Volksdroge Handy:
8 Tipps für Digital Detox

"Das Smartphone ist Gift"

Vor mehr als zehn Jahren kamen die ersten Smartphones auf den österreichischen Markt, inzwischen sind sie überall. Eine problematische Entwicklung, wie der Wiener Psychologe und Erziehungswissenschaftler Roman Braun meint. Seit vier Jahren setzt er auf Digital Detox (zu Deutsch: "Digitales Entgiften") und teilt seine Erkenntnisse mit uns.

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8 Tipps für Digital Detox
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Immer erreichbar, permanent am Schreiben und niemals ohne Handy: So sieht der Alltag vieler Österreicher aus. Für Roman Braun keine erfreuliche Gewohnheit: „Das Handy ist Gift“, sagt der Psychologe.

»Eltern haben keinen Augenkontakt mit ihren Kindern«

Das Handy in der Familie sei überhaupt das Schlimmste. „Die Eltern haben mehr Körperkontakt zum Handy, als Augenkontakt mit ihren Kindern. Es ist völlig absurd.“

Lassen wir uns das reale Leben klauen?

Laut Untersuchungen entsperrt der durchschnittliche Nutzer sein Gerät pro Tag rund 80 Mal - also ungefähr alle zwölf Minuten, wenn man von acht Stunden Schlaf ausgeht. Dabei führt er etwa 2600 Tätigkeiten auf dem Gerät durch. Aber was ist eigentlich so schlecht daran?

Lässt sich die Menschheit wirklich gerade das reale Leben klauen? „Ja, das würde ich sagen. Dadurch, dass wir rückgekoppelt sind mit dem Bildschirm entgeht uns die Begegnung mit der realen Welt. Das ist körperlich und seelisch ungesund“, sagt der 58-Jährige Psychologe und Führungskräfte-Coach. Die psychosomatischen Auswirkungen vom Smartphone-Konsum seien fatal. Dies lasse sich auch an steigenden Depressionsraten ablesen. „Das Handy ist das Allheilmittel für alles, wie im Mittelalter der Aderlass", zieht er einen gewagten Vergleich. Nur die wenigsten hinterfragen ihr Konsumverhalten.

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Schwerwiegende Folgen nicht ausgeschlossen

Ab einer Stunde Handy pro Tag sollte man laut Braun mit einer digitalen Entgiftung starten. Der Durchschnittsösterreicher verbringe ein Vielfaches davon am Handy: Zwischen zwei und 7 Stunden Smartphone-Kontakt habe ein Erwachsener hierzulande.

»Wir bekommen das Gehirn von einem Junkie«

„Wir bekommen das Gehirn von einem Junkie und werden emotional labiler“, fasst Braun die Auswirkungen zusammen. Zu viel Bildschirmzeit sei depressionsfördernd ungesund für das Herz-Kreislauf-System und die soziale Kontakte würden geschwächt werden. Man leide unter Konzentrationsverlust und Unaufmerksamkeit. Emphatie und langfristige Ziele blieben auf der Strecke.

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So wehrt man sich gegen die Sucht

In erster Linie gehe es darum Bewusstsein zu schaffen. „Machen Sie sich schlau darüber, was die psychosomatische Wirkungen vom Smartphone sind . was es mit Ihnen macht“, sagt Braun. Die negative Wirkung vom Handy zu kennen, sei die beste Ausgangssituation mit der Handy-Enthaltsamkeit zu starten. Sein Buchtipp: „Die Smartphone-Epidemie“ von dem deutschen Psychiater Manfred Spitzer*.

„Die Neurochemische Anhängigkeit die schon entstanden ist. Denn das Smartphone stimuliert das Dopaminsystem im Körper – ähnlich wie es auch Kokain oder Alkohol tun“, erklärt er.

Welche Tipps helfen Digital Detox durchzuhalten?

1. Das Handy auf schwarz weiß stellen, denn dann sei es laut Psychologe Braun „nur noch ein Viertel so lustig für das Dopaminsystem.“ App-Entwickler würden bei der Programmierung mit Farbnuancen spielen mit dem Ziel die Kontaktzeit der User zu verlängern.

2. Digital Detox Appsverwenden. Daraus kann man ablesen wie oft man über den Startbildschirm gewischt hat. Und wie viel Screentime man pro Tag hat. Bewusstsein schaffen!

3. Apps eliminieren Push-Nachrichten abstellen und stattdessen den Browser am Handy benutzen.

4. Auf Offline-Geräte umsteigen. „Wenn Sie Fotos machen wollen, nehmen Sie einen Fotoapparat. Verwenden Sie nicht das Handy als Wecker, kaufen Sie sich einen. Schreiben Sie einen Brief, kaufen Sie sich eine Straßenkarte oder fragen Sie nach dem Weg“, rät Braun. Das übelste sei es, das Smartphone im Schlafzimmer zu haben und als Wecker zu benutzen.

5. Smartphone-freie Zeit einplanenDie Welt dreht sich tatsächlich weiter. Und selbst wenn eine Nachricht eingeht, kann sie problemlos warten, um gelesen und beantwortet zu werden. (siehe Punkt 7)

6. Auf Flugmodus, lautlos stellen oder Handy ausschalten

7. Zeitfenster einplanen, in denen man E-Mails checkt und Nachrichten beantwortet

- 8. Smartphone-freie Räume zuhause schaffen. Zum Vergleich: Früher stand das Telefon im Vorzimmer – alle Telefonate sind nur in einem Raum geführt worden.

Was sind die positiven Auswirkungen von Digital Detox?

Man sei geistig fitter, könne sich leichter fokussieren und seinen Tag wieder proaktiv und autonom gestalten. „Man ist einfach wieder Herr seiner Zeit."

Zur Person

© Foto Weinwurm

Roman Braun (58) studierte Psychologie, Philosophie und Pädagogik an der Universität Wien. Er ist Mentalcoach von Weltcupsiegern, Spitzenpolitikern und Weltmeistern, sowie offizieller Rhetorik-Coach der Österreichischen Olympiasportler. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer seines Unternehmens "Trinergy International" ist er auch Autor.

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