Klimawandel: Das kann jeder einzelne für das Klima tun

Der Klimawandel ist wohl eine der größten Herausforderungen unserer Zeit bei der vor allem Politik und Konzerne gefordert sind, schnellstmöglich etwas zu verändern. Doch auch jeder einzelne kann seinen Beitrag leisten. Bringt nichts? Stimmt nicht.

von Welt retten © Bild: iStockphoto

Was bringt es schon, wenn ich alleine etwas ändere, ich kann die Welt ja nicht retten. Dieser Gedanke ist so verbreitet wie falsch. Denn: „Durch eine Änderung unseres Lebensstils bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen könnten wir den Ausstoß von Treibhausgasen um etwa 25 Prozent reduzieren“, sagt die österreichische Klimaforscherin und –schützerin Helga Kromp-Kolb in dem Buch „Zukunft wird mit Mut gemacht – Ideen für nachhaltige Veränderung“ von Susanne Wolf.

Doch was konkret kann jede und jeder Einzelne tun?

Weniger Fleisch essen

Österreich liegt mit etwa 60 Kilogramm Fleischverbrauch pro Person im Jahr im europäischen Spitzenfeld. Doch die Produktion von tierischen Lebensmitteln ist energieaufwändig und verursacht enorme Mengen an CO2. Ebenso entstehen direkt durch die Viehhaltung Emissionen, vor allem Methan und Lachgas durch Rinderhaltung. Außerdem wird für die Produktion von Tierfutter ein Vielfaches der Fläche benötigt, die man für die Produktion von Obst, Gemüse oder Getreide braucht. Dabei soll, so schreibt Susanne Wolf in ihrem Buch, aber niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn er hin und wieder Fleisch ist – aber man muss eben auch nicht zweimal am Tag zu Fleisch, Wurst und Co. greifen.

Weniger Auto fahren

Weniger Auto fahren ist gut für die Umwelt. So viel ist klar. Dass das nicht für jeden einfach so geht, ohne Alternative in Sachen Öffis, ist auch klar. Doch wie kann es gelingen, zunächst einmal jene zu motivieren, das Auto stehen zu lassen, die andere Möglichkeiten haben? Ein Vorschlag von Susanne Wolf wäre, diese aufzufordern, das Auto etwa einmal im Monat stehen zu lassen und stattdessen mit der Bahn oder Co. zu fahren. Dann würden Autofahrer oft erst einmal merken, dass das Auto stehen zu lassen kein Verzicht ist, sondern vielmehr ein Gewinn an Lebensqualität und eine viel entspanntere Form der Mobilität – und dadurch vielleicht in Zukunft öfters umsteigen.

Interessant zum Thema: Wie sieht es in Österreich 2050 aus, wenn die Erderwärmung nicht gestoppt wird?

Weniger Fliegen

Fliegen ist etwa 18 mal so schädlich wie dieselbe Strecke mit dem Zug zu fahren. Klar, es lassen sich nicht alle Strecken mit der Bahn zurücklegen und eine Reise in ferne Kulturen, die auch den Horizont erweitert, ist oft mit einem Langstreckenflug verbunden. Doch muss der Wochenendtrip nach Paris wirklich sein? Oder lässt sich die Reise nach Zürich nicht mit dem Zug machen? Wird zumindest auf Kurzstreckenflüge verzichtet, würde das schon sehr helfen.

Weniger Essen verschwenden

Durch das Überangebot in Supermärkten kaufen wir viel zu viel ohne darüber nachzudenken – um das Essen irgendwann wegzuwerfen. Die Lebensmittelverschwendung ist jährlich für 3,3 Gigatonnen CO2-Emissionen verantwortlich, wie Umweltschutzorganisationen berichten. Das ist in Relation der drittgrößte Klimasünder nach den USA und China. Und rund die Hälfte aller weggeworfenen Lebensmittel gehen auf das Konto privater Haushalte. Man sollte also bewusster und weniger einkaufen und auch das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht immer für bare Münze nehmen. Viele Nahrungsmittel sind weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus genießbar wie etwa Joghurt oder auch Eier. Also nicht sofort wegwerfen. Nicht gebrauchtes Essen kann zudem über Foodsharing weitergegeben werden.

Dazu interessant: Abgelaufenes Essen - Genießbar oder giftig?

Weniger und bewusster shoppen

Einkaufen zu gehen, weil etwas wirklich gebraucht wird? Das passiert nicht mehr allzu oft. Vielmehr gehen wir oft shoppen, weil wir uns was gönnen, um Stress abzubauen, etc. - doch auf wessen Kosten? Vor allem auf Kosten billiger Arbeitskräfte, die Billig-Ware bzw. Fast Fashion unter katastrophalen Bedingungen herstellen müssen. Das schadet der Umwelt: Billige Kleidung besteht oft aus Polyester, beim Waschen lösen sich Mikrofasern – oder auch Mikroplastik – und gelangen so ins Meer. Laut einer Studie machen diese Fasern bereits 35 Prozent des Mikroplastikvorkommens in den Meeren aus. Und auch die Herstellung von herkömmlicher Baumwolle ist meist ganz und gar nicht umweltfreundlich.

Darum empfiehlt es sich, zunächst zu überlegen, was man wirklich braucht. Laut Studien macht es ohnehin glücklicher, sein Geld etwa für Ausflüge und Unternehmung auszugeben, die im Gedächtnis bleiben als für ein Billig-Shirt, das nach ein paar Mal tragen ohnehin wieder in der Altkleidersammlung oder im Müll landet. Auch die Option, Gebrauchtes zu kaufen oder Kleider zu tauschen sind eine sinnvolle Alternative, zweiteres findet auch oft in nettem Rahmen statt, der Spaß macht. Und kauft man ein, gilt es, dies bewusster zu machen und genauer hinzuschauen.

Green Washing: Vorsicht vor Täuschungsmanövern

Der Druck auf Unternehmen, fairer und nachhaltiger zu produzieren, steigt. Dass viele Konsumenten kritischer werden und genauer hinschauen, was sie kaufen, nutzen manche Hersteller jedoch aus. Denn manchmal steckt hinter grünen Angeboten nur eine PR-Lösung, das Logo wird sozusagen grün eingefärbt - es passiert ein Green Washing. Daher gilt es, auf seriöse Zertifizierungen zu achten. So sagen etwa Etiketten wie „ökologisch“ oder „nachhaltig“ gar nichts aus, wenn es keine offizielle Zertifizierung gibt. Oder etwa findet sich oft der Vermerk „Vegan“ auf Produkten, die ohnehin pflanzlicher Natur sind. Damit wird der Vermerk irrelevant, während man als Konsument noch nicht weiß, ob das Produkt etwa fair hergestellt wurde. Auch die Landschaft der Gütesiegel ist inzwischen ein Dschungel geworden (Hier gibt es beispielsweise einen Check für Gütesiegel.).

Auch lesenwert: Welchen Gütesiegeln kann man vertrauen?

Nicht mit dem Finger zeigen

Bei allem gilt aber: Man sollte darauf schauen, was man selbst beitragen kann und versuchen das beste zu geben – und nicht andere beschuldigen, die etwa viel mit dem Auto fahren wenn man selbst Fahrradfahrer ist. Dadurch wird die Welt noch mehr in „Gut“ und „Böse“ aufgeteilt und Fronten geschaffen. Verhaltensänderungen gelingen zudem am besten, wenn sie positiv bewertet werden oder es sympathische Vorbilder gibt. Also lieber ein Vorbild sein, das nicht mit dem Finger auf andere zeigt.

Druck auf Politik erzeugen

Statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, empfiehlt es sich, besser selbst aktiv zu werden, etwa Petitionen zu unterschreiben, an Demonstrationen teilzunehmen oder Druck auf die Politik auszuüben. So kann man beispielsweise Politiker via Facebook oder Twitter kontaktieren oder auch die Form der Bürgerbeteiligung nutzen, die direkte Demokratie vorsieht. Finden sich für ein konkretes Anliegen mindestens 500 wahlberechtigte Unterstützer können sie in Form von parlamentarischen Bürgerinitiativen eingebracht werden.

Weitere nachhaltige Dinge, die jeder einzelne tun kann:

  • Den Garten und Balkon kann man bienen- und vogelfreundlich gestalten, indem man auf Spritzmittel verzichtet und wild wachsende Blumen stehen lässt.
  • Ethische bzw. nachhaltige Banken, Fonds und Konten wählen – neben der Wirtschaftlichkeit auch auf ethisch-ökologische Aspekte achten
  • Auf Photovoltaik setzen etwa in Form von Solarpaneelen.
  • Einen Baum pflanzen
  • Plastik vermeiden, wo es möglich ist und sich einmal bewusst machen, wo überall Plastik drinnen steckt - wie etwa in einem Kugelschreiber, in Mitglieds- und Bonuskarten und sogar in Kaugummis.
  • Sich an einem Gemeinschaftsgarten beteiligen
  • Fahrgemeinschaften bilden oder Carsharing nutzen
  • Neuwertige Elektrogeräte und Ähnliches nicht gleich wegwerfen, sondern reparieren oder reparieren lassen (in Repair Cafés kann man sich bei der Reparatur helfen und anleiten lassen)

Das Buch "Zukunft wird mit Mut gemacht: Ideen für nachhaltige Veränderung"können Sie hier erwerben. (*)

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Zur Autorin: Susanne Wolf ist freie Journalistin und Autorin mit Schwerpunkt Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit. Bei ihrer Arbeit legt sie Wert auf einen konstruktiven Zugang, der Herausforderungen thematisiert, jedoch auch mögliche Lösungen aufzeigt.

Zum Buch: Klimawandel, Umweltzerstörung, Artensterben: Die Herausforderungen auf dem Weg, eine lebenswerte Zukunft für nachfolgende Generationen zu gestalten, sind groß. Zahlreiche Studien legen nahe, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, das Ruder herumzureißen und doch scheint es an der notwendigen Entschlossenheit zu fehlen. Wer ist in der Pflicht? Politik? Wirtschaft? Bürgerinnen und Bürger? Wie lässt sich der notwendige Wandel herbeiführen? Im Buch des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) „Zukunft wird mit Mut gemacht“ versucht Susanne Wolf, Antworten zu geben. Nicht nur auf die Frage, was schiefläuft, sondern auch darauf, welche Möglichkeiten der Einzelne hat, Teil der nötigen Veränderung zu werden.