So steppt der tschechische Bär

Škoda macht seinen SUV Kodiaq in der neuen RS-Version zum schnellsten der Marke. Was der 240-PS-Dieselmotor wirklich kann, klärt dieser Test.

von Fahrtest - So steppt der tschechische Bär © Bild: Skoda Auto

Der PS-Wahn in der boomenden Liga der SUVs nimmt immer mehr und immer schneller Fahrt auf. Dabei können nicht einmal die Granden der Autoindustrie schlüssig erklären, warum so ein gedopter Geländewagen mehr Power haben muss als ein Sportcoupé, wo doch unter der Woche die berufstätige Mama die Kleinen im 500 PS starken Porsche Cayenne Turbo nur in den Kindergarten bringt und Papa am Wochenende dafür mit dem Alfa Stelvio Quadrifoglio (510 PS) ins Radar fährt. Da nimmt sich der neue Škoda Kodiaq RS inklusive seiner 240 Pferdestärken vergleichsweise bescheiden und behäbig aus - was er aber keineswegs ist.

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Schon das bisherige Spitzenmodell der Kodiaq- Familie, der TDI Sportline, war mit seinen 190 Pferdestärken kein müder Tscheche, aber der Neue, den das vRS-Emblem (victory Rallye Sport) am Heck als schnellsten Škoda aller Zeiten ausweist, kann eben alles noch ein Alzerl besser. Das fängt optisch an den speziell gestalteten Stoßfängern und dem neuen Felgendesign plus rot lackierten Bremssätteln an, setzt sich im Inneren an den in Alcantara und Carbon-Leder gehüllten Sportsitzen fort und endet natürlich beim Motor. Obwohl selbiger dem VW-Regal entnommen wurde und auch im VW Tiguan seinen Dienst versieht, ist es beachtlich, was Škoda aus dem Zweiliter-Vierzylinder-Diesel rauskitzelt. Zwei Turbolader sorgen dafür, dass das Erlebnis Beschleunigung wirklich eines wird. Nur: Aus dem Stand braucht der Motor ein bisschen, um den 1,8 Tonnen schweren Kodiaq in Bewegung zu setzen. Ein "na, so toll legt der auch nicht los" lag uns schon auf der Zunge, als die Post plötzlich abging.

Wenn der Kodiaq unter (Lade-)Druck steht, sprintet er in jedem Geschwindigkeitsbereich los, als wäre er auf der Flucht. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe macht dabei einen ordentlichen Job, aber manchmal ist es kein Fehler, wenn der Fahrer die Sache selbst in die Hand nimmt und per Paddles am Lenkrad schaltet. Schließlich hat ein Diesel, mag er noch so kräftig sein, ein überschaubar nutzbares Drehzahlband.

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Und dann kam die nächste, enge Kurve. Keine Angst, wenn man es nicht übertreibt und das DSG ein bis zwei Gänge runterschalten lässt, zeigen das (nicht zu) harte Fahrwerk und die Progressivlenkung, was sie können. Und man nimmt die Biegung gelassen wie ein Prager Taxler. Bleibt man zu lange am Gas, weil man ja den Kodiaq RS leicht mit einem Sportwagen verwechseln könnte, schiebt der Koloss über alle vier Räder und man hat - Allrad hin oder her -alle Hände zu tun, wieder in die Spur zu finden.

Auch in diesem Kodiaq ist, außer in der optionalen dritten Sitzreihe, Platz ohne Ende. Und das "Diesel Active Sound"-System lässt den Kodiaq kerniger als normale Diesel klingen. Höchstens.

Škoda Kodiaq 4x4 RS

Preis: € 55.590,-
Motor: 4 Zylinder, Turbodiesel, 1.968 ccm
Leistung: 240 PS (176 kW)
Spitze: 220 km/h
0-100: 7,2 Sek.
Verbrauch: 8,6 l/100 km
Emission: 228 g CO2/km
Fazit: Seine Rekordrunde auf der Nürburgring- Nordschleife ist mangels Vergleich nur Makulatur. Sauschnell ist der RS trotzdem und bequem und groß obendrein