Hirscher denkt nicht
daran, der Beste zu sein

Nach einem erfolgreichen Wochenende für Marcel Hirscher, lässt der Ski-Star die Frage nach seinem Karriereende offen.

von Ski alpin - Hirscher denkt nicht
daran, der Beste zu sein © Bild: Jure Makovec / AFP

Das am Sonntag vorzeitig entschiedene Duell zwischen Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen um die Gesamtwertung im alpinen Skiweltcup ist eines auf dem obersten Level gewesen. Zwar fuhr der 29-jährige Salzburger seine Siege oft mit recht deutlichem Vorsprung heraus - wie auch am Wochenende in Kranjska Gora -, so wurde er aber auch vom 23-jährigen Norweger zu Höchstleistungen gepusht.

Hirscher hält im Weltcup in 18 Saisonrennen nun bei zwölf Siegen (7 Slaloms, 5 Riesentorläufe), war einmal Zweiter und zweimal Dritter. Dazu kamen zwei fünfte Plätze (in City Events) und ein 17. Rang im ersten Rennen nach dem Knöchelbruch beim Auftakt im Levi-Slalom. Kristoffersen war bei den exakt gleichen 18 Rennen mit dabei - beide starteten nicht in Kombination, Super-G und Abfahrt. Die Bilanz des Norwegers: ein Sieg (Slalom Kitzbühel), zehn zweite und drei dritte Ränge. Dazu ein vierter, ein fünfter und zwei neunte Ränge.

Das Duell Hirscher vs. Kristoffersen

Im Riesentorlauf sind es daher nur 125 Punkte, die Hirscher vor Kristoffersen liegt, im Slalom 164, in der Gesamtwertung 289. Alle drei Wertungen gingen daher vorzeitig an den Österreicher. "Im Moment ist er besser, deshalb ist es auch okay, wenn er die Kugeln gewinnt", musste auch Kristoffersen anerkennen.

Dass er soeben zum siebenten Mal den Gesamtweltcup gewonnen hat, darüber werde er sich erst am Montag so richtig freuen können, zu sehr sei er in der normalen Routine drinnen, zu sehr sei er Profi, erzählte Hirscher am Sonntag. Große Begeisterung zeigte er am Fuße des Podkoren indes für den zweiten Slalomdurchgang. "Ich wusste, dass Henrik wieder einmal führt, er pusht mich wirklich extrem."

»Wenn ich fähig bin, Rennen zu gewinnen, dann will ich die Chance auch nützen«

Der zweite Durchgang des Torlaufes in Kranjska Gora und zwei Technikbewerbe beim Finale in Aare waren zu diesem Zeitpunkt noch für die große Kugel relevant. 31 Punkte fehlten Hirscher also noch auf den Gewinn des Gesamtweltcups. "Ich wusste, ich habe nun drei Chancen, diese Punkte zu machen. Dann ist es rechnerisch nicht mehr möglich, den Gesamtweltcup zu verlieren. Ich wusste: okay, versuch es, gib hundert Prozent."

Mit 1,22 Sekunden Vorsprung auf Kristoffersen wurde es abermals ein deutlicher Triumph. "Wenn ich fähig bin, Rennen zu gewinnen, dann will ich die Chance auch nützen. Und wenn du es dann auch hinbekommst, ist das wunderbar. Aber besser, es versucht zu haben, als nach einer Halbzeitführung dann ohne Fehler Sechster zu werden. Das wäre enttäuschend. Das ist das Faszinierende an Skirennen, dass es fast keine Taktik gibt."

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Es war seit langem die erste Saison, in der Hirscher ohne Punkterechnerei im Kopf drauf los gefahren war. Nach einem Knöchelbruch im vergangenen August startete er mit viel Trainingsrückstand und ohne Erwartungen in den Winter, fuhr auf Siege anstatt auf Zähler. Freilich hätte er auf diesen Knöchelbruch trotzdem gern verzichtet.

»Kann mir nicht vorstellen, dass ich dann irgendwann mit der Bierwampen hier hocke«

"Man kann es jetzt auch übertreiben und sagen, was wäre erst gewesen, wenn ich mir nicht den Fuß gebrochen hätte. Man kann es aber auch anders spielen und sagen, hätte ich ohne auch so viel Motivation aufgebracht für die Saison? Das sind alles Fragen, die wir nicht beantworten können. Aber gut ist es so, wie es jetzt gerade ist." Nachsatz: "Ich werde mir jetzt nicht im Herbst mit dem Hammer auf den Knöchel draufhauen." Thema ist allerdings, die Sommerpause zu verlängern, mit der Vorbereitung später zu beginnen - so er die Karriere fortsetzt.

Hirscher lässt sich das offen, garantiert aber auch: "Trainieren werde ich sowieso. Ob ich nächstes Jahr weiterfahre oder nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dann irgendwann mit der Bierwampen hier hocke." Hirscher ist überzeugt, dass es auch für ihn beim Skifahren noch besser gehe. "Der Tag, an dem du glaubst, du bist der Beste ...", das komme bei ihm nicht vor.

Antrieb ist für ihn die Freude am Skifahren, der Spaß am Wettstreit selbst. "Wenn man mitfahren kann um einen Sieg, ist das schon Motivation genug. Leute melden sich ja auch bei Hobby-Wettkämpfen an. Sonst fahre ich halt bei Autorennen mit, oder im Motocross-Hobbycup. Da habe ich auch wieder einen Wettkampf. Es läuft wahrscheinlich eh immer bei mir auf das Gleiche hinaus."

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