Abbruch nach schwerem Kröll-Sturz

Steirer musste mit Hubschrauber geborgen werden. Super-G wird nicht gewertet.

Der Super-G der Herren beim Weltcup-Finale in Lenzerheide wurde nach einem schweren Sturz von Klaus Kröll abgebrochen. Der Steirer musste mit dem Hubschrauber geborgen werden. Bei seinem Sturz hat der 32-Jährige einen Bruch des linken Oberarms mit Beteiligung des Oberarmkopfes erlitten. Das ergab die Untersuchung im Kantonsspital Graubünden in Chur, wo Kröll noch am Donnerstagnachmittag operiert werden soll, wie der Österreichische Skiverband mitteilte.

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    Schwerer Sturz von Klaus Kröll

    Der Steirer übersieht im Super-G bei schlechter Sicht eine Welle, hebt ab und landet spektakulär im Zaun.

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    Schwerer Sturz von Klaus Kröll

    Nach dem Crash des Steirers wurde der fragwürdige Super-G bei Weltcupfinale in Lenzerheide abgebrochen.

Waren die Abfahrten am Mittwoch nach stundenlanger Verschiebung wegen Nebels schussendlich abgesagt worden, so hatte es den Anschein, dass man den Super-G unbedingt durchbringen wollte. Und unrühmlicher hätten die Speedbewerbe in diesem Winter nicht zu Ende gehen können. Wegen Neuschnee und schlechter Sicht war das Herrenrennen zunächst von 9.30 Uhr auf 13.00 Uhr verschoben worden, doch nach dem mit Nummer eins gestarteten Vizeweltmeister Gauthier De Tessieres gab es die erste Unterbrechung. "Es ist ein bisschen zu gefährlich wegen des Windes", hatte der Franzose verlauten lassen.

Was danach am Start passierte, sorgte im Nachhinein für Verwunderung, Verärgerung und auch Entsetzen. Die Jury hatte sich an Athletensprecher Ted Ligety (USA) gewandt, der die Rennläufer befragte, ob sie fahren wollen. Wie genau diese Abstimmung ausging, ist nicht ganz klar - nach einem 5:5 bei der Trainer-Befragung soll es sich um ein 6:4 unter den Athleten gehandelt haben. Prinzipiell lautete der Tenor aber, wenn es sicher ist, wolle man fahren.

Nach 35 Minuten wurde das Rennen fortgesetzt. Kröll ging mit Startnummer zehn ins Rennen, kam bei der Landung nach einer Kuppe in den weichen Schnee und krachte ins Netz. Er musste mit dem Helikopter geborgen werden.

ÖSV zieht Läufer ab
Das österreichische Team beschloss während der Unterbrechung, dass es die Nennung zurückzieht und keinen Läufer mehr ins Rennen schickt. "Die Sicht ist schlechter geworden, der Wind ist stärker geworden - und wechselhaft, so dass die Athleten das Tempo nicht kontrollierten konnten. Obwohl es nicht allzu schnell war, aber gerade bei den kritischen Sprüngen war es problematisch", erläuterte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum.

Auch er hatte am Funk mitbekommen, dass die Jury die Läufer befragen ließ. "Das hat keiner glauben können, dass so eine Frage gestellt wird. Das habe ich in 36 Jahren noch nicht erlebt, dass man eine Entscheidung so wegschiebt. Es gibt eine Jury, die entscheidet, ob die Sicherheit gewährleistet ist oder nicht. Wenn gestartet wird, wird gestartet. Wer nicht starten will, startet nicht", empörte sich Pum.

Worum es ausschließlich gehe, sei die Sicherheit der Athleten. "Wenn du Athleten fragst, tut jeder was anderes." Normalerweise würde in Lenzerheide von der Organisation her alles funktionieren. "Aber die Erstversorgung von Klaus hat nicht gepasst. Das hat zu lange gedauert", betonte Pum.

Gefährliche Stelle war bekannt
Auch die Stelle, an der Kröll stürzte, sei bei der Besichtigung schon besonders ins Auge gestochen ("Nase" auf der Kuppe) und erst auf Begehr der Österreicher noch einmal speziell mit blauer Farbe markiert worden. Allerdings erst nach der Fahrt von De Tessieres. Speed-Chef Burkhard Schaffer hatte seinen Läufern vorher deshalb sogar schon gesagt, er stelle sich etwas oberhalb hin, damit sie wissen, wann diese Passage komme.

Hirscher war "brutal grantig, weil die Gesundheit von den Athleten aufs Spiel gesetzt worden ist". Die Sicherheit sei nicht mehr gewährleistet gewesen, und mehr Routine als Kröll könne man nicht haben. Zum Gesamtweltcup meinte er: "Es schaut sehr gut aus, aber das relativiert sich auch ein bisserl, wenn man sieht, was dem 'Krölli' passiert ist. Dass beim letzten Rennen so etwas passiert, das ist ein Scheiß, das steht sich überhaupt nicht dafür", sagte der 24-Jährige, der zunächst absolut keine Freude für die wohl wahrscheinliche große Kugel empfinden konnte.

Läufer können nicht entscheiden
"Der Wind ist gegangen, geschneit hat es gescheit, gut, dass sie es abgesagt haben", erklärte Max Franz. Zur Situation nach der Fahrt von De Tessieres meinte er: "Sie haben die Trainer und Läufer gefragt. Die Meinung in der Hütte war: Wenn es sicher und fair ist, fahren wir, sonst nicht. Aber das können wir nicht entscheiden. Dann haben sie zwei Vorläufer runtergeschickt, und anscheinend war es dann sicher und fair", meinte der Kärntner.

"Ich bin mit gemischten Gefühlen gestartet und froh, dass ich gesund im Ziel bin. Dass die Stelle, wo es den Klaus erwischt hat, problematisch ist, war mir bewusst. Da konnte man nicht auf Zug fahren, sondern musste abbremsen. Traurig ist, dass sich immer erst jemand wehtun muss, bis reagiert wird. Es geht um unser Leben und unsere Gesundheit", sagte der Südtiroler Christof Innerhofer. Er erzählte auch, dass die Läufer aufgefordert waren, die Fahrt von De Tessieres anzuschauen, dann werde eine Entscheidung getroffen. "Danach hat uns aber keiner mehr gefragt."

Kritik von Ivica Kostelic
Auch Ivica Kostelic kritisierte das Vorgehen: "Die Bedingungen sind nicht gleich für alle, damit ist es nicht fair. Ich habe am Start gehört, sechs Trainer waren für einen Start, vier dagegen", erklärte der Kroate. "Es ist extrem wechselhaft gewesen, der Wind hat oben extrem geweht, dazu noch der Licht-Schatten-Wechsel, der wohl auch Klaus zum Verhängnis geworden sein dürfte", glaubte Romed Baumann. "Der Klaus ist schon ein sehr guter Skifahrer. Und wenn es ihn so erwischt, dann muss man sich schon fragen. Er ist bei der Stelle fünf Meter weiter gesprungen, als wir geglaubt haben, er hatte keinen Platz zum Reagieren."

Hirscher holt Gesamtweltcup
Fast zur Randnotiz verkommt dadurch, das Marcel Hirscher seinen zweiten Weltcup-Gesamtsieg geholt hat. Der Salzburger liegt vor dem Riesentorlauf und Slalom 149 Punkte vor dem Norweger Aksel Lund Svindal, der seinen Slalom-Start und damit auch die letzte theoretische Chance bereits abgesagt hat. Als Super-G-Disziplinsieger stand Svindal bereits fest.

Im Anschluss an das Herrenrennen wurde auch der Damenbewerb abgesagt. Die US-Amerikanerin Julia Mancuso hätte der führenden Slowenin Tina Maze das Kristall noch streitig machen können, sie lag 55 Zähler zurück. So aber ging die dritte Kugel in dieser Saison nach jener für den Gesamtweltcup und jener für den Riesentorlauf an Maze.

Kommentare

giuseppeverdi melden

Ich weiß, dass hier gleich der große Meinungssturm losbrechen wird aber ich halte mich trotzdem nicht mit meiner Meinung hinter dem Berg: Wenn sich jemand nur mit einem Rennanzug bekleidet mit 160 km/h über eine Schipiste hinunterstürzt, dann wünsche ich ihm, dass er unten gesund ankommt und dass er eine Million Euro für dies Fahrt bekommen soll. Wenn es ihm aber so "aufbaut", dass er schwer....

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...verletzt oder gar tot ist, dann falle ich deswegen nicht in Ohmacht und weine auch nicht. Der Mann weiß was er da tut und was er riskiert. Er macht es nicht zuletzt um diese "Million" und Ruhm zu ernten und er macht es nicht für Österreich, sondern wird nur von der Presse für Österreich vereinnahmt. Er muss bei solchen Bedingungen nicht fahren. Macht er es doch dann alles Gute. Im anderen....

giuseppeverdi melden

... Falle ist er mir völlig wurscht oder hat hier jemand Mitleid mit mir, wenn ich bei schneebedeckter Fahrbahn mit meinem Auto mit 160 auf der Autobahn dahindonnere und es mich "aufstellt" und ich tot bin? Ich denke nein und die nation wird auch nicht in Ohnmacht fallen. Na dann sind wir ja einer Meinung!

Diese Vollidioten,präpotent und arrogant, gehören weg! Schon an der Verletzung von Vonn waren sie schuldig und machen die gleiche Scheisse wieder. Das ist kriminell!!!

wie kann man so ein Rennen überhaupt starten. Die Verantwortlichen
gehören dafür eigentlich bestraft. Sie schicken Rennläufer auf eine
Piste (Sturm usw.) wo es zu Stürzen kommen muss und die Renn-
läufer sich schwer verletzen.

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