Huawei: Was Kunden
jetzt wissen müssen

Und warum (vorerst) kein Grund zur Panik besteht

Nach den US-Sanktionen gegen Huawei hängt ein Damoklesschwert über deren Kooperation mit Google. Problematisch ist das deshalb, weil derzeit alle Smartphones und Tablets des chinesischen Konzerns mit einer Android-Version laufen. Kunden und Nutzer sind auch in Österreich zurecht in Aufruhr, Grund zur Panik besteht derzeit aber nicht.

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Was bedeutet das für Anwender, die bereits ein Smartphone von Huawei oder der Tochter-Marke Honor besitzen?

Das wird sich endgültig noch herausstellen müssen, aber es steht fest, dass sie mit den vorhandenen Geräten weiterhin Zugang zu Googles App-Plattform Play Store haben werden, auch nach der 90-tägigen Übergangsfrist hinaus, die am Dienstag angekündigt worden ist. Dies gilt auch für den Dienst Play Protect, der bösartige Apps heraussiebt. Das sicherte Google schon zu.

Huawei seinerseits versprach, dass die Firma "weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden Huawei und Honor Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen" werde - ohne im diesem Zusammenhang Google oder Android zu nennen. Zumindest um den wichtigen Punkt Sicherheit müssen sich damit heutige Kunden keine großen Sorgen machen.

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Und was ist mit den restlichen Google-Apps?

Google erklärte am Montag nur, man halte sich an die US-Vorschriften und prüfe die Konsequenzen. Andere Dienste und Apps des Konzerns wie GMail, Maps oder der Google Assistant wurden nicht ausdrücklich erwähnt - auch wenn Branchenbeobachter nicht davon ausgingen, dass Google bestehende Nutzer schnell davon abschaltet.

Das "Wall Street Journal" schrieb zugleich unter Berufung auf eine informierte Person, auch aktuelle Kunden könnten den Zugang zu einigen Funktionen auf Basis Künstlicher Intelligenz sowie im Foto-Bereich verlieren. Bei künftigen Smartphones bedeuten dauerhafte US-Sanktionen unterdessen, dass Huawei keine Telefone mehr mit vorinstallierten Google-Apps verkaufen kann und keinen Vorab-Zugang zu neuen Versionen des Android-Systems bekommt.

Ist Android als offene Software nicht ohnehin für alle da?

Im Prinzip ja, es gibt das Android Open Source Project (AOSP), bei dem alle Hersteller das System bekommen. Aber die weitaus meisten Android-Telefone, die außerhalb Chinas verkauft werden, laufen mit einer Android-Version, die Google-Dienste enthält und für die man beim Internet-Konzern eine Lizenz bekommen muss. Bei den künftigen Smartphones, die Huawei mit der "nackten" Grundversion von Android verkauft, wären also weder die Google-Karten noch der Play Store zum App-Download dabei - und müssten von anderen Anbietern kommen.

Wie sieht es mit Alternativen aus?

Es gibt auch andere Kartendienste wie Here, der deutschen Autobauern gehört, oder die Open Street Maps. Huawei hat auch schon eine eigene App-Plattform. Ein Vorteil der Google-Dienste ist allerdings, dass sie miteinander verzahnt sind - zum Beispiel, damit zum Termineintrag direkt die Fahrtroute angezeigt werden kann. Wie gut das im Zusammenspiel verschiedener Anbieter funktioniert, ist offen.

Aber Huawei wird nicht komplett von Android abgeschnitten?

Nein. Und wichtig ist auch, dass Sicherheitsupdates ohne Zeitverlust bei AOSP verfügbar sind. Allerdings bekommen Huawei und Honor die neuen Android-Versionen künftig später als Rivalen wie etwa Samsung zu sehen. Die AOSP-Versionen neuer Android-Systeme wurden zuletzt jeweils im August veröffentlicht, nachdem die Hersteller schon monatelang Zugang dazu hatten und sich darauf vorbereiten konnten. Außerdem ist es keine Einbahnstraße: So arbeitete Huawei zuletzt mit Google bei der Anpassung von Android für Auffalt-Smartphones zusammen und konnte damit auch die Entwicklung des Systems mitbestimmen. Auch das wäre künftig nicht mehr möglich.

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Wird man damit also die neueste Android-Version auf seinem Huawei-Smartphone bekommen?

Die Einschränkungen schließen das nicht aus, auch wenn das nun länger dauern könnte und die Entscheidung darüber allein bei Huawei liegt.

Man muss sich aber schon auch vor Augen führen, dass die meisten Android-Nutzer nicht einmal die aktuelle Version (Android 9 bzw. Pie) auf ihrem Smartphone installiert haben und grundsätzlich auch ohne prima damit zurechtkommen.

Wird Huawei für die Zukunft überhaupt an Android festhalten?

Das ist eine der vielen Fragen, die völlig offen erscheinen. Huawei ließ schon häufiger durchblicken, dass der Konzern auch ein eigenes Betriebssystem namens "HongMeng" in Entwicklung hat und noch heuer ausrollen könnte. Eine System-Software am Markt zu etablieren, ist zwar eine gewaltige Herausforderung - aber andererseits ist China auch ein Riesen-Markt, in dem man es mit entsprechender staatlicher Rückendeckung schaffen könnte. So sind auch die chinesischen Smartphone-Hersteller zuhause groß geworden, bevor sie zur aggressiven Expansion auf dem Weltmarkt ansetzten. Daher könnten sich die US-Sanktionen auch sehr schädlich für das Geschäft von Google auswirken.