Wohin mit dem Schulkind in den Sommerferien?

Wohin mit dem Schulkind in den Sommerferien? Während die Camps der Stadt Wien rasch ausgebucht waren, kämpfen private Anbieter mit organisatorischen Unsicherheiten.

von Kinder © Bild: Istockphoto.com/Ferran Traite Soler

Am 8. April in der Früh spielten sich dramatische Szenen ab. Eltern versuchten, ihre Kinder online bei den Wiener "Summer City Camps" anzumelden, und mussten konsterniert zur Kenntnis nehmen: (fast) alles ausgebucht. Zumindest in Innenstadtlagen . In sozialen Medien las sich die Empörung so: "Ich habe jetzt ein großes Problem bezüglich Betreuung im Sommer, hatte das schon fix eingeplant", oder: "Es kann doch nicht sein, dass innerhalb weniger Stunden alles ausgebucht ist und wenn man doch einen Platz ergattert, durch halb Wien fahren muss."

Hinter den Kulissen begann man, an einer Aufstockung der Plätze zu arbeiten, und konnte eine Woche später bekannt geben, dass vier neue Standorte und 3.200 zusätzliche Plätze zur Verfügung stehen. Sie werden an Wartende vergeben; Ende April werden die frei gebliebenen Plätze zur Anmeldung freigeschaltet. Insgesamt stehen heuer somit 24.000 Plätze zur Verfügung (netto kamen im Vorjahr rund 7.000 Kinder in den Genuss des Angebots, da pro Kind bis zu sechs Wochen gebucht werden können). Zielgruppe sind vor allem Schülerinnen und Schüler aus Ganztagsschulen, "da diese keine Sommerbetreuung am Standort selbst haben", heißt es aus dem Büro des Wiener Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (Neos). Überprüft wird das freilich nicht. Und: Es gibt viel mehr Ganztagsschul- als "Summer City Camp"-Plätze.

Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr
© Ricardo Herrgott/News Der stv. Bürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr ist u. a. für die Summer City Camps zuständig

Mit so einem Ansturm, inklusive aufbrandender Eltern-Empörung, hatte niemand gerechnet. Noch im Vorjahr konnten sich Interessierte wochenlang Zeit lassen, um einen Betreuungsplatz an ihrer Wunschschule zu buchen. Warum das heuer anders war? "Gerade jetzt gibt es einen spürbar höheren Bedarf an Ferienbetreuung, da die angespannte Corona-Situation auch bei vielen Eltern zu Unsicherheiten in Bezug auf ihre Sommerpläne führte", vermutet Wiederkehr.

Schnäppchen

Die Wiener "Summer City Camps" sind, wenn man so will, ein Tropfen auf den heißen Stein, eine dankbar angenommene (Teil-)Lösung für ein großes Problem. Jeden Frühling beginnen Eltern stirnrunzelnd, die Sommerferien durchzuplanen. Wie viel Urlaub kann ich nehmen? Wann kann die Oma einspringen? Wie viele Wochen muss ich mein Kind in einem Sommercamp "parken"? Kindergärten im städtischen Bereich bieten oft den ganzen Sommer Betreuung an, manche Schulkinder können wochenweise in den Hort. Aber was machen die anderen?

Die Feriencamps der Stadt bieten eine praktische Lösung: An ausgewählten Schulstandorten in der ganzen Stadt, heuer insgesamt 37, wird für nur 50 Euro pro Woche und Kind (Geschwisterkinder zahlen noch weniger) Ferienbetreuung angeboten, die von externen Vereinen abgewickelt wird. Das ist ein echtes Schnäppchen. Und: Die Kinder müssen nicht mühsam an den Stadtrand gebracht werden.

Die glücklichen Eltern, die einen Platz ergattert haben, freut's, private Anbieter sehen das Angebot nicht so gern. Denn der Preisunterschied ist beträchtlich. Mindestens 250 bis 300 Euro müssen normalerweise pro Kind und Ferienwoche hingeblättert werden, damit Mama und Papa zur Arbeit können. Dafür gibt es ein riesiges, spezialisiertes Angebot.

Präventionskonzept

Wolfgang Meister bietet auf seiner Buchungsplattform Ferien4Kids ein umfangreiches Angebot: von unzähligen Sportcamps -Scooter, Kajak, Klettern, Schwimmen u. v. m. - über Kreativcamps bis hin zu Sprachcamps im Ausland. Alles da. Vieles noch buchbar. Wenn auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten.

Private Veranstalter wie Meister, der selbst seit über 30 Jahren ein Feriencamp in Klosterneuburg betreibt, stehen vor der Schwierigkeit, dass sie nicht genau wissen, wie sie den kommenden Sommer planen sollen. "Diese Ungewissheit war letztes Jahr ganz furchtbar. Heuer sehen wir es schon etwas lockerer: Wir nehmen jetzt einmal an, dass der Sommer ähnlich werden wird wie der letzte Sommer und dass wir erst im Juni erfahren, welche Vorgaben es gibt." Einstweilen plant Meister also wie 2020, mit Präventionskonzept: keine Durchmischung von Gruppen, Aufstellen von Desinfektionsspendern etc.

»Es wäre eine ziemliche Katastrophe, wenn wir die Tests selber kaufen müssen«

Eine besondere Herausforderung stellt heuer das Testen dar. "Wir gehen davon aus, dass wir die Kinder testen müssen", sagt Meister. "Da wir ein Camp ohne Übernachtung haben, heißt das wohl, dass wir die Kinder dreimal in der Woche testen müssen, und wir überlegen gerade, wie das kostenmäßig aussehen wird. Es wäre eine ziemliche Katastrophe, wenn wir die Tests selber kaufen müssten." An die Eltern möchte Meister die Kosten nicht weitergeben. Bleiben die Möglichkeiten, dass die Kinder selbst Gratistests aus der Apotheke mitbringen -oder dass den Campbetreibern kostenlose Tests zur Verfügung gestellt werden. "Das wäre natürlich das Optimum", meint Wolfgang Meister, "wenn man ein bisschen vorausdenken und das anbieten würde."

Die Buchungslage heuer sei besser als letztes Jahr, sagt Meister, der als Plattformbetreiber die Angebote von mehr als 60 Anbietern überblickt. "Im Vergleich zum Jahr 2019 sind wir noch einige Buchungen hinterher, aber das kann sich alles noch ändern. Man merkt schon, dass die Leute vorsichtiger sind und die Zukunft für viele nicht so klar ist. Deswegen bieten wir bessere Stornomöglichkeiten."

Für den großen Ansturm auf die städtischen Betreuungsangebote hat der private Sommercampbetreiber eine einfache Erklärung: "Prinzipiell finde ich die Idee gut, dass Kinder im Sommer die Möglichkeit haben, Versäumtes nachzuholen. Was ich schlecht finde: Man unterwandert damit den gesamten privaten Markt. Bei den Preisen ist es kein Wunder, dass sie so schnell ausgebucht sind." Er bezweifle außerdem, meint Meister, dass tatsächlich jene von den günstigen Betreuungsplätzen profitieren, die es finanziell nötig haben. Die Stadt verweist darauf, dass pro Standort und Woche bis zu fünf Plätze für Familien, die sich in sozialen Notlagen befinden, zurückgehalten werden.

Kinderuni

Nachdem sie im Sommer 2020 ausschließlich online stattgefunden hatte, feiert auch die Wiener Kinderuni von 14. bis 25. Juli ein Präsenz-Comeback. "Wir hatten viele Anfragen von Eltern", erklärt Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros der Universität Wien.

"Es gibt den Bedarf nach Betreuung, aber auch nach Ausgleich für die Kinder nach diesem schwierigen Schuljahr." Zusätzlich zu den Workshops wird es auch wieder ein Onlineangebot geben, von dem nicht zuletzt Kinder in den Regionen profitierten, meint Iber. Anmeldestart ist im Juni. Das Motto der Kinderuni 2021: "Gesund und glücklich".

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 16/2021.