst".