Slalom von Bormio:
Neureuther vor Hirscher

Deutscher gewinnt "Kumpel-Duell" auf flacher, weicher Piste - Matt nur 13.

Auch Österreichs Slalom-Herren sind ohne Sieg ins neue Jahr gestartet. Marcel Hirscher verlor am Montagabend trotz knapper Halbzeitführung das Kumpel-Duell" gegen Felix Neureuther, womit dem Deutschen endlich auch die WM-Revanche gelang. Manfred Mölgg (ITA) wurde Dritter, Hirscher verkürzte im Weltcup seinen Rückstand auf Aksel Lund Svindal (NOR) auf 115 Punkte.

von Marcel Hirscher und Felix Neureuther © Bild: GEPA pictures/Christian Walgram

Die nach tagelangem Schneeregen griffig-weiche Piste auf dem Zielhang der Stelvio stellte die Fahrer im Zagreb-Ersatzrennen vor eine besondere Herausforderung. Zu harte Attacken wurden eher bestraft. Auch Hirscher hatte in Lauf eins schwer zu kämpfen, um eine Hundertstelsekunde Vorsprung auf Neureuther ins Ziel zu retten. Dazu musste der Salzburger nach schwachem Beginn aber regelrecht einen Turbo zünden.

Hirscher happy über zweiten Platz

Das gelang dem zweifachen Weltcup-Gesamtsieger in der Entscheidung nicht mehr. Während Neureuther trotz Handverletzung einen nahezu perfekten Lauf hinlegte, konnte Hirscher auf dem eigenwilligen Schnee nicht mehr zulegen. "Ich habe alles gegeben und bin happy, dass ich Zweiter werden durfte", gab sich der Österreicher sportlich. "Felix ist heute fast nicht zu schlagen gewesen. Es ist trotzdem cool, dass es im 14er-Jahr so weiter geht", war Hirscher mit seiner Leistung zufrieden.

Außer Hirscher schaffte es beim Flutlichtslalom in Bormio kein weiterer ÖSV-Fahrer in die Top Ten. Reinfried Herbst, zur Halbzeit trotz vorangegangenem, schweren Trainingssturz, Knieverletzung und Schmerzmittel sensationell Vierter, fiel auf Platz zwölf zurück. Mario Matt, zuletzt Sieger in Val d'Isere, verteidigte als 13. seine Slalom-Weltcupführung knapp vor Hirscher.

Matt hatte Probleme mit Schnee

"Auf so einem Schnee, wo nichts zurückkommt, habe ich immer Probleme", erklärte Matt seine schlechteste Saisonplatzierung, die sich nach einem kapitalen Steher in Lauf eins bereits abgezeichnet hatte. Herbst bilanzierte trotz des Rückfalls positiv. "Ich bin glücklich, dass ich hier stehe und nicht auf dem Operationstisch liege", sagte der Salzburger. Platz vier habe ihn total überrascht. "Wahrscheinlich hatte ich keine Kraft zum Bremsen."

Manfred Pranger wurde 21., der mit Rückenschmerzen angetretene Benjamin Raich kam über Platz 25 nicht hinaus. "Die Vorbereitung war bescheiden und damit das Rennen auch", erklärte der Tiroler. Positives gab es von Marc Digruber zu sehen, der als 17. sein bestes Weltcupergebnis ablieferte.

Revanche für Neureuther

Aus dem erwarteten Hundertstelduell Hirscher gegen Neureuther wurde am Ende ein klarer Sieg für den Deutschen. Irgendwie freute sich sogar Hirscher mit seinem Freund. Bei der WM und zuletzt in Levi hatte Hirscher ebenfalls nach Lauf eins vor Neureuther geführt, diesmal holte sich Vizeweltmeister aus Garrmisch-Partenkirchen erstmals aber noch den Sieg. Seinen sechsten im Weltcup insgesamt.

"Letztes Jahr war Marcel im zweiten Durchgang noch stärker. Diesmal wollte ich den Spieß umdrehen und das ist mir gelungen", freute sich der zuletzt von einigen Verletzungsproblemen gequälte Neureuther. "Endlich tut mir nichts mehr weh. Das Jahr fängt einmal super an und die Duelle mit Marcel kannten wir schon aus dem vergangenen Jahr. Ich musste aber auch auf die anderen schauen", verwies der Deutsche u.a. auf den Sensations-Vierten Naoki Yuasa aus Japan.

Hirscher ahnte "Niederlage"

Hirscher hatte früh geahnt, dass es sich auf dem flachen Bormio-Hang und der weichen Piste für ihn wohl nicht für den vierten Saisonsieg ausgehen werde. "Als ich die Piste gesehen habe, musste ich schlucken", bekannte er. "Auf so einem Hang ist es schwer, sich von der Konkurrenz abzuheben." Ähnliches gab es dann in der Entscheidung: "Ich habe die ersten Schwünge von Felix gesehen und da war klar, dass er sehr schnell ist."

Er sei aber auch mit Platz zwei zufrieden, betonte Hirscher. Er wundere sich lediglich darüber, dass er gleich im steileren Starthang verloren hatte. "Dass ich heute im Flachen schneller war als im Steilen ist ein bissl eigenartig und wird hoffentlich kein Dauerzustand."

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