Auslaufmodell Sonderschule

Bis 2020 sollen sie die Ausnahme werden - Eltern wehren sich gegen Abschaffung

von Kinder in einer Schulklasse © Bild: iStockphoto.com

Im Lauf der Jahre ist die Integrationsquote - also der Prozentsatz der integriert unterrichteten Kinder - zwar über alle Bundesländer betrachtet gestiegen, gleichzeitig aber die Zahl der Sonderschüler nur unwesentlich gesunken. Grund: Bei immer mehr Schülern wird ein sonderpädagogischer Förderbedarf (SPF) diagnostiziert.

Rund 30.000 Schüler betroffen

Im Schuljahr 2014/15 wurde rund 30.600 Schülern an Pflichtschulen (v.a. Volksschulen, Hauptschulen und Neuen Mittelschulen) SPF wegen körperlicher oder psychischer Behinderung attestiert. 62 Prozent von ihnen gingen - mit zumindest zeitweiser Assistenz durch einen Stützlehrer - in eine Klasse mit nicht-behinderten Kindern. An den AHS-Unterstufen ist der inklusive Unterricht dagegen eine Ausnahme, von den 4.700 Klassen gab es 2014/15 nur in sieben Integrationskinder.

Auch je nach Bundesland sind die Unterschiede recht groß: Die Integrationsquote reicht von 48,4 Prozent in Tirol bis zu 80 Prozent in der Steiermark und 77,9 Prozent in Kärnten. Das Skurrile dabei: Zumindest in der Steiermark und Kärnten war die Quote 2013/14, also vor Festlegung der Modellregionen für die Quasi-Abschaffung der Sonderschule, bereits etwas höher als jetzt (minus 3,4 Prozentpunkte in Kärnten, minus 4,6 in der Steiermark). Nur in Tirol gibt es ein leichtes Plus von 1,9 Prozentpunkten.

Die Inklusiven Modellregionen wurden 2015 in einer "Verbindlichen Richtlinie" des Bildungsministeriums festgelegt und sehen den "inklusiven Schulbesuch aller Schülerinnen und Schüler mit SPF" vor. In der Praxis sollen an den Regelschulen die inklusive pädagogische Qualität und die Unterstützungsmöglichkeiten so ausgebaut werden, dass "aussondernde Einrichtungen möglichst nicht mehr gebraucht werden". Das bedeutet, dass vor Ort spezielle Settings für Schüler mit schweren oder mehrfachen Behinderungen sowie für Kinder mit gravierenden Störungen der sozio-emotionalen Entwicklung geschaffen werden.

Individuelles Förderkonzept

Ziel ist es, dass allen Schülern die höchstmögliche Bildung ermöglicht wird. Dazu wird für jeden Schüler mit SPF in Absprache mit den Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik (ZIS; früher Sonderschule bzw. Sonderpädagogisches Zentrum/SPZ) ein individuelles Förderkonzept erstellt. Durch Individualisierung und innere Differenzierung - also das Anpassen von Unterricht und Lernmaterialien an die Möglichkeiten der jeweiligen Schüler - sollen auch Kinder mit SPF "nach aller Möglichkeit" nach dem jeweils passenden Lehrplan und nicht wie sonst üblich nach dem Sonderschullehrplan unterrichtet werden. Ab dem Schuljahr 2016/17 können dazu Schulversuche stattfinden, in denen SPF-Schüler nach einem "lernzieldifferenten Regelschullehrplan" unterrichtet werden können.

Auch bei der Zuteilung des SPF plant das Ministerium Änderungen: Derzeit gebe es eine hohe SPF-Quote bei Kindern mit Migrationshintergrund bzw. mit Verhaltensproblemen - für das Ministerium ein Indiz dafür, "dass der SPF für die Bereitstellung von Fördermaßnahmen genutzt wird, auch wenn keine physische oder psychische Behinderung vorliegt". Für die Zukunft soll der Richtlinie nach nur noch dann ein SPF vergeben werden, wenn Schüler eine Behinderung haben. Alle anderen Fördermaßnahmen für Sprache, Lernen, emotionale und soziale Entwicklung seien Kernaufgabe der Schule, hier müssten auch unabhängig vom SPF Ressourcen zur Verfügung stehen.

Eltern wehren sich gegen Abschaffung

Mit einer Bürgerinitiative wehren sich Eltern gegen ein Aus für die Sonderschulen. Der Nationale Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sieht vor, dass diese bis 2020 zur Ausnahme werden sollen. "Wenn Unterschiede nicht mehr benannt werden dürfen, werden Kinder der Anerkennung ihrer besonderen Situation beraubt", so Erstunterzeichnerin Ilse Schmid bei einer Pressekonferenz.

Schmid, die auch Präsidentin des steirischen Landesverbands der Elternvereine an Pflichtschulen ist, hat dabei nichts gegen Integrationsklassen an sich. "Es geht uns nicht um ein Entweder-Oder, sondern um ein Sowohl-als-auch. Je nach Beeinträchtigung der Kinder wird eine unterschiedliche Beschulung gebraucht." Die Begründung der weitgehenden Abschaffung der Sonderschulen mit der Behindertenrechtskonvention hält Schmid für einen Vorwand: "Dort steht lediglich, dass Menschen mit Behinderungen nicht von Bildung ausgeschlossen werden dürfen." Diese Forderung werde mit der Regelung im Schulpflichtgesetz, wonach Eltern von Kindern mit SPF grundsätzlich die Wahl zwischen Sonderschule und (bei Verfügbarkeit) Integrationsklasse haben, schon erfüllt.

Die bisher rund 24.000 Unterschriften für die Bürgerinitiative wurden am Mittwoch im Parlament übergeben. Parallel dazu mobilisieren andere Organisationen wie etwa die Lebenshilfe für eine raschere Abschaffung der Sonderschulen.

Kommentare

higgs70

Frau Schmid hat recht und es stellt sich schon die Frage ob es etwa einem schwer autistischen Kind nicht schadet, wenn man es ins Regelsystem überführt. Kindeswohl ist die Gretchenfrage und sonst gar nichts!

Abschaffung ist der größte Schwachsinn unserer dummen Politiker, die von der Schulpraxis Null Ahnung haben!!! Schaut doch in die Volksschulen und Neuen Mittelschulen mit den ganzen schwachen und behinderten Kindern(die einem ja wirklich leid tun, aber hier nur noch mehr im Abseits stehen - alles andere ist gelogen!), sowie den Klassen mit 80% Ausländer, die sich einen Dreck scheren (Eltern auch ni

neusiedlersee melden


Wir müssen immer gleicher werden.
Denn es gibt keine Behinderten, keine Lernschwachen oder Lernunwillige oder gar Unintelligente.
Bis alle grün, wie unreife Paradeiser - durch Umerziehung geworden - sind, sind wirr reif für die künftige Regierung, für die neuen Zeiten.
Aber zum Feste feiern, für eine EM und zum ansaufen wird's schon reichen.

Henry Knuddi
Henry Knuddi melden

sei froh, als sonderschüler bekommste jetzt maturazeugnis :)

neusiedlersee melden


Sind Sie ein Naturtepp oder Autodidakt?

freud0815 melden

was ist an integration denn falsch? wenn ein kind mit aspergers in eine sonderschule muss wird es spätestens nach der schule ins leben geworfen wo es keinen juckt. der umgang mit sogenannten normalen ist gerade in jungen jahren wichtig-es wird sicher extra klassen geben in denen die kinder nach schwere der behinderungen gelehrt und betreut werden, diese ausgrenzung ist doch ein elend

Henry Knuddi
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mal ein kl. beispiel:
Ochsenhofer Andreas ·
Volksschule,haubtschule,poly,tischlergelernt
schibt sie entlich ab die schweine die österreich verarschen

der sollte das maturazeugnis bekommen

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