Schlau gemessen

Digitaler Stromzähler erobert österreichische Haushalte. Flächendeckend bis 2019.

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Smart Meter - Schlau gemessen

Von den rund 5,5 Millionen Stromzählern in Österreich sind bereits 200.000 "intelligent", der Großteil davon in Oberösterreich. Auch die Stadtwerke Feldkirch haben bereits umgerüstet, 10.000 schlaue Zähler sind dort in Betrieb. Die Vorarlberger User seien mit den neuen Geräten sehr zufrieden, sagte Harald Proidl vom Energieregulator E-Control. Von 100 befragten Kunden hätten nur 8 Prozent Datenschutzbedenken geäußert, 71 Prozent sähen hier keine Gefahr.

Aufklärung notwendig

Erst sechs von 100 Österreichern können laut einer Umfrage unter 1.000 Personen mit dem Begriff Smart Meter etwas anfangen, 94 Prozent müssen passen. Was konkret hat nun ein Endverbraucher vom Smart Meter? In erster Linie sind es Daten. Einerseits muss der Netzbetreiber dem Kunden auf einer Internetplattform die Stromverbrauchsdaten der vergangenen drei Jahre zugänglich machen. "Am nächsten Tag sehe ich meinen Verbrauch auf der Website", erläuterte Proidl. Gleichzeitig soll der Kunde Energiespartipps bekommen sowie die Möglichkeit, seine Daten für einen Energieberater freizugeben. Das Einsparungspotenzial beträgt momentan 30 bis 50 Euro für einen Haushalt im Jahr - das sind etwa 3 bis 4 Prozent der Stromkosten

Infos über Kosten

Auf der anderen Seite ist der Lieferant verpflichtet, den Kunden einmal pro Monat kostenlos per Mail oder Post zu informieren, und zwar nicht nur über den Verbrauch, sondern auch über die Kosten. "Information aus einem Guss wäre besser gewesen", räumte E-Control-Vorstand Martin Graf ein. "Aber wesentlich ist, dass der Kunde die Information bekommt." Die Datenübertragung hat laut Gesetz verschlüsselt und anonymisiert zu erfolgen, eine personalisierte Auswertung soll es nur auf freiwilliger Basis, also mit ausdrücklicher Zustimmung, geben.

Haushalte im Vergleich

Die Energie AG zum Beispiel informiert ihre Kunden darüber, wie viel sie im Vergleich zu einem Haushalt mit ähnlicher Größe verbrauchen: "Ihr Stromverbrauch im Jänner war um 97 Kilowattstunden bzw. 23 Prozent höher. Mit dieser Strommenge kann ein Kühlschrank neun Monate lang betrieben werden." Zusätzlich gibt's Tipps zum Energiesparen.

Kritik in Puncto Datenschutz

Puncto Datenschutz - hier haben Daten- sowie Konsumentenschützer in ganz Europa schon im Vorfeld der flächendeckenden Smart-Meter-Installation massive Bedenken geäußert. Ohne Zustimmung des Kunden dürften die Daten in Österreich nur in einem recht groben Intervall von 15 Minuten erhoben und nur einmal am Tag an den Betreiber übermittelt werden. Zudem werde immer nur ein Tagesverbrauchswert aufgezeichnet, der keinerlei Rückschlüsse auf das Verbrauchsverhalten zulasse.

Rückschlüsse auf Filmvorlieben

Die EU-Datenschutzbehörde EDSB hatte erst im Juni gewarnt, dass die computerisierte Erhebung der Daten im Extremfall Rückschlüsse auf das Fernsehverhalten zulasse, da der Stromverbrauch von der Helligkeit des Bildschirms abhänge. Forscher aus Deutschland sind mittlerweile sogar in der Lage, 600 Hollywoodfilme anhand von Smart-Meter-Daten zu erkennen. Eine weitere Gefahr sehen Skeptiker in Softwarefehlern - wenn etwa bei einem Update zigtausende Geräte auf einmal abgedreht werden - oder Hackerangriffen.

Bereits 50 Mio. Geräte im Einsatz

Mittlerweile seien allein in Italien, Frankreich und Schweden bereits 50 Millionen intelligente Zähler installiert. Bis 2020 müssen nach EU-Vorgabe mindestens 80 Prozent aller Haushalte mit einem Smart Meter ausgestattet sein, Österreich sieht bis 2019 eine Durchdringungsrate von 95 Prozent vor. Warum nicht alle Haushalte? In manchen entlegenen Gegenden würde die Installation einfach zu viel kosten, so Graf. Prinzipiell hält die E-Control einen möglichst schnellen Rollout für sinnvoll, da so ein - teurer - Parallelbetrieb vermieden werde.

Keine direkten Zusatzkosten

Direkte Zusatzkosten sollen auf die Konsumenten keine zukommen, verspricht die E-Control. Die Umstellung auf Smart Meter werden aus Sicht des Regulators durch das Messentgelt, die schon jetzt jeder Haushalt bezahlt (maximal 2,40 Euro im Monat), und die Netztarife abgedeckt. Die Netzbetreiber müssen für die Installation der 5,5 Millionen digitale Stromzähler rund 800 Mio. bis 1,1 Mrd. Euro in die Hand nehmen, sagte E-Control-Vorstand Martin Graf in Nizza. Insgesamt fallen bis 2020 rund 8 Mrd. Euro an Netzinvestitionen an.

Rechtliche Grundlagen geschaffen

Die rechtlichen Grundlagen für den Smart-Meter-Einbau sind hierzulande bereits geschaffen. Die europäischen Vorgaben wurden in nationales Gesetz (ElWOG) gegossen, das wiederum in Form dreier Verordnungen im Detail ausgestaltet wird. Die letzte, die sogenannte DAVID-VO (Datenformat- und VerbrauchsinformationsdarstellungsVO), wird am Freitag im E-Control-Vorstand beschlossen und regelt, wie die vom Netzbetreiber an den Lieferanten zu übermittelnden Daten aussehen müssen sowie in welcher Form - nummerisch und grafisch - sie der Kunde letztendlich zu Gesicht bekommt.

Steuerung via Smartphone

Die DAVID-VO "soll nur der erste Baustein sein", sagte Harald Proidl von der E-Control. Den Energieversorgern sollen bei neuen Anwendungen und Geschäftsmodellen "keine Grenzen gesetzt sein". Denkbar wären da etwa flexible Tarifmodelle oder die Fernsteuerung von Haushaltsgeräten via Smartphone - Smart Meter können theoretisch mit mehreren Haushaltsgeräten kommunizieren, sodass sich der Wäschetrockner auch mal untertags einschaltet, wenn niemand zu Hause ist, aber der Strom günstig. Das alles ist aber noch Zukunftsmusik, so Proidl.

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