Thomas Morgenstern tritt zurück

ÖSV-Adler beendet seine Karriere und geht als erfolgreichster Olympia-Teilnehmer

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Skispringen - Thomas Morgenstern tritt zurück

"Ich will euch nicht lange auf die Folter spannen. Ich werde meine Karriere beenden", verkündete Thomas Morgenstern vor versammelter Journalisten-Riege. "Es war kein einfacher, aber ein logischer Schritt. Wir haben alles daran gesetzt, im Sommer meiner Laufbahn Vertrauen zu schenken. Das ist mir in dieser Art und Weise nicht mehr gelungen. Deshalb war es an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen."

Eine ereignisreiche vergangene Saison mit zwei schweren Stürzen, vor allem jenem am 10. Jänner 2014 im Training auf der Flugschanze auf dem Kulm, hat ihn zum Abschied bewogen.

Olympia als letzter großer Meilenstein

Ein Sturz, dessen Nachwirkungen den Familienvater bis heute verfolgen. Doch die dritte Olympia-Teilnahme vor Augen gelang Morgenstern damals ein nicht für möglich gehaltenes Comeback: Nur fünf Wochen, nachdem er mit einem Schädel-Hirn-Trauma und einer Lungenquetschung auf der Intensivstation gelegen war, kämpfte sich Morgenstern noch einmal mit seinen Teamkollegen in die Schlagzeilen und holte die Silber-Medaille.

Nicht zuletzt beim Blick auf seine großartige Laufbahn fehlte wohl die letzte Motivation, sich der vorhandenen Angst, speziell vor großen Schanzen, noch einmal zu stellen. Eine Entscheidung hatte der 27-Jährige ursrprünglich für den Sommer angekündigt.

Das Positive aus dem Sturz mitgenommen

"Ich möchte, dass die positive Momente überwiegen, und das tut es auch im Moment. Ich habe aus jedem Sturz das Positive mitgenommen." Dazu passend, sprach Morgenstern die Rücktrittsworte ohne große Emotionen aus. Seinen größten Erfolg hob er hervor. "Der schönste Moment war Turin (Anm.: Doppel-Olympiasieger 2006). Nicht nur, weil ich Olympiasieger geworden bin, sondern das ganze Drumherum. Diese Momente werde ich vermissen."

Sentimental sei er bei der Anreise geworden, da habe er nachgedacht und realisiert, dass gewisse Momente nun für immer vorbei sind. "Ich werde zum Beispiel nie mehr wieder in Bischofshofen oben stehen und unten ist der Rauch von den bengalischen Feuern, die Fahnen, der Lärm und du kommst jetzt und führst nach dem ersten Durchgang. Diese Momente werde ich nie wieder erleben und das tut eigentlich weh. Ich trauere aber nicht nach, weil ich habe es erlebt und irgendwann kommt der Zeitpunkt."

Zukunft noch offen

"Ich freue mich auf den nächsten Lebensschritt und das, was kommt", blickte der Kärntner bereits nach vorne, ohne Details zu nennen. "Weil das Skispringen bis jetzt für mich vorrangig war, hat kein Plan B für mich gegolten. Ich werde das finden, was mir am meisten Spaß mach. Ich habe eine gute Basis, ich habe alle Möglichkeiten vor mir. Langweilig wird es mir nicht werden." "Es gibt viele Dinge, die ich machen kann."

"Unvorstellbar" ist für Morgenstern aktuell ein Trainerjob. Da würde er lieber mit Kindern arbeiten, vielleicht sich auch einmal in fernerer Zukunft als Co-Kommentator versuchen. Finanziell müsste Morgenstern eigentlich nichts mehr tun, gesteht er, doch das ist nicht sein Naturell.

Heinz Kuttin ahnte das Ende schon

ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin hatte den Entschluss des hinter dem Salzburger Felix Gottwald zweiterfolgreichsten österreichischen Olympia-Sportlers im Laufe des jüngsten Trainingscamps erfahren, aber schon geahnt. "Es ist in der Luft gelegen." ÖSV-Sportdirektor Ernst Vettori gab den von Morgenstern an alle in seinem Umkreis Beteiligten ausgesprochenen Dank gerne zurück. "Es war eine enorm tolle Zeit mit ihm. Er hat der Mannschaft einen positiven Stempel aufgedrückt."

Morgenstern holte drei Mal olympisches Gold (Einzel und Team 2006 Turin Großschanze, 2010 Vancouver Teambewerb) sowie ein Mal Silber (2014 Sotschi Teambewerb). Neben 11 WM-Medaillen, acht davon in Gold, und drei Triumphen bei der Skiflug-WM gewann der Red-Bull-Athlet auch einmal die Vierschafnzen-Tournee sowie zwei Mal den Gesamtweltcup.

Kommentare

Ein Springer mit Hirn. Gibt nicht so viele.

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