Hirschers Karriere:
Kein Ziel vor Augen

Hirscher will nach "verrückter" Saison bald entscheiden

Nach all den großen Erfolgen, die Marcel Hirscher diese Saison gefeiert hat, bleibt nur noch eine Frage offen: Wie geht es nun weiter?

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Ski-Superstar Marcel Hirscher hat bei seinem letzten öffentlichen Auftritt für längere Zeit ein weiteres Mal Bilanz über seinen erneuten Erfolgswinter gezogen. Eine Entscheidung, ob er seine Karriere überhaupt fortsetzt, weitermacht wie bisher oder mehr Speedrennen bestreiten wird, ist noch offen, soll aber bald fallen, sagte Hirscher am Mittwoch in Wien.

»Ich bemühe mich, dass ich so früh als möglich eine Entscheidungsfindung herkriege"«

"Ehestmöglich, weil das schulde ich meinem Team und meinen Partnern. Dementsprechend bemühe ich mich, dass ich so früh als möglich eine Entscheidungsfindung herkriege", meinte Hirscher bei einem Pressetermin seines Hauptsponsors Raiffeisen auf die Frage, bis wann er seine Zukunft klären wolle. Die Tendenz gehe momentan Richtung weitermachen wie bisher, also Konzentration auf Riesentorlauf und Slalom. Entschieden sei aber noch nichts, sagte Hirscher.

Keine Karriereziele

Klar definierte Ziele für eine mögliche Karrierefortsetzung habe er nicht. "Das ergibt sich in der Saison, welche Möglichkeiten man hat. Das jetzt rauszuposaunen, ist nicht so meines", so Hirscher, der sich nach wie vor sehr motiviert zeigt. "Weil es mir Spaß macht, Rennfahren ist eine super Sache, das merkt man auch, dass mir Rennfahren extrem taugt."

Beste Saison

Im abgelaufenen Winter hat der Salzburger mit 13 Weltcupsiegen, den Kristallkugeln für den siebenten Gesamtsieg sowie die Riesentorlauf- und Slalomwertungen und zwei Olympia-Goldmedaillen seine bisher beste Saison abgeliefert. Rückblickend sprach der 29-Jährige angesichts seiner Knöchelverletzung im Herbst und dem grandiosen Ausgang von einem unglaublichen Winter.

»Die Saison hat verrückt angefangen, so verrückt hat sie eigentlich aufgehört.«

"Die Saison hat verrückt angefangen, so verrückt hat sie eigentlich aufgehört. Die Reha war das Schwierigste, das hat schon länger gedauert als erhofft, das war eine Geduldprobe wie ich sie noch nicht gekannt habe. Diesmal war es eine andere Situation, ich habe schwer zu kämpfen gehabt, dass ich mich in Geduld übe. Das war die schwerste Situation der Saison." Mittlerweile sei die Verletzung aber gut ausgeheilt, bereite ihm beim Skifahren schon lange keine Schmerzen mehr, dennoch müsse man weiter therapeutisch arbeiten, erläuterte der Annaberger.

Hirscher sieht trotz Erfolge Verbesserungspotenzial

Trotz seiner Seriensiege ortet der Doppelolympiasieger weiterhin Verbesserungspotenzial. "Es ist schon so, dass man noch Optimierungsmöglichkeiten hat, das ist keine Frage. Wo man sehr viel Optimierungsbedarf hat, ist die Quartierwahl und die Ernährung über die lange Saison." Seine Ausrüstung habe jedenfalls viel zum Erfolgslauf beigetragen. Er habe unfassbar gutes Material und Setup gehabt, bekräftigte Hirscher. Das sei nicht selbstverständlich, denn durch die Materialumstellung im Riesentorlauf habe es auch Verlierer gegeben.

» Das ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, da kommen solche Verwirrungen heraus.«

Seine zuletzt widersprüchlichen Aussagen über die Speedpläne erklärte er mit seiner eigenen Ungewissheit über diese. "Heute würde ich sagen: Keine Zeit, keine Energie mehr für das. Morgen ausgeschlafen, würde ich sagen: 'Gehen wir es an.' Das ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, da kommen solche Verwirrungen heraus. Momentan geht es hin oder her."

Positive Veränderungen

Auf seine Persönlichkeitsentwicklung angesprochen verwies Hirscher darauf, dass es nach schwierigeren Phasen seit einigen Saisonen leichter laufe. "Für mich ist es kein Geheimnis, dass das einen Menschen prägt und verändert, Veränderung ist auch etwas Positives auf jeden Fall. Ich habe viel lernen dürfen und müssen, und das recht schnell."

Skiurlaub geplant

Trotz seiner Erschöpfung nach dem harten Winter wird Hirscher auch in der nächsten Woche die Ski anschnallen. Er fliegt am Donnerstag mit Freunden zum Heli-Skiing nach Kanada. Für ihn ist das kein Widerspruch. "Weil ich in meinem Urlaub erst einmal Skiurlaub gemacht habe, das ist ziemlich wenig. Das war vor drei Jahren auch Heliskiing. Das ist die einzige Begründung."

»Ich möchte das Skifahren stressfrei und ohne an Hundertstel gemessen zu werden, einfach genießen«

Ausschließlich Entspannung sucht er aber auch im Pulverschnee nicht. "Ich möchte das Skifahren stressfrei und ohne an Hundertstel gemessen zu werden, einfach genießen. Wenn man das auf die Spitze treiben will, was ich natürlich mache, werde ich von neun in der Früh bis zum finster werden möglichst viele Höhenmeter machen."

Vertragsverlängerungen unter Dach und Fach

Seine auslaufenden Verträge mit Raiffeisen und Ausrüster Atomic dürften wohl demnächst verlängert werden. Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten, betonten Hirscher, Raiffeisen-Marketingchef Leodegar Pruschak und ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel unisono. "Das ist mehr oder weniger beides unter Dach und Fach", sagte Hirscher.

Die Frage nach der angepeilten Vertragslänge beantwortete er mit einem Kopfschütteln. Pruschak will die Zusammenarbeit mit dem Superstar natürlich fortsetzen und bezeichnete die abgelaufene Saison als "Sportmärchen". Hirschers sportliche Erfolge, seine Imagewerte und Werbewirksamkeits-Testergebnisse seien sensationell.