Zwei-Kassen-System

Skandal um Wiener Tennisverband: Mitarbeiterin packt bei Polizei aus

Im Skandal um den Wiener Tennisverband hat nun eine Mitarbeiterin bei der Polizei ausgepackt. Das Geld für seinen Verbands-Porsche überwies Präsident Sterba eigenhändig - allerdings vom Verbandskonto.

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Sportaffäre - Zwei-Kassen-System

Beim Österreichischen Tennisverband (ÖTV) schrillen die Alarmglocken: "Die Causa kommt -gerade nach Olympia und mitten in der Diskussion um die neue Sportförderung -zu einer Unzeit", klagt Geschäftsführer Thomas Hammerl. Die "Causa", das sind schwere Vorwürfe gegen den jahrzehntelangen Präsidenten des Wiener Tennisverbands (WTV), Franz Sterba, und zwei weitere Wiener Funktionäre. In einer Strafanzeige hatten fünf Mitgliedsvereine zahlreiche Verdachtsmomente auf den Tisch gelegt, unter anderem, dass Sterba einen Porsche 911 fährt, für den der WTV bezahlt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue.

"Aus unserer Sicht gilt für Franz Sterba die Unschuldsvermutung - wir hoffen, dass er bei den Behörden alles aufklären wird", sagt Hammerl. Er ergänzt: "Der WTV ist laut Statuten in jedem Fall gemeinnützig, und ob der Präsident des WTV tatsächlich einen Porsche auf Kosten des Verbands gefahren ist, ist nicht bewiesen und wird von Franz Sterba aufgeklärt werden." Was Hammerl wohl nicht kennt, ist jedoch die Zeugenaussage einer langjährigen WTV-Mitarbeiterin bei der Polizei. News liegt das Protokoll exklusiv vor. Und darin spielt auch das Thema Autos auf Verbandskosten eine wichtige Rolle.

"Zahlungen ohne Rechnung"

"Ich weiß, dass Dr. Sterba mit dem Porsche und mit dem Audi gefahren ist. Wer sonst noch die Autos benützt hat, weiß ich nicht", sagte die Frau unter Wahrheitspflicht. Es habe sich insgesamt um vier Leasingfahrzeuge gehandelt. "Die monatlichen Raten bezüglich Leasing und Reparaturen wurden vom Wiener Tennisverband bezahlt", gab die Zeugin an. Sie habe die offenen Aufträge in das Onlinebanking-Portal gestellt. "Dr. Sterba hat dann die tatsächliche Überweisung mittels TAN durchgeführt." Die WTV-Mitarbeiterin meint: "Ich habe mich darüber gewundert, dass der Wiener Tennisverband einen Porsche hat." Das geht nicht nur ihr so. Laut Anzeige beliefen sich die jährlichen Gesamtkosten für die Autos, die angeblich von Sterbas Familie benutzt worden sein sollen, auf mehr als 30.000 Euro.

Die Zeugenaussage einer langjährigen Mitarbeiterin des Wiener Tennisverbands, die dort auch für die Buchhaltung zuständig war, wirft massive Fragen zur Finanzgebarung auf:

Faksimilie Causa WTV
© News

Das ist jedoch längst nicht alles. Die Angaben der WTV-Mitarbeiterin, die auch für die Buchhaltung zuständig war, werfen massive Fragen in Bezug auf die Finanzgebarung des Verbands unter Franz Sterba auf. So habe es immer wieder Zahlungen ohne korrespondierende Rechnungen gegeben. Selbst auf Nachfrage habe Sterba nicht alle Rechnungen nachgereicht. Es habe zwei Kassabücher gegeben, nämlich "Kassa WTV" und "Kassa Sterba". Letzteres habe Sterba selbst geführt und ihr dann am Jahresende samt Belegen zur Verbuchung übergeben. "Wenn die Rechnungen nicht vorhanden waren, habe ich das auf dem Kassabuch vermerkt." Gefragt wurde die WTV-Mitarbeiterin auch zu einer in der Anzeige angeführten Spendenaktion, bei der von 2007 bis 2014 jährlich 3000 bis 4000 Euro hereingekommen sein sollen. Die angeblichen Spendeneinnahmen wurden jedoch laut Zeugin weder im einen noch im anderen Kassabuch verbucht.

Generell gab die WTV-Mitarbeiterin an: "Es ist mir aufgefallen, dass es teilweise Kassa-Ausgangsbelege gegeben hat, wo es keine korrespondierende Rechnung dazu gibt." Sehr wohl eine Rechnung, und zwar über 1526,40 Euro, gibt es laut Einvernahmeprotokoll für einen PC, der laut Zeugin aber gar nicht im Verbandsbüro verwendet worden sei. Laut ihrer Aussage ist der Verbandskassier ein Freund Sterbas. "Seit seiner Bestellung war A. nur zwei, drei Mal bei mir im Büro. Er hat sich die Buchhaltung aber nicht angesehen."

Sterba hat sämtliche Vorwürfe immer bestritten und angekündigt, alles aufzuklären. Er sprach zuletzt von einer "hinterhältigen Rufmordkampagne".

Showdown ist bei einer außerordentlichen Generalversammlung des WTV am 20. Oktober. Da könnte Sterba ausgeschlossen werden. News fragte den Präsidenten des ÖTV, Robert Groß, ob Sterba in diesem Fall ÖTV-Vizepräsident bleiben könne. Groß meint: "Nein, das geht nicht."

Kommentare

Wenn es so ist, warum erst jetzt diese Aussage?????

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