Hype um Vero-App: Wer steckt dahinter?

Das soziale Netzwerk Vero ist derzeit in aller Munde – allerdings mit gespaltenen Meinungen; und auch der libanesische Gründer soll kein unbeschriebenes Blatt sein

von Social Media - Hype um Vero-App: Wer steckt dahinter? © Bild: Vero Press

Die einen sind begeistert und sehen in der App Vero das neue Facebook oder Instagram, die anderen verzweifeln schon bei der Anmeldung: die minimalistisch gestaltete App hängt sich auf, lädt langsam oder zeigt nach langer Warterei einen Server-Error an. Seit den letzten Tagen ist der Ansturm auf Vero aber dennoch ungebrochen.

Echt sozial?

Denn das Vero-Konzept klingt tatsächlich vielversprechend. Das Motto lautet „True Social“. Die Plattform behauptet, komplett auf Werbung und Algorithmen verzichten zu wollen, was heißt, dass den Benutzern im Gegensatz zu Facebook und Konsorten eine echte, ungefilterte Timeline gezeigt wird – mit Beiträgen in chronologischer Reihenfolge.

Außerdem können die Kontakte in vier Kategorien eingeteilt werden: Enge Freunde, Freunde, Bekannte und Follower; und zwar ohne, dass der Anfragende sieht, in welche Gruppe er gesteckt wurde. So können Posts auf Wunsch nur für bestimmte Gruppen freigegeben werden.

Reinen Text wie bei Twitter oder Facebook zu teilen, ist bei Vero nicht geplant. Vielmehr erinnert die Timeline an ein erweitertes Instagram. Neben Fotos können auch Links, Musik und Empfehlungen für Filme, Bücher oder Orte geshared werden.

Wie die Macher Geld verdienen wollen? Mit Verkaufsprovisionen und einer kommenden Mitgliedergebühr. Die App wird kostenpflichtig, sobald die 1-Million-Marke an Usern geknackt wird. Auch das erklärt den derzeitigen Run auf die App. Wie hoch diese Gebühr ausfallen wird, wurde von Vero bis jetzt nicht kommuniziert.

Wer steckt hinter Vero?

Der Hauptgründer ist Ayman Hariri, ein libanesischer Milliardär. Nicht uninteressant: Als Sohn von Libanons ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri, der 2005 bei einem Attentat getötet wurde, soll er von den korrupten Machenschaften des Vaters profitiert haben.

Dieser soll während seiner Regierungszeit über 15 Milliarden US-Dollar angehäuft haben. Er verhängte Demonstrationsverbote, die auch mit Militärgewalt durchgesetzt wurden Außerdem wurden die Radio- und Fernsehstationen von der Regierung während der Besetzung durch Syrien unter die Kontrolle von pro-syrischen Eliten gestellt. Der amtierende Ministerpräsident des Libanons, ist übrigens Saad Hariri, sein Halbbruder.

Auch Ayman Hariri selbst soll kein unbeschriebenes Blatt sein. Die Baufirma Saudi Oger, bei der Hariri bis Mitte 2017 stellvertretender Geschäftsführer war, soll seinen Arbeitern monatelang keine Löhne gezahlt haben und sie unter unmenschlichen Bedingungen schuften haben lassen. Wie die NZZ schreibt, musste Saudi Oger nach Vorwürfen von Missmanagement und Korruption die Geschäfte einstellen.

Zukunftschancen

Neu ist Vero übrigens nicht. Bereits seit 2015 dümpelt die App weit hinten in den App-Charts herum. Den aktuellen Hype hat Vero neben der Bezahlschranke wohl vor allem einigen Influencer zu verdanken, da diese dort – zumindest theoretisch – alle ihre Nutzer erreichen können, ohne Geld dafür auszugeben. Nicht unbegründet wurden deshalb aber auch Vermutungen laut, dass die Influencer selbst aber sehr wohl von Vero bezahlt wurden. Ob sich die App langfristig durchsetzen wird, ist schwer zu sagen. Noch spricht allerdings Vieles dafür, dass nach Einführen der Gebühren wieder stagnieren werden - Bezahlinhalte sind im Internet noch immer nicht gerne gesehen.