Kriechmayr will mehr Siege -
"In Linz kennt mich keiner"

Nach Beaver Creek: "Hat keine Feier gegeben"

Das Etikett des ewigen Geheimfavoriten will ÖSV-Speed-Ass Vincent Kriechmayr bald komplett abgestreift haben. Nach seinem Premierensieg in Beaver Creek geht es für den Oberösterreicher nun darum, den Erfolg zu bestätigen. "Das war jetzt einmal der erste Schritt", sagte der Ski-Rennläufer. Derzeit genieße Kriechmayr noch weitgehende Anonymität. "In Linz kennt mich keiner", gestand er.

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Ski Alpin - Kriechmayr will mehr Siege -
"In Linz kennt mich keiner"

Seine Ansage im Mannschaftshotel der Österreicher in Wolkenstein kam etwas überraschend. Denn der Modellathlet aus Gramatstetten ist schon seit ein paar Jahren der einzige Oberösterreicher in der Weltspitze. "Ich habe ein Rennen gewonnen, da muss man schon auf dem Boden bleiben. Beim Marcel (Hirscher/Anm.) ist das was anderes. Wenn der auf der Straße geht, hat er keine Ruhe mehr", zeigt er sich selbst aber nicht verwundert.

Am 1. Dezember war es, als Kriechmayr erstmals ganz oben auf dem Podest stehen durfte. Im Super-G von Beaver Creek setzte er sich vor Kjetil Jansrud und Hannes Reichelt durch. "Das war sicher ein Ziel, dass ich das einmal zusammenbringe. Ich habe eh lange genug gebraucht", sagte der 26-Jährige.

»Das war auf der To-do-Liste einmal ein Hakerl, aber ich möchte natürlich mehr Erfolge feiern«

Der Sieg soll aber definitiv nur die Initialzündung gewesen sein. "Das war auf der To-do-Liste einmal ein Hakerl, aber ich möchte natürlich mehr Erfolge feiern", stellte er klar. Einer der nächsten Punkte auf der Liste ist der erste Abfahrtssieg, "weil sonst kannst du dich nicht echter Abfahrer nennen".

Sein Umfeld ist da möglicherweise ähnlich gepolt. Vielleicht auch im Vertrauen darauf, dass noch mehr Siege kommen werden, wurde bei seiner Heimkehr aus Nordamerika auf eine ausgelassene Party verzichtet. "Es hat keine Feier gegeben. Natürlich haben sich meine Leute daheim gefreut, und wir haben kurz angestoßen. Aber mehr nicht", verriet Kriechmayr.

Warum ist der Knoten nicht früher geplatzt?

Warum der Knoten nicht schon früher geplatzt ist, habe mehrere Gründe. "Ich habe jetzt das Nötige gelernt, damit ich einmal vorne dabei bin. Dass man nicht so verbissen sein darf und dass man immer ein bisschen locker an die Sache herangehen soll. Ich bin jetzt nicht mehr so verkrampft, wie es vielleicht die letzten Jahre war", erklärte er.

Auch technisch sei über den Sommer einiges weitergegangen. "Letztes Jahr war ich ein bisschen schlampig, da habe ich so viele Fehler gemacht. Da bin ich oft mit dem Schwerpunkt ein bisschen reingefallen, dann ist der Ski wieder weggegangen. Zurzeit fahre ich eigentlich einen recht sauberen Schwung", meinte Kriechmayr. "Natürlich ist es auch so, dass ich bei schnellen langgezogenen Kurven nie vorne dabei war, und ich bin jetzt kein Wundergleiter. Da habe ich den Hebel angesetzt."

»Ich habe bei der Mausefalle weniger Respekt als bei den Kamelbuckeln«

Speziell in Gröden, wo Feingefühl grundsätzlich gefragt ist, könnte ihm das zugutekommen. Der berühmteste Sprung der Saslong verlange hingegen vor allem Überwindung. "Ich muss sagen, die Kamelbuckel sind für mich die schwierigste Passage im Weltcup", bekannte Kriechmayr. "Ich habe bei der Mausefalle weniger Respekt als bei den Kamelbuckeln, weil wenn du beim Tempo einen Fehler machst bei dem Luftstand..."

Mit ein paar Siegen bei den Speed-Klassikern in Europa würde es jedenfalls schnell auch mit dem Bekanntheitsgrad klappen. "Sicher wäre es schön, wenn sie mich in Linz kennen", sagte Kriechmayr. "Ich hoffe, dass es am Ende der Karriere so ist, weil dann habe ich entweder viel erreicht oder war ein Riesen-Fetzenschädel."

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