Ski-WM: Anna Fenninger jubelt
nach ihrem Riesentorlauf-Triumph

Gold-Medaille statt auf der "Pappen" - WM endet für ÖSV-Ausnahmesportlerin ideal

Nach dem Triumph im Riesentorlauf insgesamt drei Medaillen im Gepäck haben Anna Fenninger versüßt, dass sie zwischen Siegerehrung in Vail und dem Aufbruch zum Flughafen nur wenige Stunden Schlaf gefunden hat. Um vier Uhr früh Ortszeit war am Freitag Tagwache für den Heimflug über Washington und Wien nach Salzburg. Während die Teamkolleginnen am Valentinstag in Colorado um Slalommedaillen kämpfen, wird Fenninger bereits in Adnet gefeiert.

von Anna Fenninger mit Medaillen © Bild: ÖSV/ Spiess

Gold im Riesentorlauf sei nochmals eine Draufgabe zum Super-G gewesen, betonte eine überglückliche Anna Fenninger. "Es war immer eines meiner größten Ziele, auch einmal im Riesentorlauf (Gold, Anm.) zu gewinnen. Da war ich ja schon weit weg und habe mich wieder herangekämpft", sagte die Salzburgerin.

Fenninger war überzeugt: "Ich habe bei dieser WM alles richtig gemacht und überall das Maximum herausgeholt. Und zum Schluss habe ich nochmals beweisen, was ich drauf habe."

Beinahe auf der "Pappen" gelegen

Wie knapp Sieg und Niederlage beieinander liegen, musste sie während ihrer Fahrt erfahren: "Ich hab' verschnitten und bin auf der Kante hängen geblieben. Ich hab' geglaubt, dass ich gleich auf der 'Pappen' lieg'", meinte Fenninger angesichts ihres Beinahe-Sturzes, den sie aber akrobatisch verhinderte.

Nach diesem großen Fehler hab' ich versucht, mich voll nach unten zu kämpfen. Als ich dann im Ziel den Vorsprung gesehen habe, konnte ich es kaum glauben", sagte Österreichs zweifache "Sportlerin des Jahres". Wenig später verpackte sie ihre Schrecksekunde schon in einen Scherz: "Ich war so gut, dass ich sogar Pflug fahren konnte."

Cheftrainer Jürgen Kriechbaum wäre da fast das Herz stehen geblieben. Vor allem, weil unmittelbar davor die nach Lauf eins zweitplatzierte Michaela Kirchgasser weit zurückgefallen war. "Um ein Haar wären wir mit leeren Händen dagestanden", war Kriechbaum bewusst, wie knapp es gewesen war.

Ein Traum ging in Erfüllung

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel stellte sich bei der insgesamt achten Siegerehrung auf der Solaris-Plaza in Vail mit Wangenbussis für Fenninger ein, die Ehrengeschenke verteilte der ehemalige US-Skirennfahrer Steve Mahre. "Es ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist", sagte Fenninger nach der Hymne, bei der sie sichtlich mit ihren Gefühlen gekämpft hatte. "Ich kann noch immer nicht glauben, was passiert ist."

Anna Fenninger mit Peter Schröcksnadel
© ÖSV/Spiess Als Gratulant stets zur Stelle: Peter Schröcksnadel

Fenninger hat bei der WM 2015 bei vier Starts zwei Mal Gold (Super-G und Riesentorlauf) und ein Mal Silber (Abfahrt) gewonnen. Das dritte Gold in der Abfahrt verpasste sei um nur zwei Hundertstel, in der Kombination hatten ihr als Vierter 54 Hundertstel auf eine vierte Medaille gefehlt.

"Eigentlich tut mir alles weh"

Wie fordernd die WM ist, hat Fenninger am eigenen Körper verspürt. "Das Genick, das Kreuz, eigentlich tut mir alles weh, jetzt, wo der Körper loslässt", gestand sie lachend. Gewicht habe sie auch verloren. "In Stress-Situationen hat man automatisch weniger Appetit."

Mit 25 Jahren hat Fenninger das erreicht, was man ihr schon im Teenager-Alter als "neue Pröll" in die Schuhe geschoben hatte. Etwas, woran die "sensible" Salzburgerin fast zerbrochen wäre, hätte sie nicht ab 2010 ihre Karriere selbst in die Hand genommen.

"Was mir nicht alles vorhergesagt wurde. Das war wirklich eine schwierige Zeit", blickte sie in der Stunde des großen Erfolgs noch ein Mal zurück. Heute ist die Fahrerin mit dem Geparden-Helm sehr gefestigt in dem, was sie tut. "Das jetzt sind die Früchte der Arbeit seit vielen Jahren und nicht, weil ich als talentiertes Mädel mit 16 alles gewonnen habe. Dass ich das geschafft habe, macht die Leistung nur umso größer."

Keine Zeit, Erfolge zu verarbeiten

Sickern lassen konnte Fenninger die Erfolge nicht wirklich, denn schon um vier Uhr früh brach die neue Doppelweltmeisterin zum Trip zurück nach Hause auf. Den Valentinstag wird die Salzburgerin damit schon daheim verbringen.

Dort wird sie ab 14.00 Uhr in ihrer Salzburger Heimatgemeinde Adnet (Bezirk Hallein) feierlich empfangen. Das von der Gemeinde organisierte Fest findet am Dorfplatz in lockerer Atmosphäre statt, wie Bürgermeister Wolfgang Auer auf Anfrage der APA am Freitag erklärte.

Valentins-Empfang der Heimatgemeinde

Die Freude in Adnet über Fenningers drei Medaillen - zwei Mal Gold und ein Mal Silber - ist groß. Um die Erfolge in Beaver Creek noch einmal Revue passieren zu lassen, wurde auf dem Dorfplatz ein rund acht Meter hoher Schneehügel mit einem Starthaus errichtet. Auf die symbolische Rennstrecke führt ein spezieller Lift, angetrieben mit "Menschenkraft", der die Medaillengewinnerin und die Ehrengäste auf die Spitze des kleinen Berges bringt. Dort dürfen sie auf einem großen Sofa Platz nehmen.

"Runter fahren müssen sie dann selber", schmunzelte der Bürgermeister, der morgen in die Rolle des Moderators schlüpft. Er wird mit Gemeindebürgerin Julia Wenger die erfolgreiche Skirennläuferin und die Gäste interviewen. Eingeladen sind unter anderem Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und der Präsident des Landesskiverbands, Bartl Gensbichler.

Fenninger erhält von der Gemeinde ein "traditionelles" Geschenk, für die musikalische Umrahmung des Festes sorgt die örtliche "Steinhauer-Musikkapelle". "Der Empfang wird locker und einfach, so wie Anna eben ist", kündigte der Ortschef an.

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