Ski alpin: Knifflige Olympia-Nominierung bei ÖSV-Damen

Nach ÖOC-Deadline noch 7 Weltcuprennen - Kriechbaum hofft auf Quote 12:10, weil wenig "Vielfahrerinnen"

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Im Gegensatz zu 2014, als man "nur" neun Damen nominierte, weil in Sotschi einige Läuferinnen mehrere Disziplinen abdeckten und am Ende sogar nur acht starteten, hat man aktuell eine Situation wie vor der WM 2017. In St. Moritz wurden vom ÖSV mehr Damen als Herren aufgeboten, allerdings haben im Gegensatz zu Olympia bei einer FIS-WM die Titelverteidiger zusätzliche Fix-Startplätze.

Für Südkorea hofft Kriechbaum auf ein Verhältnis von 12:10. "Das wäre zumindest mein aktueller Wunsch. Wir haben einfach nicht so viele Läuferinnen, die mehrere Disziplinen fahren. Das macht es zusätzlich sehr schwer, weil ja bei Olympia sechs Bewerbe zu bestreiten sind. Eine höhere Damen-Quote wie zuletzt in St. Moritz wäre also hilfreich."

Deshalb will der ÖSV rund um die Olympia-Nominierungstermine "Lücken" ausnützen. "Wir werden schauen, dass wir bei den Damen Kronplatz (23.1., Anm.) und eventuell das erste Rennen in Lenzerheide noch dazu nehmen", sagte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum zur APA. Ähnliches gelte auch für den Schladming-Slalom der Herren. Internationaler Nennschluss beim Organisationskomitee der Südkorea-Spiele ist ohnehin erst der 28. Jänner.

Die eklatant hohe Zahl an Damenrennen nach der Olympia-"Deadline" bereitet Kriechbaum deshalb noch keine schlaflosen Nächte. "Aber sieben Rennen sind schon viel, das sind fast 20 Prozent des Weltcups", rechnete er vor.

Vor dem Nachtslalom in Flachau wollte Kriechbaum noch keine spekulative Olympia-Aufstellung vorlegen. "Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass eine Stephanie Brunner, eine Bernadette Schild, Anna Veith und Conny Hütter starten werden und Nicole Schmidhofer große Chancen hat", legte er sich zumindest bei fünf seiner Damen schon fest.

Die Chance auf ein Podest sei natürlich auch bei Olympia das erste objektive Entscheidungskriterium. Dazu gebe es Läuferinnen, die das Potenzial hätten, zu überraschen, verwies der Chef etwa auf eine Ricarda Haaser.

Auch auf Tamara Tippler, Ramona Siebenhofer oder Christine Scheyer kommen entscheidende Wochen zu, stehen nun doch in Bad Kleinkirchheim und Cortina d'Ampezzo gleich fünf Speedrennen auf dem Programm. "Wir werden sicher nicht sechs Speedläuferinnen zu Olympia mitnehmen können. Eher nur eine auf Reserve", ist Kriechbaum überzeugt.

Bei Michaela Kirchgasser kann man hingegen davon ausgehen, dass die Fitness für eine Nominierung ausreicht. Die 32-jährige WM-Dritte aus Salzburg ist trotz ihrer aktuellen Kniebeschwerden Medaillen-Kandidatin in der Kombination.

Ein Sonderfall ist Eva-Maria Brem. Die einstige Riesentorlauf-Kugelgewinnerin hat ihr Weltcup-Comeback nach dem zweiten Schien- und Wadenbeinbruch unterbrochen, um Selbstvertrauen zu tanken. "Bei ihr ist der Aspekt Olympia im Moment nicht so entscheidend. Es geht vielmehr darum, dass sie zu einer ordentlichen Rennperformance kommt", erklärte Kriechbaum.

Die Tirolerin habe natürlich als Ex-Siegerin einen gewissen Bonus. "Es ist ja die Disziplin, in der wir am ehesten nachhinken. Aber letztlich zählt auch hier vor allem die Leistung und die Chance aufs Podium."

Man hoffe daher, dass es bei Brem noch rechtzeitig "Klick" mache. "Vor Lienz hat der Turnaround bei ihr ganz gut ausgeschaut. Dann war aber die Enttäuschung riesengroß", erklärte der Damenchef, warum die Tirolerin danach auf Kranjska Gora verzichtet hat.

Nun heiße es bei Brem weiterzuarbeiten, um wie etwa Anna Veith wieder zur alten Klasse zurückkehren zu können. "Da spielen aber viele Dinge hinein. Auch die Bereitschaft, auch auf einer ruppigen Piste extreme Innenlagen zu fahren und Risiko einzugehen", so Kriechbaum. "Respekt abzubauen kann man aber nicht erzwingen."

Dass die Alpin-Damen ihr Olympiaprogramm mit den technischen Rennen beginnen, könnte auch eine Rolle spielen. "Für jene, die vorhaben, in drei oder vier Disziplinen zu starten, ist das sicher ein gewisser Vorteil, weil die Vorbereitungen in den technischen Disziplinen nicht gestört wird. Für Mikaela Shiffrin ist es also sogar ein riesengroßer Vorteil", ist Kriechbaum überzeugt.

Für die Läuferinnen im eigenen Lager, die nicht im Speed, aber dann am Ende im Teambewerb starten könnten, werde es hingegen "nicht wirklich lustig". "Sie hätten dann praktisch eine zehntägige Olympia-Pause."

Zunächst zählen aber ohnehin die kommenden Rennergebnisse sowie die Olympia-Quote. "Ich wünschte, aus einer Position der Stärke agieren zu können. Das ist aber im Moment sicher nicht der Fall", so Kriechbaum. "Wir müssen also abwarten, wie stark die Herren sind und wie viele Plätze sie brauchen."

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