Opern-Skandal: Jetzt spricht eine Ballettschülerin

"Kann Vorwürfe voll und ganz bestätigen" - Blutig gekratzt und an Haaren gerissen

Jahrelang sollen Schülerinnen und Schüler an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper geschlagen und gedemütigt worden sind, wie nun bekannt wurde. Nun äußerte sich erstmals eine dieser Schülerinnen in einem mutigen TV-Interview dazu – und bestätigt alle Vorwürfe.

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Eine betroffene, ehemalige Schülerin der Ballettakademie der Wiener Staatsoper wagte den mutigen Schritt vor die Kameras, um ihre Geschichte in Bezug auf die Missbrauchs-Vorwürfe zu schildern. In dem Gespräch im „Magazin 1“ auf ORFeins bestätigt die junge Frau alle Vorwürfe.

"Kann diese Vorwürfe voll und ganz bestätigen"

„Ich kann diese Vorwürfe voll und ganz bestätigen“, sagt die ehemalige Ballettschülerin im Interview mit Lisa Gadenstätter. Sie sei damals 14 Jahre alt gewesen, als sie in der Oper unterrichtet wurde. Die Aussagen, wir seien blutig gekratzt worden oder an den Haaren gerissen, um uns in die richtige Richtung zu drehen, stimmen, erzählt sie.

"Ihr seid faule Kinder"

Zudem sei vor allem eine Lehrerin, die kein deutsch sondern nur russisch sprach, verbal ausfällig geworden. Sie selbst habe, da sie russisch spricht, für die Lehrerin auch Schimpfwörter an ihre MitschülerInnen übersetzen müssen. Darunter Beschimpfungen wie „Ihr Idioten“, „Missgeburten“ oder „Ihr seid faule Kinder“. Letzteres ein besonders verletzender Vorwurf, so die Meinung der Ex-Schülerin, sei man doch von 6 bis 18 Uhr von Montag bis Samstag im Einsatz gewesen.

Abnehm-Wettbewerbe

Auch habe „Bodyshaming“ stattgefunden. Das Gewicht der Schülerinnen war stets Thema, so dass es sogar Wettbewerbe gab zwischen der Lehrerin und Schülerinnen, wer schneller abnehme. Sie selbst sei aus diesem Grund nicht mehr in die Akademie zurückgekehrt, weil sie sich nach diversen Bodyshaming-Attacken „geschämt“ habe.

Mehrer Lehrer betroffen

Zudem sei nicht nur eine Lehrerin sondern vielmehr der Großteil dieser Lehrer von den Vorwürfen betroffen. Das besonders erschreckende sei für sie, dass das ganze erst jetzt aufgearbeitet würde. Zwar sei sie erfreut, dass die eine Lehrerin inzwischen entlassen sei, doch das sei viel zu spät passiert.

Oper wusste von Vorfällen

Gewusst habe man nämlich schon seit Jahren von den Vorfällen, da auch sie, damals als 14-Jährige mit ihrer Klasse sich überwunden habe, in die Direktion zu gehen, um sich zu beschweren. Dennoch gab es dort nie die Möglichkeit, die Meinung so zu sagen, dass es Konsequenzen gegeben hätte. Im Gegenteil, denn nach so einer Beschwerde seien die SchülerInnen von der Lehrerin zusammengeschrien worden. Prinzipiell habe das Motto geherrscht: „Du bist ein guter Schüler, wenn du deine Arbeit leistet, nichts sagst und knickst vor Autoritätspersonen.“

Nun habe sie Angst, dass sich manche Lehrer wieder „durchschleichen“ können, dass alles wieder untergeht und weiter Kinder gedemütigt werden. Sie selbst könne nicht viel machen, außer ihre Geschichte zu erzählen, sagt die Schülerin. Ein Schritt, der ohnehin schon großen Mut beweist.

Das gesamte TV-Interview gibt es hier.