Die Bio-Falle

Global 2000 kämpft gegen gefährliche Keime: Strengere Auflagen für Antibiotika gefordert

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Skandal um Hühnerfleisch - Die Bio-Falle

Die Gesundheit der Tiere leidet unter der intensiven Massentierhaltung. Die Produktion von billigem Fleisch schade letztendlich auch dem Menschen, sagt Heidemarie Porstner, Landwirtschaftsexpertin von Global 2000.

Massentierhaltung auch bei Bio-Hühnern
Doch die Massentierhaltung sei nicht nur ein Problem der herkömmlichen Betriebe, auch Bio-Hersteller seien davon betroffen, erklärt Porstner. "Das Problem ist, dass die Werbung ein zu überzeichnetes Bild des Begriffs Bio vermittelt. Natürlich gibt es auch hier eine Massenproduktion. Nur müssen sich Bio-Höfe sehr viel strengeren Richtlinien unterwerfen", teilt die Expertin mit. Antibiotika seien bei Bio-Hendln ebenfalls nicht verboten. Aufgrund der strikteren Auflagen, greife man aber nur extrem selten zu Antibiotika. Bioprodukte seien daher eine gute Alternative, wichtig sei jedoch die Anzahl der Tiere in der Massentierhaltung insgesamt zu reduzieren.

Gesetzliche Grauzone
Das Problem ist, wenn ein Huhn aus der Massentierhaltung erkrankt, werden gleich alle 30 Hühner, die mit im Käfig sitzen, auch prophylaktisch mit Antibiotika versorgt. "Gesetzlich gesehen ist das eine Grauzone", erklärt Porstner. Eine prophylaktische Vergabe des Medikaments sei zwar in der EU verboten. Aber praktisch gesehen sei es schwierig in einer Massentierhaltung nur einige Tiere zu behandeln, wenn die anderen mit im Stall sitzen.

Vier der größten heimischen Produzenten sind von Global 2000 auf antibiotikaresistente Keime getestet worden - und die Umweltschützer wurden fündig. Besonders tragisch ist dabei: Die Keime sind resistent gegen Antibiotika, die in der Humanmedizin eingesetzt werden. "Da schrillen wirklich die Alarmglocken", sagt Porstner. Tierantibiotika gebe es zwar, aber der Einsatz von Humanantibiotika sei einfach billiger, weil davon mehr produziert werden.

Umweltschützer fordern strenge Überwachung
Global 2000 fordert daher eine deutliche Eindämmung der Antibiotikavergabe in der Massentierhaltung, mehr Förderungen für alternative Tierhaltungen und strengere gesetzliche Richtlinien in Bezug auf die Verwendung von Antibiotika. Konkret sei ein Monitoring die einzige Lösung für das Keim-Problem, so die Expertin. "Es sollte eine Datenbank geben, die Produzenten und Tierärzten gleichermaßen einen Überblick über die Antibiotikavergabe verschafft."

Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima fordert unterdessen ein sofortiges Verbot von Humanantibiotika in der Tierhaltung. "Es ist absolut inakzeptabel, dass gesunden Tieren überhaupt Antibiotika verabreicht werden, noch dazu welche, die in der Humanmedizin eingesetzt werden. Die Folgen sind fatal: Menschen werden resistent, Behandlungen mit Antibiotika schlagen in der Folge nicht mehr an", warnt Sima in einer Aussendung.

Kommentare

fuerTiere

Größer - schneller - billiger: Unter diesem Motto der Agrarindustrie leiden heute rund 150 Mill. Nutztiere in deutschen Ställen. Ob Schwein, Rind, oder Legehenne, ob Pute, Kaninchen oder Ente - sie werden verstümmelt, in enge Ställe oder Käfige gepfercht und mit Medikamenten vollgepumpt. Auf der Strecke bleiben nicht nur das Wohl der Tiere und ihre artgemäße Haltung, sondern auch Qualität, Geschmack und die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte.
Mediziner warnen seit Jahren die Verbraucher vor Medikamentenanreicherungen in Fleisch, Milchprodukten und Eiern. Es gilt als gesichert, daß Antibiotikaanreicherungen im Fleisch, speziell im Schweinefleisch, die Hauptursache für die hochbrisante Antibiotikaresistenz beim Menschen sind. Immer mehr Menschen sprechen selbst auf hohe Antibiotikadosen nicht mehr an.

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Jeder Betrieb bei dem irgendwas gefunden wird gehört sofort geschlossen und der Betriebsleiter gehört neben einer saftigen Strafe (nicht mit einer die er aus der Portokasse bezahlt!) mit lebenslänglichem Berufsverbot belegt!
Ich kann mich über keine Sparte so aufregen wie über den Agrarbereich. Einerseits erhalten diese Herrschaften eine Unmenge Förderungen die die restliche Bevölkerung mit ihren Steuern finanzieren muß und zum Dank dafür vergiften sie uns!

mundl66 melden

Re: Jeder Betrieb bei dem irgendwas gefunden wird Vollkommen richtig !
Aus beruflicher Erfahrung weis ich das die Gesetze als solche nicht angesehen werden. Viele Betriebe kalkulieren ein paar Strafen jährlich ein. Denen is es vollkommen wurscht ob sie uns mit den Produkten umlegen, und genau das ist in meinen Augen " vorsätzlich" und gehört so bestraft das diese Subjekte nie wieder aus dem Häfen kommen !

Flemming schau obe....... Nun wird mir klar warum immer gesagt wird das Hühnersuppe gesund macht .

In meiner Ahnungslosigeit stellt sich für mich nur die Frage warum Tierantibiotika statt Humanantibiotika eingesetzt werden sollte? Die Wirkweise wird doch die selbe sein!

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Es gehören im Lebensmittelbereich genauso strenge Gesetze her wie in der Technik Die Agrarmafia kann sich ja alles erlauben von der Tierquälerei bis zur Vergiftung des Konsumenten. Und als Entschuldigung wird dafür immer der Preiskampf hergenommen. Den gibt es aber überall, zum Beispiel auch in der KFZ-Industrie. Solange aber dort ein Produkt nicht nach menschlichem Ermessen bedenkenlos in Betrieb genommen werden kann erhält es keine Zulassungsgenehmigung. Die gleiche Sorgfalt gehört auch im Lebensmittelbereich (und Tierschutz!) angewendet.

mundl66 melden

Re: Es gehören im Lebensmittelbereich genauso strenge Gesetze her wie in der Wir haben strenge ? Gesetze im Lebensmittelbereich wie zb. das LMSVG oder das Produkthaftungsgesetz.
Das Problem dabei ist, das Verstöße dagegen vom Inverkehrbringer aus der Portokasse bezahlt werden und alle Konsumenten zum Sonderangebot greifen =(

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Und ein Sonderangebot darf mangelhaft sein? Um beim KFZ-Beispiel zu bleiben - ein Aktionsmodell darf also eine schadhafte Lenkung haben oder Bremsen die nicht funktionieren, oder Reifen die es bei 80 km/h zerreisst, etc.?
Genau das habe ich gemeint - in der Technik darf auch ein niederiger Preis keine Gefahr für Leben und Gesundheit bedeuten, bei Lebensmitteln anscheinend schon. Wobei man hier nicht übersehen darf, dass bei Lebensmitteln nichteinmal ein hoher Preis ein Garant für Qualität sind. Wie man sieht haben oft sogar die unverschämt teuren Bioprodukte mangelhafte Qualität.

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