Der Beste aller Zeiten

Noch nie gewann ein Springer so viele Bewerbe wie Gregor Schlierenzauer

von Gregor Schlierenzauer in Harrachov © Bild: GEPA pictures/ Walter Luger

Schlierenzauer hatte sich für diese Saison fest vorgenommen, den Allzeit-Rekord zu knacken. Das hat ihn stets angetrieben. "Natürlich wollte ich die Bestmarke knacken, weil ich schon vor der Saison knapp dran war. Das hat mich eigentlich immer wieder motiviert, dass ich ständig weiterarbeite und Gas gebe", verriet der ÖSV-Star, der die neue alleinige Bestmarke auf den Tag genau 74 Monate nach seinem ersten Weltcupsieg am 3. Dezember 2006 in Lillehammer fixierte.

Druck von anderer Seite habe er nicht verspürt. "Druck habe ich mir wenn, dann nur selber gemacht", betonte Schlierenzauer. Der SV-Innsbruck-Bergisel-Athlet ist sich bewusst "etwas Einzigartiges" erreicht zu haben. "Solche Dinge kann man eh nicht planen, die passieren und es ist natürlich genial, dass ich der Glückliche sein darf. Momentan ist es schon extrem geil für mich", sagte ein hocherfreuter Schlierenzauer. "Richtig begreifen und genießen werde ich das alles aber erst in stillen Momenten", ergänzte der Hobby-Fotograf.

Keine Überraschung

Im Springer-Zirkus hatte man fest damit gerechnet, dass Schlierenzauer einen neuen Sieg-Rekord aufstellt. "Dass er den Rekord schafft ist klar, es wird vor allem interessant, wie schwer er es dem nächsten macht, den Rekord zu übertreffen", hatte Norwegens Trainer Alexander Stöckl schon nach der Tournee gesagt.

Für Schlierenzauer könnte aus einer Supersaison nun noch eine absolute Traumsaison werden. Die Vierschanzen-Tournee hat er zum zweiten Mal in seiner Karriere nach 2011/12 gewonnen, im Gesamt-Weltcup scheint ihm der zweite Triumph nach 2008/09 nicht mehr zu nehmen sein, hält er doch schon bei 1.200 Punkten und damit einem Vorsprung von 443 Zählern auf Anders Bardal. Die Revanche für das Vorjahr dürfte damit gelingen, wo er dem Norweger knapp (um 58 Punkte) den Vortritt hatte lassen müssen.

Saison-Highlight Weltmeisterschaft

Auch im Skiflug-Weltcup hat Schlierenzauer dank des Husarenstücks in Harrachov, "wo die Schanze kein Kindergeburtstag ist", momentan die Nase vorne. Der Slowene Robert Kranjec hat 70 Zähler Rückstand. Die Bewerbe in Oberstdorf (1) und Planica (2) stehen noch aus, da kann Schlierenzauer seine Bilanz von derzeit 13 Karriere-Siegen auf Flugschanzen weiter ausbauen. Mit der WM im Val di Fiemme (ab 20. Februar) steht ein weiteres Saison-Highlight bald vor der Türe, auch da gilt Österreichs Nummer eins als der große Gejagte.

Im weiteren Saisonverlauf könnte Österreichs "Superadler" noch weitere Rekorde brechen, in deren Besitz er allerdings schon jetzt ist. Acht Saisonsiege (in 17 Bewerben) hat Schlierenzauer geschafft, der Rekord in einer Saison steht bei 13 Erfolgen. Fast unmöglich ist es, den Weltcup-Punkterekord zu knacken. Der liegt bei 2.083 Punkten und wurde ebenfalls in der Saison 2008/09 von ihm aufgestellt. Darauf fehlen 883 Zähler, es stehen allerdings nur mehr neun Weltcup-Springen auf dem Programm, die er dafür also allesamt gewinnen müsste.

Olympia-Einzelgold fehlt noch

"Mir ist klar, dass es nicht immer so weiter gehen wird, aber ich bin einer, der von solchen Erfolgen sehr lange zehren kann", sagte Schlierenzauer. Unabhängig von der laufenden Saison hat der Tiroler ein ganz großes Ziel fest im Visier. In Sotschi 2014 soll eine Olympia-Einzel-Goldmedaille her, die fehlt ihm nämlich noch in seiner Titelsammlung.

"Er ist in den letzten Jahren so gereift, dass ihm sicherlich auch in Zukunft die Ziele nicht ausgehen werden", ist sich ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner sicher. Unter dem 42-jährigen Tiroler hat Schlierenzauer alle seine Siege gefeiert. "Ich bin sehr froh für den Gregor. Mit ihm hat ein würdiger Sportler den Rekord von Matti Nykänen übertroffen, der nicht nur sportlich die Grenzen sprengt, sondern auch menschlich wichtige Werte weitergibt", sagte Pointner. Der Weltcup wird am Samstag (Teambewerb) und Sonntag (Einzel) mit zwei Springen in Willingen fortgesetzt.

Kommentare