Softwarelizenzen als Firmen-Problemzone:
Zwischen Geldverbrennung und Gerichtssaal

FORMAT über die Schwierigkeit, Software zu kaufen

Softwarelizenzen als Firmen-Problemzone:
Zwischen Geldverbrennung und Gerichtssaal © Bild: DPA/Frank

Aber auch jenseits aller Schildbürgereien rund um den historisch größten Beschaffungsvorgang der Republik - also im seriösen Geschäftsleben - sind der Einkauf und die Verwaltung von Software alles andere als trivial. Die Frage, welches Lizenzierungsmodell zu welchem Unternehmen am besten passt, hat sich aufgrund der Fülle der Angebote fast schon zu einer eigenen Wissenschaft entwickelt. Abgesehen von den Einzelhandelslizenzen, die man mit dem Softwarepaket im Laden erwirbt, gibt es auch solche zur Vorinstallation für Hardwarehersteller (OEM-Lizenzen) und Systembauer (SB-Lizenzen). Und dann natürlich die Volumenslizenzen für kleine, mittlere und große Unternehmen in mannigfachen Variationen: zum Kauf, auf Raten oder zur Miete sowie mit weiteren individuellen Finanzierungsoptionen (siehe Kasten rechts). Zusätzlich kann bei vielen Herstellern auch eine "Software-Versicherung" abgeschlossen werden.

Sie beinhaltet wertvolle Services wie Trainingsangebote, Wartung und Support, zusätzliche Privatnutzungsvereinbarungen für zuhause und inkludierte Upgrades auf neue Versionen. Dazu Christian Scheffenacker, Verkaufsleiter für Softwarelösungen bei ACP: "Über fünf bis sechs Jahre gerechnet, ist eine Software-Assurance in 80 Prozent der Fälle die günstigste Lösung. Hat man nämlich nur die Lizenz gekauft, kann man sich die spätestens beim Umstieg auf eine neue Version an die Wand kleben. Das Geld ist verloren."

Lizenzendschungel
Die meisten Betriebe haben heute eine Vielzahl von Produkten im Einsatz - Großfirmen bis zu tausend verschiedene Programme, verteilt auf Tausende Arbeitsplätze und Systeme. Insgesamt ergibt das ein kaum mehr zu durchblickendes Dickicht an Lizenzen, Laufzeiten und Wartungsverträgen. "Bei Betriebssystemen und Office-Produkten sind die Firmen im Schnitt um 25 Prozent überlizenziert", weiß Scheffenacker. Und so was geht ganz schön ins Geld. Denn Software ist der größte Kostenfaktor der EDV - bei Großbetrieben im Schnitt 35 Prozent der IT-Ausgaben, bei KMUs sogar über 40 Prozent. Und was die heimischen IT-Budgets betrifft, sind das bei 44 Prozent der Großbetriebe und immerhin bei neun Prozent der KMUs Beträge über 500.000 Euro.

Scheffenacker kann von einem besonders drastischen Fall berichten. In einem Konzern wurden "MS Office 2007 Professional"-Lizenzen für alle 2.500 Arbeitsplätze zu je 350 Euro eingekauft. Doch auf knapp 1.000 Workstations wird das Programm überhaupt nicht gebraucht.

Inventur hilft sparen
Elektronische "Software Asset Management"-Systeme (SAM) sind in vielen Fällen eine sinnvolle Unterstützung beim Lizenzmanagement (siehe Kasten Seite 102). "Überlizenzierung ist meist Folge von Män-geln in der Einkaufspolitik und bei der Inventarisierung des Softwarebestandes", glaubt Marcus Izmir, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters mii. "Viele Unternehmen wissen nicht, dass sie beim Kauf von Hardware oft OEM-Lizenzen für vorinstallierte Software miterwerben, und bezahlen deshalb doppelt. Auch einige Softwareprodukte - zum Beispiel von SAP - inkludieren Lizenzen anderer Hersteller wie Microsoft."

Harte Strafen für schwarze Schafe
"In der Praxis findet man eine bunte Mischung aus Über- und Unterlizenzierungen", weiß Wolfgang Schuneritsch, Software-Salesmanager bei HP. Unterlizenzierungen bewusst in Kauf zu nehmen oder gar Raubkopien zu erwerben ist keine gute Sparvariante. Wer das tut, begeht eine Urheberrechtsverletzung und muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen - die österreichi-sche Rechtsprechung ist hier sogar besonders streng. Und die internationale Branchenvertretung "Business Software Alliance" (BSA) hat seit dem letzten Jahr die Kontrollen massiv verstärkt. 2006 wurden heimische Unternehmer zu über 500.000 Euro Schadenersatz verdonnert.

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