Wie rassistisch ist der "Simpsons"-Charakter Apu?

In den USA gibt es eine heftige Diskussion um den Umgang der Serie mit Stereotypen

Seit dem Start der Rekord-Fernsehserie vor rund 30 Jahren ist auch der Supermarktbetreiber Apu ein fester Bestandteil der "Simpsons". Doch nun ist eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob die Darstellung des indischstämmigen Einwanderers rassistisch ist. Losgetreten haben sie wohl die Simpsons selbst – mit einer Anspielung auf die Kritik.

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Debatte - Wie rassistisch ist der "Simpsons"-Charakter Apu?

Kennen Sie Apu? Der gebürtige Inder mit dem klingenden Nachnamen Nahasapeemapetilon betreibt den "Kwik-E-Mart" in Springfield, der Heimatstadt der "Simpsons". Er ist fleißig, ein strenggläubiger Hindu, Vater von acht Kindern und lebt in einer von seiner Mutter arrangierten Ehe. Seine Catchphrase ist "Beehren Sie uns bald wieder", er spricht mit einem starkem Akzent und ist anders als die meisten Simpsons-Charaktere nicht gelb, sondern braun. Während all das bei seinem ersten Fernsehauftritt im Jahr 1990 noch kaum jemanden gestört hat, wird in den USA nun heftig darüber diskutiert, ob das nicht ein bisschen viele Klischees auf einmal sind. Sind die "Simpsons" rassistisch?

Lange Zeit der einzige Inder im Fernsehen

Im November des Vorjahres veröffentlichte der selbst indischstämmige Komiker Hari Kondabulu eine Dokumentation, die auf diese Kritik aufmerksam machte. In "Das Problem mit Apu" berichten bekannte indische Amerikaner, darunter die Schauspieler Aziz Ansari und Kal Penn, wie die Figur ihrer Meinung nach das öffentliche Bild von Indern in den USA geprägt hat – und wie sie selbst dafür von Klassenkameraden gemobbt wurden. Apu war lange Zeit die einzige wirklich breitenwirksame Darstellung eines Inders im US-Fernsehen. Besonders kritisiert wird der übertriebene, von einem weißen Sprecher imitierte Akzent, den viele als verletzend empfinden. Kondabulu meint, es klinge wie "ein weißer Typ, der einen weißen Typen nachmacht, der sich über meinen Vater lustig macht".

Dass die Debatte aktuell wieder hochkocht, daran dürfte die Serie vor allem selbst schuld sein. Denn nach mehreren Monaten des Schweigens in Reaktion auf den Film gingen sie in einer im April ausgestrahlten Folge auf die Kontroverse ein – in einer für Kritiker alles andere als zufriedenstellenden Weise. Nach einer Szene, in der Marge und Lise über ein Buch mit rassistischen Stereotypen sprechen, das Marge einst gern hatte, blickt Lisa direkt in Richtung der Zuseher und sagt: "Etwas, das es seit Jahrzehnten gibt und das bejubelt und unproblematisch war, ist jetzt politisch inkorrekt. Was kann man machen?" Dann blickt sie auf Porträt von Apu.

Simpsons-Macher drücken sich vor einer Lösung

Die Szene sorgte unter den Kritikern bloß für weitere Empörung. Das Problem werde nicht eingestanden, sondern als Einbildung der übertrieben "politisch Korrekten" dargestellt. Mit ihrem "Was kann man machen?" würden die Produzenten eine Frage weitergeben, die sie eigentlich längst selbst beantworten hätten müssen. Kondabolu bezeichnete die offizielle Reaktion der Simpsons als "traurig". Weiter angeheizt wurde die Debatte durch Simpsons-Erfinder Matt Groening, der davon sprach, dass manche Leute es eben "lieben würden, so zu tun, als wären sie beleidigt". Dass sich an Apus Darstellung also in absehbarer Zeit etwas ändert, ist nicht zu erwarten.